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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,1.1903-1904

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Heft 12
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0814

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Lässig wandl' ich durch das Goldgewoge,

Das bis an den fernen ksimmel flutet.

Doch nun fällt mir ein, hier geht's zum Rirchhof!
Drüben steh'n fchon seine weißen Mauern,

^inter denen auch ihr ksügel schläft.

Und da seh ich xlötzlich fern im Rorne,

Seh zwei Röxfe, zwei Gestalten gehn,
Schwarzvermummt, und seh sie winkend laufen,
Und mir winken sie und rufen mir:

„Dul sie ist nicht tot! sie ist nicht tot!"
lVild aufjauchzend ftreb' ich ihnen zu,

Und sie hasten durch die gelben Felder,

Nur mit Roxf und Ljänden draus enttauchend.
Doch wie bfühner laufen sie in der Furche
Auf und nieder, gleiten wieder ferner,

Immer ferner . . .

Leidvolle Ausfahrt.

„Lsinaus und von dannen,
Du leidkrankes Blut!

In Sonne und Tannen
Trink neuen Lebensmut."

Der Zug fuhr ins lveite;
Stadt, ksäuschen und Land,
Bis plötzlich zur Seite
Der weiße Airchhof stand.

Fast, daß ich's erspähte,

Das frischkahle Grab,

Da schraubte und drehte
Sich alles schon fernab.

Und Uleile auf Meile
Im Donnerton,

So bin ich in Lile

Als wie ein Dieb entfloh'n.

Tote Liebe.

„Denkst du mein?

Ich war dein,

Lh' der Tod mich traf.

Ietzt von Nacht
ksoch überdacht,

Lieg' ich in steinernem Schlaf.
Dicht umschlingt
Mich und trinkt
Nun der Lrdenmund.

N)as ich bin,

Geb' ich hin,

Tiefer wonne kund.

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Runftwart
 
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