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CHRONIK
ANMERKUNG ZU DEN NEUBAUTEN AUF
DER MUSEUMSINSEL
Wilhelm Bode schreibt in der Veröffentlichung der
Pläne Alfred Messeis für die Neubauten der König-
lichen Museen zu Berlin (Grote'scher Verlag 1910
Seite 5): ,,......Im Anschluss an den klassischen
Charakter der älteren Museumsbauten hat auch er die
äussere Erscheinung der Antike angelehnt; aber nicht
in der gräzisierenden Weise seiner Vorgänger auf der
Museumsinsel, sondern indem er auf die klassischen
Bauten des Berliner Zopfes zurückging......freilich
nur in der allgemeinsten äusseren Erscheinung; und
gerade in der Art, wie er diese der grundverschiedenen
Bestimmung seiner Bauten anpasste und zweckgemäss
veränderte, zeigte sich die Eigenart und Grösse des
Künstlers, erscheint er trotz des klassizistischen Stiles
doch ganz modern."
Wenn man der Frage nachgeht, durch welche Mittel
Messel diese ganz modetne Wirkung erreicht hat, und
sich erinnert, welch grossen Wert er bei allen seinen
Bauten auf die Durchzeichnung der Details legte, so
fällt beim ersten Blick auf die Entwurfzeichnungen so-
fort die ganz eigenartige Profilierung des Hauptgesimses
beider Flügelbauten ins Auge. Abweichend von allen
Überlieferungen wagte Messel die Neuerung, die Ge-
simsplatte nur auf wenigen Untergliedern ganz flach
auf die Säulenstellung zu legen. Sein modern geschultes
Auge war — vielleicht vom Pfeilerbau des Warenhauses
her — daran gewöhnt, die Spannungen zwischen be-
deutend weiter auseinandergestellten Stützen mit den
geringsten Steinmassen überbrückt zu sehen. Beim
Museumsbau kam hinzu, dass ausser den Halbsäulen die
dahinterliegende durchgehende Wand zum Teil als
Träger des Gesimses erscheint, so dass eine Stützung
der Gesimsplatte durch einen darunter liegenden Balken
auch dem statisch empfindsamen Geiste entbehrlich
erscheint. Das Kühne dieser Neuerung hat Messel an-
scheinend selbst empfunden, vielleicht sind auch nur
von anderer Seite Bedenken dagegen geltend gemacht
worden. Diese Art der Profilierung findet sich nämlich
nicht auf sämtlichen veröffentlichten Zeichnungen,
jedenfalls ist sie aber in der für den Gesamteindruck
wichtigsten, nämlich in der perspektivischen Zeichnung
der Front und in der geometrischen Gesamtansicht vom
Kupfergraben aus, enthalten. Nur in der Teilansicht
der Flügelbauten erscheint über den Halbsäulen ein
glatter Architrav unter dem eigentlichen Kranzgesims.
Selbst, wer der Ansicht ist, dass ein Baukünstler von
der jahrelangen Erfahrung Hoffmanns imstande sein
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CHRONIK
ANMERKUNG ZU DEN NEUBAUTEN AUF
DER MUSEUMSINSEL
Wilhelm Bode schreibt in der Veröffentlichung der
Pläne Alfred Messeis für die Neubauten der König-
lichen Museen zu Berlin (Grote'scher Verlag 1910
Seite 5): ,,......Im Anschluss an den klassischen
Charakter der älteren Museumsbauten hat auch er die
äussere Erscheinung der Antike angelehnt; aber nicht
in der gräzisierenden Weise seiner Vorgänger auf der
Museumsinsel, sondern indem er auf die klassischen
Bauten des Berliner Zopfes zurückging......freilich
nur in der allgemeinsten äusseren Erscheinung; und
gerade in der Art, wie er diese der grundverschiedenen
Bestimmung seiner Bauten anpasste und zweckgemäss
veränderte, zeigte sich die Eigenart und Grösse des
Künstlers, erscheint er trotz des klassizistischen Stiles
doch ganz modern."
Wenn man der Frage nachgeht, durch welche Mittel
Messel diese ganz modetne Wirkung erreicht hat, und
sich erinnert, welch grossen Wert er bei allen seinen
Bauten auf die Durchzeichnung der Details legte, so
fällt beim ersten Blick auf die Entwurfzeichnungen so-
fort die ganz eigenartige Profilierung des Hauptgesimses
beider Flügelbauten ins Auge. Abweichend von allen
Überlieferungen wagte Messel die Neuerung, die Ge-
simsplatte nur auf wenigen Untergliedern ganz flach
auf die Säulenstellung zu legen. Sein modern geschultes
Auge war — vielleicht vom Pfeilerbau des Warenhauses
her — daran gewöhnt, die Spannungen zwischen be-
deutend weiter auseinandergestellten Stützen mit den
geringsten Steinmassen überbrückt zu sehen. Beim
Museumsbau kam hinzu, dass ausser den Halbsäulen die
dahinterliegende durchgehende Wand zum Teil als
Träger des Gesimses erscheint, so dass eine Stützung
der Gesimsplatte durch einen darunter liegenden Balken
auch dem statisch empfindsamen Geiste entbehrlich
erscheint. Das Kühne dieser Neuerung hat Messel an-
scheinend selbst empfunden, vielleicht sind auch nur
von anderer Seite Bedenken dagegen geltend gemacht
worden. Diese Art der Profilierung findet sich nämlich
nicht auf sämtlichen veröffentlichten Zeichnungen,
jedenfalls ist sie aber in der für den Gesamteindruck
wichtigsten, nämlich in der perspektivischen Zeichnung
der Front und in der geometrischen Gesamtansicht vom
Kupfergraben aus, enthalten. Nur in der Teilansicht
der Flügelbauten erscheint über den Halbsäulen ein
glatter Architrav unter dem eigentlichen Kranzgesims.
Selbst, wer der Ansicht ist, dass ein Baukünstler von
der jahrelangen Erfahrung Hoffmanns imstande sein
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