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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 14.1916

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Heft 11
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NEUE BÜCHER

DIE ENTDECKUNG DES POUSSIN

Die französischeKunst, einer der geläufigsten Begriffe
unserer Kunstgespräche, ist bei uns schlecht gekannt,
weil man mit ihren beiden grössten Meistern wenig
vertraut ist. Das sind nicht Manet und Cezanne, sondern
Poussin und Delacroix.

Man kennt Teile, und die Irrtümer entstanden, weil
man die Teile für das Ganze nahm. Man wusste etwas
vom Dix-huiticme und sah infolgedessen die Franzosen
für angenehme Schäker an; etwas von David, und deshalb
wurden sie Akademiker; etwas von Courbet und seinen
Nachfolgern, und deshalb nahm man sie für Naturalisten.
Diese bekannten Richtungen haben kurz oder lang die
deutsche Kunst wohlthätig oder schädlich bestimmt, und
jeder übertrug seine Ansicht über die Resultate dieser
Befruchtung auf die Urheber.

Weder Poussin noch Delacroix haben vermocht, uns
zu befruchten. Sie stehen deshalb ausserhalb des Kampfes
der Meinungen. Diese platonische Betrachtung ist ihrem
Ruf bei uns nicht vorteilhaft gewesen. In zwei der gröss-
ten deutschen Galerien hingen bis vor kurzen kostbare
Werke Poussins an so gut wie unsichtbaren Stellen. Die
Werke Delacroix' hängen bei uns überhaupt nicht.

Die Aktualität ist eine seltsame Sache. Was würde
man von einer grossen Galerie sagen, wenn sie als Re-
präsentanten Italiens Tiepolo und Guardi enthielte? Es
hat vor Poussin grosse französische Meister und noch

grössere Schulen gegeben, in denen auch Meister anderer
Nationen gelernt haben. Er aber hat ähnlich wie Rem-
brandt in seinemHolland, wieRubens inseinemFlandern,
der Kunst seines Landes das Herz entdeckt.

Ein kühles Herz, meinen die, die ihm fremd bleiben
und den eigenen kurzatmigen Enthusiasmus als Mass-
stab nehmen. Ein Formenmensch, sagt das Temperament,
das sich nur am Drama entzündet. Ein Borger, ein
Unpersönlicher, sagen die Individualisten. Das trifft
alles zu, und eben deshalb ist dieserMensch so ungeheuer.
Deshalb ist er durch die Jahrhunderte hindurch intakt
geblieben. Man entdeckt ihn bei uns soeben ungefähr
wie Greco, den die entgegengesetzten Eigenschaften im
Verborgenen hielten. Übrigens konnte unsere Zeit eher
zu Greco als zu Poussin kommen. Das Frankreich der
Impressionisten hat auch Poussin entdeckt. Bis dahin
war von ihm im neunzehnten Jahrhunderte nur das er-
frorene Glied bekannt, das David genannt wird. Er ge-
hörte zu den Meistern, die man achtet, aber nicht befragt.
Selbst Delacroix, sein einziger legitimer Enkel, die
lichteste Erkenntnis der Philosophie, die sich mit Kunst
beschäftigt, hatte Mühe, zu einem gültigen Urteil zu ge-
langen. Auch ihn täuschte jahrelang die vermeintliche
Kälte, und er war nie kühler, als wenn er über Poussin
schrieb.

Es ist eine ganze Serie von Werken über den Meister-
in Arbeit. Den Anfang hat, wie recht und billig, ein Fran-
zose, Emil Magne, gemacht mit seinem monumentalen

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