Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben (17,1.1903-1904)

Fühl' mich schon
Halb entfloh'n

Rings in Grund und Strauch,
lveiß kaum hier
Noch von dir —

So vergiß du auch!"

Die Tote.

Lntschwunden bin ich, nicht vergangen,
Und schreit dein Herz im Sehnsuchtlangen,
Laß das Bangen!

Lin andrer Leib ist schon bereitet,

Dahin die Seele wehend gleitet,
Gottgeleitet.

Aus neuen Augen soll ich blühen,

Lin sremd Gesicht im srommen Ulühen
Liebdurchglühen.

So laß die schon verlassnen Glieder,

So heb die gramgesenkten Lider,

Such mich wieder!

Nahendes Gewitter.

Hell vom grünen Abendhimmel
Blitzt ein blanker Stern herüber;

Aber graue lvolkentücher
Dunsten dort am Flusse auf.

Und sie schlsichen hoch und höher,

Licht und Farben übertünchend.

Lfeißer lvind sährt auf; Staubsäulen
Rieseln falben Flugs vorbei.

Alles stumm; kein vogel schreit mehr,
Nur die Blätter zittern angstvoll.

Ferne durch das Dunkel leuchtet's
Dräuend wie von goldnen Schilden.

Sternennacht und fernes Gewitter.

Lin blauer Schild hoch über mir,

In goldner Nägel Funkelzier.

Mit leisem Sausen
Schwingt er geruhig
Nieder und auf.

Nun im höchsten Raum
Gleich stiebenden Funken
Verglimmt das goldne Geschmeide,

Nun wieder sinkt sausend
Die stahlblaue lVölbung
Trdwärts.

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2. MärzhefL