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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Elster, Julius: Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Becquerelstrahlen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0219

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Die Fortschritte auf dem Gebiete der Becquerelstrahlen.

199

Für die niclit ablenkbaren Strahlen, für die Strahlen des
Poloniums überhaupt und für X-Strahlen war ein Transport
negativer Elektricitätsmengen niit Sicherheit nicht nach-
weisbar.

Aus diesem Verhalten der ablenkbaren Strahlen zog
Becquerel 1) und nahezu gleichzeitig auch Dorn 2) den
Schluss, dass im elektrostatischen Felcle ebenfalls eine Be-
einflussung clerselben nachweisbar sein müsse. Die gehegten
Erwartuugen wurden bestätigt. Lässt man clie Strahlen senk-
recht gegen die elektrischen Kraftlinien zwischen den Platten
eines Condensators hindurch gehen, so erfahren sie durch die
negativ geladene Platte desselben eine Abstossung. Aus der
Grösse der auftretenden Verschiebung des Strahles in einem
elektrischen Felde bekannter Stärke und der Grösse des
Krümmungsradius des gebogenen Strahles in einem iu
absoluten Einheiten gegebenen magnetischen Felde findet
Becqnerel 3 4) für die Geschwindigkeit der abgeschleuderten
Theilchen 1,6 io° cm/sec, eine Zahl, die innerhalb cler Grenzen
der für Kathodenstrahlen gefundenen liegt. Plieraus bestimmt
sich clie Energie der von einem Ouadratcentimeter ausgehendeu
Strahlen zu einigen Zehnmilliontel Watt pro Secunde und ein
Verlust an ausgestrahlter Substanz von einem Milligramm in
einer Milliarde von Jahren. Eine messbare Gewichtsver-
miuderung radioactiver Präparate ist claher in einer endliclien
Zeit nicht zu erwarten. ^

Auf einem anderen Wege haben Rutherford und
Mc. Clung 1) die Energiemengen radioactiver Substanzen
bestimmt. Unter der Annahme, dass die durch Uranstrahlen
erzeugten Jonen die gleichen seien, wie bei den Röntgen-
strahlen, finden sie die von einer dicken Schicht Uranoxyd
im Gas pro Ouadratcentimeter ausgestrahlte Energiemenge
gleich 10 —n Grammcalorien pro Secunde.

Nach Dorn (1. c.) verräth sich das Mitführen negativer
Elektricität noch dadurch, dass ein von Becquerelstralilen
getroffener und elektrisirter Leuchtschirm abdunkelt bei nega-
tiver und aufleuchtet bei positiver Ladung. In ersterem Falle
erfahren also auch hier die Strahlen eine Repulsion.

Nach den zuletzt mitgetheilten Versuchen ist es sehr
wahrscheinlich, dass die magnetisch und elektrisch ablenkbaren
Becquerelstrahlen ihre Entstehung einer von den radioactiven

1) H. Becquerel, „Compt. rend.“ 1900, Bd. 130, S. 809.

2) E. Dorn, Beiblätter 1900, 24. S. 519.

3) H. Becquerel, „Compt. rend.“ 1900, Bd. 130, S. 809.

4) E. Rutherfordund Mc.Clun»;, „Nature“ 1900, Vol.63, S. 50: und
„Physikalische Zeitschrift“ 1900, 2. S. 53.
 
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