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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 14.1916

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Heft 2
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Osthaus, Karl Ernst: Wiener Barock, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4751#0091

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SCHLOSS SCHÖNBRUNN, MENAGERIE

heit des festlichen Geschehens fühlbar machten, war
eine Form, die das Leben selbst, das in sie einging,
mit dem Bewusstsein künstlerischer Gehobenheit
erfüllte.

Den unteren Abschluss der Anlage bildet ein
älteres Schloss des Prinzen, lang hingebreitet wie
das obere. Es stellt mit seinem den Rennweg be-
rührenden Hofe ein berühmtes Schulbeispiel für
die Achsenabdrehung im Städtebau dar. Nicht der
geringste Reiz des Belvedere ist es, dass seine An-
lagen in die des Salesianerinnen-Klosters und in die
des Schwarzenberg-Palastes unmittelbar übergehen.
Üppig geschmiedete Tore vermitteln die Verbin-
dung.

Das Schwarzenberg-Palais, vom Fürsten Fondi-
Mansfeld schon 169^. begonnen, stellt einen neuen
Typus des Wiener Barockschlosses dar. Auch seine
fürstlichen Gemächer und weitgebreiteten Gärten
bieten festlichen Veranstaltungen Raum, aber es
war in erster Linie sommerlicher Wohnsitz. Sein
schöner Aufbau, von Fischer von Erlach in den ele-

gantesten Kurven modelliert, erscheint fast klein
inmitten der zahlreichen Dependancen, Höfe und
Rampen, die ihn in fürstlicher Breite umgeben.
Man gewinnt den Eindruck vornehmster Zurück-
gezogenheit, die der dicht bewachsene, von heute
uralten Kastanienreihen durchzogene Garten noch
merklich unterstreicht. Die Form des langgestreck-
ten Baukörpers zwischen Vorhof und Garten mit
elliptischem Kuppeleinbau ist in Wien nicht verein-
zelt geblieben. Fischer von Erlach selbst hat sie im
Palais Schönborn wiederholt. Aus dem Kuppelsaal
führt eine Doppeltreppe in das Blumenparterre, wo
die schönsten Gartenfiguren Wiens, Mattiellis herr-
lich bewegte Liebesgruppen, den ersten, unter der
Schlossterrasse hinlaufenden Querweg begleiten.
Alleen und axial geordnet, Teiche, schliessen sich
an, ein breiter See auf erhobener Terrasse bildet
den Abschluss.

Von den Architekten, denen die Gestaltung
dieser Fürstensitze anvertraut war, haben die wel-
schen am reinsten im römischen Sinne gebaut. Von

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