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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 14.1916

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Heft 12
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4751#0648

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UNSTAUSSTELLUNGEN

Die Grosse Berliner Kunst-
ausstellung 1916.
Sie ist da. Der Krieg untergrub
ihre Existenz nicht. Nur ihr Umfang
ist kleiner geworden. Das könnte ein
Vorteil sein, wenn die Beschränkung auf Auswahl hin-
ausliefe. So aber ist es die alte Mischung; nur leichter
abgewogen; in kriegsmässiger Streckung. Die soziale
Verpflichtung steht bei diesen Unternehmungen, wie
bekannt, im Vordergrunde: weniger für die Seele der
Kunst als für den Leib der Künstler soll gesorgt werden.
In Kriegszeiten ist die wirtschaftliche Frage akuter als
je: denn hat es auch im wesentlichen seine Richtigkeit
mit den plötzlich aufgetauchten Kunstbedürfnissen und
Kunsterwerbungen, so profitieren doch von der selt-
samen Kriegshausse in erster Reihe die grossen und
grössten Namen. Die Künstler der mittleren Linie und
die kleineren gehen ziemlich leer aus: und hier soll die
Jahresmesse ausgleichend einwirken, die von den beiden
amtlichen Kunstbehörden auf altehrwürdiger Grund-
lage abgehalten wird.

Man will redlichen Handwerkern der Kunst den
Kampf ums Dasein erleichtern, — schön. Das gestehe
man offen zu: dann nämlich ist für ästhetische Bewer-

tung kein Raum, und der Reporter hat das Wort. Wenn
aber von den Führern betont wird, diese Ausstellungen
seien als Ausdruck der Zeit, zumal der Kriegszeit gedacht,
so wird ein schärfer hineinblickendes Urteil herausge-
fordert. Und so wäre denn festzustellen, dass diese
Sammlung auch nur wieder ein Ausdruck des konser-
vativen, sehr unpersönlichen Geistes ist, der das Niveau
des offiziellen Berliner Kunstbetriebes herabdrückend
beherrscht. Gerade die bevorzugten Talente, die aus der
grauen Masse hier und dort hervorschimmern, bestätigen
diese Thatsache. Die besten sind eben nur geschickte
Techniker, sind Arbeiter aus zweiter oder dritter Hand.
Eichhorst, beispielsweise, schildert sehr virtuos ein paar
Bäuerinnennachdenstrengsten Gesetzen derLeiblschule.
Es geht nicht an, meine Herrn Kollegen, hier zwischen
„grundsätzlicher" Leiblschule und Leibl-„Nachahmung"
zu unterscheiden; dies ist nichts anderes als ein Spiel
mit Worten, als eine Dialektik, bei der ein Ruhm heraus-
destilliert werden soll. Dies ist Leibl-Nachahmung.
Eichhorst gehört nicht mehr zur versuchenden Jugend;
vor zweiundzwanzig Jahren schon konnte man bei ihm
handwerkliche Festigkeit und Fertigkeit entdecken und
loben. Er hat inzwischen mehrere Schulen durchgemacht
und steckt jetzt in der Leibl-Manier. Der Fall ist sehr

KONSTANTINOPEL, SERAIL EAB-IHUMAJUN

6.5
 
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