Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

DOI Artikel:
Kampmann, K.: Zur Geschichte der Buch- und Steindruckwalze
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0299

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Geschichte der Buch- und Steindruckwalze. 2 y9

diente, reclit sichtbar zu maclien, welches sogleich
Anlass zu einem Abdruck gab.

Nach einiger Zeit fiel mir ein altes, zu Nürnberg in
Ouart gedrucktes Kunstbuch (wenn ich nicht irre, unter dem
Namen: Kunst und Werkschule) in die Hände, welches eine
Anleitung enthält, feinere Zeichnungen auf Stein aufzutragen
und zu' ätzen. Da ich mich genau an die Vorschrift hielt,
machte ich mit der Zeichnung eines Vogels nach Art eines
Holzschnittes glückliche Versuche und theilte einige Abdrücke
dem Herrn Westenrieder und dem Rector Steiner mitj
die mich ermunterten, mehrere derlei Zeichnungen zum Ge-
brauche der deutschen Schulen zu verfertigen.

So kamen mehrere Hefte zum Vorschein, eins von sechs
Tabellen von dem menschlichen Körper, eins von Gift-
pflanzen u. a. m., Landkarte, geometrische Zeichnung einwärts
gearbeitet u. s. w.

Noch verdient bemerkt zu werden, dass ich mit Herrn
Senefelder keinen IJmgang pflegte, von Person denselben
nicht einmal kenne, obgleich ein Bekannter desselben, Herr
Hofmusikus Gleissner 1), sich etlichemal bei mir einfand
und über dieses und jenes sich besprach.

Lieber Dillis, das ist alles, was ich dir nach Treu und
Wahrheit schreiben kann. — Dass zu Federkriegen und ge-r
lehrten Streitigkeiten ein weites Feld übrig bleibt, welche ich
aber als ein Mann, der Zeitlebens schon genug herum-
gehudelt worden, vom Herzen zu vermeiden suche — Ich
halte mich für belohnt genug, genützt zu haben u. s. w. “

Nach dem obigen, getreu dargestellten Sachverhalte
gebührt demnach dem geistlichen Rathe Simon Schmid
nicht nur das Verdienst, zuerst von hochgeätzten Stein-
zeichnungen Abdrücke gemacht zu haben, sondern auch
noch das weitere Verdienst, der Erste gewesen zu sein,
welcher sich zu diesem Zwecke der Walze als einfärbendes
Werkzeug bediente. Simon Schmid gebührt somit un-
streitig die Priorität, dieses heute unentbehrliche Instrument
in die Drucktechnik eingeführt, ja vielleicht sogar erfunden
zu haben.

i) Der spätere Compagnon S e n e f e 1 d e r ’ s.
 
Annotationen