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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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513

TodesfWe. — Kunstvsreins. — Sammlungen und Ausstsllungen.

514

schließen", woraus folgen würde, daß das Empfindsn der
ästhetischen Verhältnisse und folglich auch dersn Verwendung
in der Kunstthätigkeit erst ein Ergebniß der Begriffs-Ent-
wickelung übsr diese Verhältnisse wäre, — ein Unding, dessen
Nothwendigkeit selbst hsutzutageHunderts von Künstlern lahm
legen würde, die sehr wohl Schönes schaffen können, ohne
es js zum Begriff des Schönen gebracht zu haben oder ge-
bracht haben zu müssen, geschweige denn, daß es im Anfang
aller Kunstthätigkeit dsnkbar wärs. — Während der erste
Theil des Katechismus dis „Aesthetik iin Allgemeinen" be-
handelt, stellt der zweite Theil „die Künste" dar. Diese
Kunstlehre reducirt sich auf eine Besprechung, welche nach
und nach die einzelnen Kunstausdrücke vorführt und hie und
da erklärt. Jn welcher Weise und ob viel damit gewonnen
ist, mögen die Fragen, die über die verschiedenen Arten des
Malens eine Erläuterung erfordern, darthun, wo sich z. B.
S. 247 Folgendes findet: ,,Die Festigkeit, welche die
Farben bemalter Thongefäße theils dadurch erhalten, daß
dieselben noch im nassen Zustand bemalt, noch mehr absr
durch das nachträgliche Brennen dsrsslben, führte bei der
Wandmalerei zum nl krsseo und zur Enkaustik. Wenn auch
die Email-, Porzellan- und Glasmalerei nichts mit dem bei
letzterer beobachteten Verfahren gemein habsn sollte, so be-
ruht sie doch auf demselben Grundgedanken". Gerade hier
hätte die Katechismusform Anlaß geboten, dis Kunstlehre
in erläuternder Weise dem Laien darzulsgen, so daß sein
Verständniß gewachsen wäre. Hisr ist ja ein thatsächlich
lehrbarer Stoff vorhanden. Dies ist aber nicht geschehen,
noch viel weniger aber ist die ästhetische Bedeutung dsr ver-
schiedenen Kunstrichtungen berücksichtigt. OL dies in der
durch die Katechismusform bedingten Weise überhaupt hätte
geschehsn können, ist eine andere Frage, über die sich dsr
Versasser sehr einfach dadurch hinwegsetzt, daß er sein Buch
zsvar unter der Flagge „Katechismus" hinaussegeln läßt,
aber nichts weniger als einen Katechismus bietet. Er mag
darin Recht gehabt haben, daß sich sine Aesthstik kaum in
solche spanische Stiefel wird schnüren lassen. Die Katechismus-
form ist zur Darlegung von Thatsachen, oder von bereits be-
gründeten wissenschaftlichen Anschauungen oder von Glaubens-
sätzen, die keiner Begründung bedürfen, gut verwendbar.
Die Aesthetik aber zählt zu keiner dieser Gattungen — der
Verfasser hätte denn eine bereits vorhandene systematische
Darstellung der Aesthetik katechismusartig verarbeiten wollen.
Jndem er aber eine solche Umarbeitung ausdrücklich ablshnts,
hat er sich die Möglichkeit, einen Katechismus zu machen,
verschlossen. Warum behält er dann aber den Namen bois

V. V.

Todesfälle.

Gottsricd Semper, der berühmts Altmsister der deutschen
Architekten, ist aM 15. d. M. 75 Jahre alt in Nom gestorben.
Semper hatte sich schon vor einigen Jahren, ssines immer
heftiger auftretenden asthmatischen Leidens wegen, von der
praktischen Bauthätigkeit zurückgezogen und lebte in der letzten
Zeit in Jtalien, theils in Venedig, theils in Rom. Seiner
tief eingrsifenden Verdienste um die moderne Kunst und
Kunstwissenschaft zu gsdenken, ist die Aufgabe des ausführ-
lichen Nekrologss, welchen eines der nächsten Hefte der Zeit-
schrift bringen wird.

Aunstvereiue.

2. Dcr Kölnischc Kunstvcrein hat soeben seinen geschäft-
lichen Bericht über das verflossene Jahr veröffentlicht. Nach
demselben hat sich im Jahre 1878 dis Zahl der Vereins-
mitglieder um 66 vermindert, so daß dieselbe Ende December
2868 gegen 2934 im Vorjahre betrug. Jn der permanenten
Ausstellung in den Räumen des Museum Wallraf-Richartz
waren ausgestellt:

904 Oelgemälds.gegen 938 im Zahre 1877

67 Aquarelle, Zeichnungen

und Stiche. - 52 - - -

14 plastische Werke in Marmor - 16 - - -

25 plastische Werke in anderem

_ Material. - 35 - - -

1010 Kunstwerke. - 1041 - - -

Vom Verein wurden hieraus zur Verloosung unter seine
Mitglieder, angekauft:

24 Oelgemälde.gegen 28 im Jahre 1877

1 Aquarell. - 1 - - -

1 Sepiazeichnung. - — - - -

25 Kupferstiche uvant la, Isttrs. - 19 - - -

im Gssammtwerths von 14840 Mark gegen 18131 Mark im

Jahre 1877

Der Kölnische Dombau-Verein kaufte:

86 verschiedene Kunstwerke . . gsgen 92 im Jahre 1877
im Gesammtwerthe von 54400 Mark gegen 54219 Mark im
Jahre 1877

und von Privaten wurden im Ganzen
42 versch. Kunstwerke .... gegen 36 im Zahre 1877
im Gesammtwerthe von 20680 Mark gegen 25550 Mark im
Jahre 1877 erworben, so daß der Gesammtumschlag 89920
Mark gegen 97890 Mark im Jahre 1877 betrug. — Als Nie-
tenblatt für das Jahr 1881 ward ein Kupferstich von G. Gold-
berg in München nach einem Gemälde „Frühlings Erwachen"
von E. Kaiser in München erworben, während die früher
schon genannten Blätter für 1879 und 1880 programmge-
mäß zur Vertheilung kommen wsrden.

Lammlungen und Ausstellungen.

-.. DieEröffnung dcr Sächstschen KunstqewerbeauSstellung
in Leipzig hat am 15. Mai in feierlicher ZÜeise stattgefunden.
Noch vor wenigsn Tagen konnte man zweifeln, ob es mög-
lich sein würde, das umfängliche Unternehmen so weit zu
beendigen, daß der festgesetzte Eröffnungstermin eingehalten
werden könne; einer angestrengtsn Thätigkeit ist dies gleich-
wohl gelungen, und daß Einzelnes bei der Eröffnung noch
unfertig erschien, hatte auf den Eindruck des Ganzen, der
allgemein ein überaus qünstiger war, keinsn störenden Ein-
fluß. Die nach den Plänen des Baurath Lipsius aufge-
führte Ausstellungshalle ist ein vortrefflicher, ebenso zweck-
mäßigsr, wie geschmackvoller Bau. Für die Anlage dessslben
war der Umstand in vorzüglichem Grade maßgebend, daß
auf dem Platze, dsr für das Gebäude bestimmt ward, ein
Denkmal Friedrich August's l. steht, welches in den Bau einge-
schlossen werden mußte. Die Lösung dieser Aufgabe ver-
dient ohne Zweifel uneingeschränktes Lob. Das Monument
erhielt seinen Platz in einem nischenartigen mit einer Halb-
kuppel überwölbten Raume der halbkreisförmigen Vorhalle
des Gebäudes, die sich mit dem schönen Portalbau in der
Mitte sehr stattlich ausnimmt. Jn dieser Vorhalle, die rings-
um mit den Standbildern sächsischer Fürsten geschmückt
ist*), fand dis Eröffnungsfeier statt. Jhre Majestäten der
König und die Königin von Sachsen mit glänzendem Gefolge,
Vertreter der Universitat und der städtischen Behörden und
eine große Zahl anderer Ehrengäste waren bei derselben an-
wesend. Die Festrede hielt Prof. Anton Springer. Mit
einer Kraft der Beredtsamkeit, dis bei den Versammelten
einen tiefen Eindruck zurückließ, schilderte er die Aufgaben
unseres Kunstgewerbes, indem er auf das Vorbild jener
früheren Jahrhundsrts zurückwiss, wo auch in Dsutschland
die Kunst und das Handwerk eng und lebsndig mit einander
verknüpst waren. Die Klust, die bei uns bis in die letzten
Jahrzehnte zwischen beiden bestand, zu beseitigen, sei zwar
schon an verschiedenen Stellen ein glücklicher Anfang gemacht;
kein Unbefangener aber verkenne, wie großer Anstrengungen
es noch bedürfe, um zum Ziele zu gelangen, zumal die äußern
Bsdingungen, unter denen das Kunstgewerbe hsutzutage ar-
beite, wesentlich ungünstigere seien, als in srüherer Zeit.
Die Bedeutung, welche dis Maschins neben der Handarbeit
erlangt habe, die Nothwendigkeit einer Massenproduktion für
ein Massenpublikum, der Mangel jenes persönlichen Ver-
hältnissss, welches srüher zwischen dem Arbeiter und dem
Besteller bestand und nicht am wenigsten dazu beitrug, in
dem srsteren ein lebendiges persönliches Jnteresse an seinem
Werke zu erwecksn, sie seien ebenso viele Hemmnisse sür
eins künstlerische Entwickelung des Gewerbes. Jn wie weit
es bereits gelungen sei, dieselben zu überwinden und wie
viel noch zu thun übrig bleibe, könne auch die gegenwärtig

*) Sie sind nach Modellcn von Echtermeyer. Hultsch, Henze und Hertel
vom Holzbildhaner Schneider in Leipzig ausgefi'ihrt und für die Nlbr<ichtsr
hnrg in Meißen bestimmt.
 
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