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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 14.1916

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Heft 7
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4751#0390

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ALICE TRÜBNER f

Wilhelm Trübner hat seine Frau Alice durch einen
tragischen Tod verloren. Sie starb, neununddreissigjahr
alt, am 20. März. Sie war ihm nicht nur Lebenskame-
radin, sie war ihm vor allem auch Kunstgefährtin und
wohl seine beste und hingehendste Schülerin. In seiner
Selbstbiographie spricht er sich mit eindrucksvoller
Kürze darüber aus („Personalien und Prinzipien S. 42-4 3):
„Im Jahre 1900 erwählte ich mir die Lebensgefährtin
in derselben Stadt, in der in früheren Jahrhunderten

Schmidt-Reutter und dann zu Max Slevogt. Aus jener
Zeit giebt es von ihr eine Reihe robuster, kraftstrotzen-
der Frauen- und Männerköpfe, die eine temperament-
volle Suche gesunder Natur verraten. In den Ferien
kam sie stets nach Frankfurt, und bei solcher Gelegen-
heit lernte sie Trübner kennen. Auf seine Einladung
nahm sie an den Studien fahrten teil, die Trübner mit
seiner Schule nach dem Odenwald zu unternehmen
pflegte. Sie arbeitete unter ihm in Amorbach und in
Erbach; auch die Witwe Victor Müllers war mit von
der Partie. Damals wandelte sich ihre Art; sie wurde

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FRITZ RHEIN, TREIBHAUSER
AUSGESTELLT IN DER FREIEN SEZESSION



die deutschen Fürsten sich den Kaiser wählten. Meine
Frau wurde mir durch ihr grosses Kunstverständnis zur
schützenden Fee gegen den künstlerischen Unverstand,
unter dem ich so viel zu leiden hatte. Mit anderen
Unannehmlichkeiten hatte ich ja nicht zu kämpfen.
Nachdem ich sie an meiner Seite wusste, mit der ich
über alle beruflichen Anfeindungen mich lustig machen
konnte, hatten diese für mich ihren Stachel verloren."
Alice Auerbach war in England geboren und kam als
elfjähriges Mädchen mit ihren Eltern nach Frankfurt
am Main. Um Malerin zu werden ging sie später nach
München, zunächst in die fördersame Zeichenschule

Malerin nach seinem Ebenbilde; das heisst sie suchte in
jener Tradition, in der Trübner geworden war, eine
starke Synthese von Form und Farbe. Trübner selbst
ging längst neue Wege; er erstrebte einen hellen und
hellsten Geist der Malerei. Seine Frau aber schloss sich
mehr dem Trübner der früheren Tage an, dem Trübner,
der heute klassisch ist. Es waren dunkle Schönheiten,
die sie schuf; in den geschmackvollen Stilleben, die
eine so reizende Seele haben, in den Landschaften, die
eine weibliche Gefühlsfreude so schlicht geprägt hat.
Manche von den Stilleben werden bleiben.

Julius Elias.

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