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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 14.1916

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Heft 10
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Eberstadt, Rudolf: Zur Geschichte des Städtebaues, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4751#0504

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Z U R G ES CHICHTE DES STÄDTEBAUES

VON

RUDOLF EBERSTADT

II.

M0PELL

III.

Während die Systematik der Anlage neuer
Städte fortschreitet, findet der Städtebau
zugleich in der Entwickelung und in dem Ausbau
der alten Städte die bedeutsamsten Aufgaben. Im
sechzehnten Jahrhundert erfuhr die Bauthätigkeit in
den meisten westeuropäischen Ländern allgemeine
Förderung. Wohl ist der Kirchenbau in den Ländern
nördlich der Alpen gegenüber dem Mittelalter stark
zurückgegangen; um so grösser sind die künst-
lerischen Aufgaben auf anderen Gebieten. Die
Landesfürsten, die hohe Geistlichkeit, der Adel,
die Stadtverwaltungen, die vermögenden Bürger —
in Augsburg wurde von 1490 bis etwa 1530 der
grösste Teil der Stadt umgebaut oder auch ganz neu
gebaut — geben umfangreiche Bauaufträge; für den
Städtebau beginnt eine Zeit lebhafter Neugestaltung.
Italien steht in dieser Zeit in der Schulung der
Baukünstler und in dem entscheidenden Einfluss der

(Schluss.)

Literatur, wie wir wissen, allen andern Ländern
voran. In der Praxis des Städtebaus rückt indes
allmählich ein anderes Land an die führende Stelle;
es ist Frankreich. Allerdings waren es italische An-
regungen, die seit 1500 auf dem Gebiet des Ge-
werbewesens und der Technik, wie auf dem der
Baukunst von den französischen Königen über-
nommen wurden; aber die Ausgestaltung in Frank-
reich war eine selbständige und eigenartige. Auf
dem Gebiet des Städtebaues gelangte nunmehr das
geschlossene System der landesfürstlichen Baupolitik
zur Ausbildung.

Die französischen Könige hatten im sechzehnten
Jahrhundert, als die Hofhaltung in Paris einen immer
grösseren Glanz entfaltete, in stets steigendem Maasse
in den Ausbau der Hauptstadt Paris eingegriffen.
Wahrend die Prunkbauten derKönige und die Wohn-
höfe des Adels das Stadtbild bereicherten, fand zu-
gleich eine starke Vermehrung der Bevölkerung statt.
Die Stadt nahm ebenso an Pracht wie an Umfang

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