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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 14.1916

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Ahlers-Hestermann, Friedrich: Thomas Herbst
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Diese, man möchte sagen Geheimhaltung seines
Künstlerdaseins war, wenigstens zum Teil, ein Pro-
dukt des Doppellebens, das er in Hamburg führte:
als Maler und als Bürger. Der Bürger in ihm hat
wohl nie gänzlich das Gefühl überwunden, dass
seine Thätigkeit etwas von der Norm Abweichen-
des, Auffälliges, nicht ganz Passendes wäre, von
dem man am besten nicht viel Aufhebens machte,
sich allenfalls mit den Ergebnissen, wie sie gerahmt
und gefirnisst an der Wand eines eleganten Hauses
glänzten, nicht aber mit der Arbeit beschäftige, die
dazu führt, oder mit dem Verhältnis dieser Bilder
zu anderer Kunst. Er wollte zur „Gesellschaft" ge-
hören, als vollberechtigtes Mitglied, nicht nur als
gelegentlicher Gast, wie es wohl die natürliche
Stellung des Künstlers ist. Hier nun glänzte er,
glänzte gern und talentvoll und nahm als Plauderer
und Spötter die Erfolge entgegen, denen er als
Maler auswich. Die Stätte dieser kleinen Triumphe
liebte er, und er war gekränkt, wenn ein neu-
ernannter Senator nicht aus einer alten Familie oder
gar nicht einmal in Hamburg geboren war, nannte
die Damen nach verschollener Sitte Madame und
wusste in den kleinen Skandalgeschichten von drei
Generationen so gut Bescheid wie in den Werken
der Fontainebleauer.

Der Künstler sass abends oft allein im Cafe
Felber am Steindamm und las Zeitungen. Die Kell-
ner haben nie genau gewusst, wer der kleine Herr
mit der krummen Nase und dem grau-rötlichen
Haar und Spitzbart war. Da er aber etwas Achtung-
gebietendes hatte und man sich kaum denken
konnte, dass ein derartiger Herr ganz ohne Titel
sei, nannten sie ihn den Professor, was Herbst auf-
richtig verdross. Hier hatte er wenn auch mit Unter-
brechungen andie fünfundzwanzig Jahregesessen, mit
den Kollegen der Generation von 1890, mit Licht-
wark und Brinckmann, gelegentlich auch mit Lieber-
mann, Edvard Munch und anderen auf der Durchreise
befindlichen Bekannten, ja zuletzt noch mit einigen
von den jüngsten Hamburger Malern, und hatte
geredet, wie man eigentlich nur in Cafes reden
kann, Malerei, Klatsch, Anekdoten, die Leute am
Nebentisch, Kollegen und wieder Malerei: zwi-
schen Plüschsofas, Ladenjünglingen und Marmor-
tischen stiegen dann Visionen auf von jenen ewigen
Werken, die uns begeistern — und die ferne sind.

Es entstand nach solchen Abenden in dem einen
oder anderen der Zuhörer wohl der vage Wunsch
zu reisen, dahin zu gehen, wo Rubens und Dela-
croix, Tintoretto und Rembrandt von den Wänden

funkeln, wo es in der Luft irgendeine Gemein-
samkeit zu geben scheint von Leuten, die sich mutig
und ernst mit der Malerei beschäftigen, kurz, trotz
des äusserlich so intensiven und bedeutungsvollen
Lebens der Hansestadt das leise Gefühl: Peripherie,
Provinz. — Aber nichts weniger als das wollte sein
hüpfendes und fliessendes Gespräch erwecken. Denn
er hatte sein Schicksal fest und endgültig mit der
Vaterstadt verknüpft, war überzeugt, dass es keine
andere Stätte für ihn gäbe und bewies oft dem
Zweifler, wie richtig, natürlich und malerhaft sein
Leben sei: im Sommer, auf dem Lande, male er
die Studien und im Winter, Tag für Tag, arbeite
er still und einsam an seinen Bildern.

Dieses Leben führte er seit Mitte der acht-
ziger Jahre. Vorher freilich war er draussen ge-
wesen und hatte die Zeit so glücklich genutzt, dass
seine Malerei bis zuletzt einen völlig weltbürger-
lichen Stil behalten hat und er nie der naheliegenden
Gefahr ein Heimatskünstler in dem schlimmen
Sinne zu werden erlegen ist.

Nach Beendigung der Gelehrtenschule des Jo-
hanneums — an welcher seinVater, der alte Professor
Herbst, gewirkt hat — wurde der Siebzehnjährige
nach Frankfurt auf das Städelsche Institut geschickt,
wo ihn ein gewisser Becker unterrichtete. Seiner
kritischen Einsicht entging nicht das Falsche und
Zwecklose des dortigen Unterrichts, und so trat er
schon das nächste Jahr bei Steffeck in Berlin ein.
Hier lernte er Liebermann kennen, und hier be-
gann jene ganz unsentimentale echte Künstlerfreund-
schaft oder vielmehr Kameradschaft, die bis an
seinen Tod nicht gestört worden ist. Dabei waren
die Rollen keineswegs so verteilt, dass Herbst dau-
ernd der Empfangende, die Nebenerscheinung blieb.
Zumal in den folgenden Jahren in Weimar, wohin
der sich vereinsamt fühlende Liebermann den Freund
nachholte, galt Herbst in den Akademiekreisen als
der schlechthin Bedeutendere, seiner Geschicklich-
keit wegen. Der alte Diriks in Paris erzählte vor
einigen Jahren, wie man in Herbst den „kommen-
den Mann" gesehn und davon gemunkelt habe,
dass er auf eine ganz neue, breite Art male, wie
man versucht habe in sein Atelier einzudringen und
er unter Opferung einiger Flaschen Wein diesen
Sturm regelmässig und liebenswürdig abzuschlagen
wusste. Während Liebermann noch nach einem
Stoffgebiet tastete, scheint Herbst schon damals
den Kreis seiner Motive entdeckt und begrenzt zu
haben. Er stand darin auf den Schultern des Ham-
burger Bauernmalers Hermann Kauffmann, und die



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