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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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5S7

Kunstblättsr. — Todesfälle. — Vermischte Nachrichtsn.

598

will, philosophisch durchdrungen habe, und scheidet eine
solche praktische Philosophie der Stile ganz richtig von
der spekulativen Auffassung derselben in den Systemen
der Aesthetik. Dann heißt es weiter: „Vischer's
Aesthetik, die in ihrem dritten Bande die Architektur
zum Gegenstande ihrer Betrachtungen macht, ist die
neueste Erscheinung unfruchtbarer Spekulationen (!)
auf dem noch wenig kultivirten (?) Boden der Aesthetik
der bildenden Kiinste". Auch hier hätte der Autor
wohl ein anderes Beispiel zur Erhärtung seines Satzes
wählen können, oder vielleicht in diesem Falle besser
gethan, den Passus aus dem vor 27 Jahren geschrie-
benen Aufsatz bei der neuen Redaktion desselben ganz
zu streichen.

Wir verweilen schließlich noch mit einigen Worten
bei der Charakteristik Ferstel's und der Votivkirche,
welche durch die Einweihung des Baues ein actuelles
Jnteresse erhalten hat. Hier schöpst der Autor wieder,
wie bei dem Aufsatz über Böhm, aus der Fülle eigener
Erlebnisse und schreibt zugleich mit der Wärme des
alten Freundes und Gesinuungsgenossen. Was in der
Ueberschrift des Aufsatzes getrennt erscheint, Ler Künstler
und sein Werk, ist in Eitelberger's Darstellung mit einan-
der verwoben. Wir erhalten deshalb allerdings keine
zusammenhängende Beschreibung der Votivkirche, son-
dern diese wird fortwährend unterbrochen durch bio-
graphische Notizen, persönliche Erinnerungen, Rück-
und Seitenblicke, theils historischer, theils kritischer Art;
aber gerade durch diese Behandlung erhält der Aussatz
sein eigenthümliches Jnteresse, wir machen bei seiner
Lektüre ein reich bewegtes Stück moderner Kunstge-
schichte mit durch; es ist uns, als ob all die Hunderte
von Persönlichkeiten, Künstlern, Arbeitern, Förderern
des Baues, Behörden u. s. W., welche zu dem Ganzen
mitgewirkt, uns umdrängten, als ob wir jebem Ein-
zelnen vertraut würden. Jn den Aufsätzen, welche die
Zeitschrift über den Votivkirchenbau gebracht hat, wurde
der meisten dieser Persönlichkeiten bereits gedacht und
ihr Antheil an dem gemeinsamen Werk in Kürze an-
gegeben. Nachzutragen wäre dazu vielleicht in erster
Linie ein Wort über die umfassende Thätigkeit Joseph
Gasser's, nicht nur an dem Skulpturenschmuck des
Jnnern, sondern auch an dem des Aeußeren, vornehm-
lich der Fayade. Gasser hat sich mit strengem Stil-
gefühl in die ihm zugefallene große Aufgabe hinein-
gefunden, er ist in seiner „ganzen Denkungs- und
Empfindungsweise der religiösen Plastik zugethan",
seine Werke sind „in Stein gehauene Perugino's".
Von dem plastischen Schmuck der Kirche, wie von den
Wandmalereien und den Glasgemälden, welche zu den
Hauptzierden des Ganzen gehören, giebt Eitelberger
die vollständigen Verzeichnisse. Wir tragen aus dem
letzteren hier nach, daß die von Trenkwald und Rieser

komponirteu Fenster der Seitenschisfe (Nr. 8, 9 und 10
in dem auf S. 172 dieser Zeitschrift abgedruckten Ver-
zeichniß) nicht von Geyling, — wie dort irrthümlich
angegeben wurde, — sondern von der Neuhauser'schen
Anstalt in Jnsbruck ausgeführt sind, als deren Vor-
stand und Leiter seit 1874 Lr. A. Jele fungirt. —
Doch wir müssen uns mit diesen wenigen Details hier
bescheiden und wollen zum Schluß nur noch einmal
die Eitelberger'schen Schriften dem Studium aller
Derer empfehlen, welche sich von dem rührigen Kunst-
leben im heutigen Oesterreich ein getreues Bild ver-
schaffen wollen. — Die Ausstattung der beiden Bände
zeigt die bekannte saubere Eleganz der Braumüller'schen
Verlagswerke. *

Aunstblätter.

—n. Makart's Einzug Karl's V. in Antwerpen ist von
Ad. Lalauze in einer brillant ausgeführten Radirung ver-
vielfältiat, welche im Verlage des grotzen französischen Kunst-
blattss l>'L.rt erschienen und in den verschiedensten Abdrucks-
gattungen von 400 bis 4ü Francs zu haben ist. Eine bessere
und greifbarere Anerkennung konnts der Künstler in Paris
nicht finden, als diese vornehme Art der Reproduktion seines
Werkes. Die Bildflächs ist 55 bei 83 Centimeter groß, hat
also genügenden Umfang, um die Menge der Figuren und
Details in deutlicher Weise vorzuführen. Bei aller Sorg-
falt der Durchführung hat der Stecher leider keine harmo-
nischs Gesammtstimmung in die Darstellung zu bringen ver-
standen; die hellsten Lichter sind zu sehr verstreut und ivirken
daher blendend und unruhig, ein Uebelstaud, der sich zum
Theil vielleicht aus der Natur des Originals ergeben haben
mag.

—n. Von G. Eilers' Strandbildern von der Ostsce
(Verlag von Paul Sonntag in Berlin), aus denen wir im
Maiheft der Zeitschrift eine Probe mittheilten, ist ein zweites
Heft mit ebenfalls drei Radirungen ausgegeben, welchen das
gleiche Lob wie den drei Blättern des ersten Heftes gebührt.
Das erste Blatt „Landeinwärts" giebt einen Blick auf das
mit zerstreutem Buschwerk bewachsene Hügelland in hellem
Sommersonnenlicht, das zweite schildert einen einsamen von
majestütischen Buchen besäumten Waldweg, auf welchem eine
Bauerfrau einen Schiebkarren mit dürrem Holz hintreibt,
das dritte einen jsner herrlichen Ausblicke auf die See, die
in Holstein oder an der Pommerschen Küste, wenn der durch-
wanderte Wald sich plötzlich lichtet, das Auge wie mit einem
Zauberschlage bannen und zum Verweilen zwingen.

Todesfälle.

August von Bonstetten, ein der älteren Generation an-
gehöriger Schweizer Landschaftsmaler, starb 83 Jahr alt,
am 15. Mai auf seinem Landsitz Sinneringen bei Bern. Er
lebte in seinen jüngeren Jahren als Offizier in Diensten
dsr Niederlande und trat zuerst 1825 in Antwerpen mit
einer Darstellung des „Marktss von Antwerpen" als
Maler auf.

Vermischte Nachrichten.

Die Denkmäler von Olympia. Aus Griechenland wird
geschrieben: Der König Georg hat in Folge seines Besuchs
in Olympia den Wunsch ausgesprochen, daß an Ort und
Stelle ein Museum für die daselbst ausgegrabenen Alter-
thümer gebaut werds. Hsrr Singros hat dem Könige zu
dissem Zwecke die Summe von 100,000 Drachmen zur Ver-
fügung gestellt. Der jetzigeUnterrichtsminister Herr Augerinos
begünstigt diessn Plan auf das Eifrigste, und derselbe em-
pfiehlt sich dadurch, daß der Transport der kolossalen Giebel-
gruppen nach Athen große Kosten verursachen würde. An-
dererseits muß aber im Jnteresse der Wissenschaft dringend
 
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