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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Lüppo-Cramer, Henricus: Studien über die Natur des latenten Lichtbildes
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0182

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IÖ2

Studien über die Natur des latenten Lichtbildes.

sionen zeigt sich allerdings deutlich, dass ein Brombad be-
deutend stärker nach der Belichtung (d. h. auf das latente
Bilcl) als vor derselben (d. h. auf das Bromsilber selbst) auf
die sensible Schicht wirkt, so dass hier thatsächlich mit einigem
Rechte von der Wirkung des Broms auf das latente Bild ge-
sprochen werden kann. Indessen wirkt auch bei Collodion-
Emulsionen das Brom in einiger Concentration (einprocentige
Lösung in Wasser) des Bades auch vor der Beliehtung so
stark, dass das Zustandekommen des Bildes völlig gehindert
wird. Zwischen Subbromid- und Silberkeim-Theorie kann der
Bromirungsversuch nicht entscheiden, aa auch das metallische
Silber eines Negatives durch Baden in Bromwasser äusserst
leicht in Bromsilber übergeführt wird.

Ein Hauptargument gegen die Silberkeim- Theorie wurde
darin gefunden, dass das latente Bild durch Salpetersäure
nicht zerstört wird. Für diese Nichtzerstörbarkeit des iatenten
Bildes durch Salpetersäure haben sich viele Vertheidiger ge-
funden. Nun ist aber leicht zu constatiren, dass die von den
betreffenden Experimentatoren angewandten Säuren alle nicht
hinreichend stark waren, um das Silber eines Negatives auf-
zuiösen, und dass bei Anwendung einer concentrirten Salpeter-
säure das latente Bild auf Bromsilber-Collodion-Emulsionen
thatsächlich zerstört wird. Die Versuche mit Gelatineplatten
sind hierbei ganz nichtig, da auch stark verdünnte Salpeter-
säure, welche metallisches Silber noch lange uicht auflöst,
schon mit Leichtigkeit die Gelatineschicht zerstört. Die Ver-
suche von Eder mit gesilberten Bromsalz-Collodionplatten
sind meiner Ansicht nach eben w regen des Silberüberschusses
nicht geeignet, die fragliche Reaction aufzuklären, da hierbei
ein Specialfall untersucht wird, dessen Ausgang eigentlich
nichts für das latente Bild im engereu Sinne beweisen kann.

Das latente Bild auf Emulsionen ohne Silberüberschuss
wdrd also zweifellos durch Salpetersäure zerstört. Freilich
ist mir schon immer niclit recht klar gewesen, weshalb in
dem Streite um die beiden Hj'pothesen diese Salpetersäure-
Reaction eine so grosse Rolle spielen sollte. Wurde doch
schon immer angenommen, dass auch Subbromid mit Salpeter-
säure reagire nach der Gleichung:

4 AM\Br -f 6 HNO, = 4 Ag Br -f 4 Ag NO, -f N.2 O, +3 EO 1 2)
und das von Otto Vogel 3) auf dem Wege über Kupferbromür
hergestellte reine Silberbromür entsprach ja ebenfalls dieser
Gleichung.

1) Eder’s „Handbuch d. Pliot.“ 2. Theil, 6. Heft, S. 53.

2) ,,Phot. Mitt.“ 1899, S. 334.
 
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