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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,1.1903-1904

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Heft 12
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0816

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Nahe funkelt,

Hellrot und weißblau,
Die feurige Zier.
Sieh, und nun fchlug
Rings an der Lrde
Ränder das Lrz l
Drüben zuckt weißes
Feuer empor,

Rurzes Schüttern
Rollt.

Mond nacht.

Tief in fchweren Wolkenwogen
Ringt der Mond,

Bald sie zerteilend zu schaumigem Flimmer,

Bald ins Schwarze hinabgezogen,

Bis er endlich, der silberne Schwimmer,
weit aufblühend in seligem Schimmer
Lsoch im blauen Frieden wohnt.

Nun, mein kserz, verzage nicht,

Grüß' das liebe Himmelslichtl
Schau, das Nachtgewölke fährt
Fern von dannen, glanzverklärt.

Abendbild.

Die Sonne, die breite behäbige Frau,

Schon rüstet sie sich zur Nacht.

Die Goldsträhnen läßt durch den Lsimmel sie weh'n,
ksat's jdurxurkleid aufgemacht.

Doch unten im Abend, ein schwarzes Tier,

Lin Drache rührt sich und ruckt,

Den zackigen Rücken hebt er empor,

Frau Sonne, o weh, ist verschluckt.

Der Lurch, was grummelt und grollt er denn?

Lr krümmt sich, er bäumt sich, er klafft:

Frau Sonne durchstach ihn von innen her,

Strahlt wieder in glühender Araft!

Der alternde Mörike.

Ach, der Greis, er sucht nach der goldnen Schaukel,
Die ihm einst die Göttlichen täglich reichten,

Daß er drin sich wiegend der ew'gen Dinge
Rhythmus in sich wieder erklingen höre.

Dft schon fand im Traum er, im halben wachen
In die Götterschaukel gehoben sich, und
Tief durchpulst von Lsimmelsgeräuschen schrieb er
Gottgeheißne N)orte unwachend nieder.

Blies ihn an der duftige Mund des Frühlings,
Schwirrte um ihn mystisches Nachtgetöne,
 
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