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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Wallon, E.: Der gegenwärtige Stand der Fabrikation photographischer Objective in Frankreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0246

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■22.6

Fabrikation photograpbischer Objective in Frankreich.

]eute, nämlich Hermagis, gewesen, dem es zuerst gelungen
war, die von Claudet in dem Petzval’schen Doppelobjective
constatirte chromatische Aberration zu beseitigen. Auch im
Auslande erfreuten sich die französischen Marken eines vor-
züglichen Rufes, aber unsere Optiker hatteu kaum einmal
einen Versuch gemacht, über diese beiden Grundtypen und
die davon abgeleiteten Formen hinauszukommen; ausserdem
hatten sie sich übrigens auch ganz auf ihre eigenen Kräfte
verlasseu, und die Theoretiker hatten sich wenig um das
Studium auf dem Gebiete der photographischen Optik be-
kümmert.

Wohl die, einzige Ausnahme bildete vielleicht Adolphe
Martin, der auf diesem Gebiete zu Untersuchungen angeregt
hatte. Schiiler und Mitarbeiter des grossen Foucault, hatte
er 1877 eine wichtige Arbeit über die directe Bereehnung der
astronomischen Objective veröffentlicht und 1888 auch ein
photographisches Objectiv construirt nach dem Typus des
Weitwinkel-Aplanaten, das er ganz und gar mit Hilfe der
trigonometrischen Methode berechnet hatte. Jedoch hatte er
keinen Werth darauf gelegt, seine Methoden in weiteren
Interessenkreisen bekannt zu machen. Durch Krankheit ge-
zwungen, jeglicher Arbeit zu entsagen, hatte er sich nach
der Normandie zurückgezogen.

Verschiedene Glasfabriken lieferten selir geschätzte Gläser
nach den Wünschen unserer Optiker, sogar auch ins Ausland,
aber sie beschränkten sicli auf Material vom alten Typiis.
Die bedeutendste dieser Firmen war die von Guinand be-
griindete Fabrik, welche später von Feil geleitet wurde und
jetzt unter der Leitung von Mantois steht. In dieser Fabrik
hatte man eine stattliche Reihe von Versuchen angestellt. Vom
Jahre 1880 ab wurden nach Ausweis der Preislisten in der Glas-
fabrik von La Glaciere Barytgläser gegossen und Dr. Hugo
Schroecler hat mir in einer Zuschrift mitgetheilt, dass er
solche Gläser 1889 in Paris ausgestellt gesehen, sich jedoch
später vergeblich bemüht habe, ihrer habhaft zu werden.
Da Niemand auf ihre Bedeutung hingewiesen hatte, waren
sie, von der Optik verschmäht, nur zur Imitation von Edel-
steinen verwendet worden; da sich dabei aber nur ein ganz
minimaler Absatz erzielen liess, hatte man bald ihre Her-
stellung aufgegeben.

Bndlich war man in Frankreich völlig unzureichend
unterrichtet über die in Deutschland von Dr. Miethe,
Dr. Schroeder, Dr. Abbe und anderen hervorragenden
Gelehrten ins Werk gesetzten und init Eifer fortgeführten
Uhitersuchungen. Trotzdem wmrden die ersten Zeiss’scheu
 
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