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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Kampmann, K.: Zur Geschichte der Buch- und Steindruckwalze
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0298

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278

Zur Geschichte der Buch- und Steindruckwalze.

Im Hause cles Freiherrn von Stengel machte Schmid
im Jahre 1787 auch seine ersten Versuche, auf Kehlheimer
Platten zu ätzen, und in weiterer Folge führten ihn diese
auch clazu, von den hochgeätzten Zeichnungen Abdrücke zu
machen, um sich auf diese Art billige Vorlagen für den
Zeichenunterricht seiner Schüler selbst herzustellen.

Aus der vorerwähnten Brochure Dr. Nagler’s geht nun
die bislrer ganz unbeachtete Thatsache hervor, dass Dekan
Schinid sich hierbei, zum Auftragen cler Farbe auf die am
Steine hochstehende Bildfläche, bereits der Walze be-
diente.

Als unumstösslicher Beweis dieses Umstandes dient ein
eigenhändiges Schreiben dieses interessanten, bisher fast ver-
gessenen Mannes, rvelches er im März 1810 an clen damaligen
Gallerie-Inspector von Dillis schrieb, und zwar als Be-
antwortung einiger vom Kronprinzen Ludwig, dem kunst-
begeisterten späteren König, in Bezug auf die Erfindung
der Lithographie durch von Dillis an Schmid gestellten
Fragen, die dieser, wie er im Eingang sagt, nur aus Gehorsam
gegen Se. kgl. Hoheit beantwortete.

Dieser Brief ist, mit einem Berichte über die Erfindung
des Steindruckes, dem vierten Hefte des 1817 unter Ch. v. M anu-
licli’s L.eituug begonnenen Galleriewerkes von Müncheu und
Schleissheim, welchem auch clas obige Porträit entnommen
ist, beigegeben und von Dr. Nagler in der vorerwähnten
Brochure, seiuer Seltenheit wegeu, wörtlich zum Abdrucke
gebracht. Demnach ist der Wortlaut dieses interessauten und
wiclitigen Dokumentes folgeuder:

,,Du forderst mich im Namen Sr. kgl. Hoheit des Kron-
prinzen auf, dein Schreiben genüglicli zu beantworten, und
ich gehorche. Sclion zur Zeit, als ich die Stelle eines Real-
lehrers in Miinchen vertrat (1787), fielen mir mehrere in cler
Nähe des Schulhauses zu „Uuserer lieben Frau“ sich be-
findliche Lefichensteine auf, die mit aquaforte (Scheidewasser)
geätzt, siclr besonders auszeichneten, worunter ein, zwisclien
dem sogenanuten Bennobrunnen und der Sacristei auf-
gehangener, meine Aufmerksamkeit auf- sich zog, aucli micli
veraulasste, mit zerschmolzenem Wachs grosse Fracturbueh-
staben auf Bruchstücke von Marmor zu ätzen ]) uud selbe
durch Auftragung einer Buchdruckers chwärze, wozu
ich mich eines um eine Achse beweglichen Cylinders be-

1) Vielmehr die Buclistaben mit heissem Wachs auf Stein zu zeichnen
und diesen dann mit Scheidewasser zu beg-iessen, um die Buchstaben erhaben
zu erhalten.
 
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