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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 14.1916

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Heft 11
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4751#0594

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UNSTAUSSTELLUNGEN

BERLIN

Die Kollektivausstellung von Ar-
beiten des Malers E. R. Weiss bei
Fritz Gurlitt zeigte wieder, wie viel-
seitig dieser Künstler interessiert und orientiert ist. Er
hat zu viele Interessen und Orientierungspunkte, er
hat zu viel Verständnis für verschiedenartige Instinkte
der Zeit. Die Bilder von Weiss verraten ein starkes
künstlerisches Verantwortlichkeitsgefühl, aber man ver-
mag die Persönlichkeit nie recht zu greifen. Sie wird
von Versuch zu Versuch, von Ziel zu Ziel getrieben
von einer ehrgeizigen Unruhe. Und eben dieses — so
paradox es klingt — giebt der Gesamtheit der Arbeiten,
bei aller äusseren Verschiedenheit, etwas Eintöniges.
Jeder Mensch hat seine besondere Tragik. Die dieses
Malers besteht darin, dass sein Talent zugleich auf die
reine Malerei gerichtet ist und auf das Dekorative.
Das will sagen: er strebt gleich stark zur Ausdrucks-
kunst und zur Reizkunst und kann beides doch nicht
in einer organisch scheinenden Form vereinigen. Er
hat Sinn für das Ewige und zugleich für das Modische.
In allen Bildern ist das Gewissen des echten Künstlers,
doch stören auch Gesinnungen des Tages. Dieser Dua-
lismus des Wollens führt ihn wie von selbst einem
geistreichen, beweglichen und selbst originellen Eklekti-
zismus zu. Er blickt auf Trübner, auf Manet, auf Picasso,
auf Matisse, auf den Klassizismus oder auf anderes.
Er will den Stil und bleibt immer ein wenig im Arrange-
ment, im Geschmacklichen stecken. Bei seinen Stilleben
steckt die Kunst mehr im Aufbau als in der Malerei.
Bei allem was er thut, verrät er aber viel Tüchtigkeit,
Einsicht und Empfindung. Die schön gehängte Aus-
stellung zwingt zum Respekt; nur passionieren kann sie
den Betrachter nicht. Man denkt vor den Bildern
darüber nach, warum das kunstgewerblich Betonte, das
Dekorative so schwer zu überwinden ist, warum einer,
der das Kalligraphische im Blut hat, niemals zu einer
ganz charakteristischen Handschrift gelangt, die nur
ihm eigen ist. Der Fall E. R. Weiss ist, kritisch be-
trachtet, ein sehr interessanter Fall und lohnt eine
eigene Untersuchung. Sie soll demnächst einmal ver-
sucht werden, mit alle dem Respekt, den ein Künstler
beanspruchen kann, der alles giebt was er hat und in
dessen Eigenart sich wichtige Energien der gegen-
wärtigen Kunst sammeln wie Lichtstrahlen in der
Linse. K. Seh.

MÜNCHEN

Weisgerber-Gedächtnis-Ausstellung

Die Münchener Neue Sezession veranstaltete zum
Gedächtnis ihres vor Jahresfrist gefallenen ersten Präsi-
denten eineumfangreicheWeisgerber-Ausstellung. Man
sah nicht weniger als 118 Bilder und eine grosse Anzahl
Zeichnungen. Die Ausstellung bedeutete in gewissem
Sinne eine Überraschung. Dass Weisgerber ein überaus
fleissiger, ehrlicher undintelligenterKünstlerwar, wusste
man. Aber hatte man zu seinen Lebzeiten doch stets
die Einflüsse betont, die seine Kunst jeweilig erfahren
hatte, so musste man angesichts des hier, wenn auch
etwas lückenhaft, zusammengestellten Lebenswerkes des
Künstlers erkennen, und mit Freude anerkennen, dass
Weisgerber all die verschiedenen Einflüsse von der
Scholle bis zuCezanne doch in höchst persönlicher, über-
aus kraftvoller Weise verarbeitet hat. Das bedeutete
eben den Erfolg der Ausstellung, dass einem hier eine
gesunde, ehrliche Kraft gegenübertrat, und man nicht
nur künstlerischen Schwung, sondern auch menschliche
Wärme verspürte. Freilich auch diese Ausstellung Hess
naturgemäss das Unvollkommene in dem so jäh abge-
schnittenen Schaffen des zäh und schwer ringenden
Künstlers deutlich genug hervortreten. Man fühlte vor
allem, dass sich der Künstler ganz sicher noch zu einer
viel grösseren Freiheit durchgerungen hätte und dass
es ihm mit der Zeit wohl gelungen wäre, das ihn be-
herrschende Problem einer wahrhaft schönfarbigen
Monumentmalerei glücklich zu lösen.

Es ist wohl keinem Münchener die Stuck-Schule so
gut bekommen, wie Weisgerber. Der Sinn für grosse
Komposition mit pathetischem Schwung war bei Weis-
gerber schon wach, als er, rein malerisch betrachtet,
noch ganz im Münchener Impressionismus steckte.
Weisgerber hat als ein Meister der Komposition in inner-
lich mühevollem Ringen mit der Zeit die äusserlich deko-
rative Note wie den illustrativen Einschlag immer mehr
zu überwinden gewusst und durch seine kompositioneile
Phantasie auch die zu fesseln gewusst, die seinen Koloris-
mus häufig als zu spielerisch und unausgeglichen emp-
fanden. Die Folgen der Sebastians- und Jeremiasbilder
zeigen besonders klar die wachsende Verinnerlichung des
Künstlers, der hier nicht nur ein dankbares Sujet als
Maler in eigenartiger Weise behandeln wollte, sondern
den es wirklich dazu drängte, seinen religiösen und
ebenso — wie bei dem ,,Vorstadt"bild — seinen sozialen
Gefühlen malerischen Ausdruck zu verleihen. So ist der
Expressionismus, auf den Weisgerber hinsteuerte, etwas
Grundverschiedenes von jenem meist aus artistischem
Spieltrieb geborenen. Wie sehr es Weisgerber darauf
ankam, diese seine Ideen zu gestalten, wie wenig das

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