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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0300

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IV.5 Reichstagsbesuche und Königsdienst

285

ben, ihn auf seinem Zug zur Kaiserkrönung nach Rom zu begleiten.*"" Zwei Jahre zuvor
hatte ihn Friedrich auch zum kommissarischen Richter in der Klage des Stralsunder
Bürgers Henning Ulrich gegen Anklamer Wollweber sowie des Lübecker Bürgers Gert
Bützow gegen den Danziger Bürger Bertolt von der Osten vor dem königlichen Hofge-
richt ernannt."" 1463 und 1474 sollte Heinrich IV. ebenfalls auf kaiserlichen Wunsch als
kommissarischer Richter agieren."* Seine Unterstützung erbat der Kaiser zudem für die
Herzoge von Braunschweig-Lüneburg, als es 1460 darum ging, ein Kammergerichtsur-
teil gegen den Rat und die Gemeinde von Lüneburg durchzusetzen."" Solche Aufträge
erfolgten natürlich auch unter Friedrichs III. Nachfolger Maximilian. So forderte dieser
Heinrichs IV. Söhne Magnus II. und Balthasar am 7. Dezember 1497 auf, Thomas Jodeke
in der Ausführung der über Danzig und Elbing verhängten Reichsacht beizustehen."
Die herzoglichen Dienste, die sich über den zunehmenden Bedarf an kaiserlicher Recht-
sprechung im Reichsnorden erklären, wirkten sich nicht nur positiv auf die Beziehun-
gen der Fürsten zum Kaiserhof aus, was wiederum bei der Erlangung von Privilegien
hilfreich war, sondern sie steigerten auch ihr Ansehen bei anderen Reichsfürsten, wor-
über im nächsten Abschnitt genauer zu sprechen sein wird.'"
Eine an Intensität neue Qualität erlangte der Königsdienst zumindest mecklenbur-
gischer Fürsten zum Ausgang des 15. Jahrhunderts und zu Beginn des 16. Jahrhunderts.
Sinn und Zweck desselben beschrieb Magnus II. seinem Sohn Heinrich gegenüber dabei
in aller Deutlichkeit: &ss unser nniz &uon kommen snUe.'" Tat-
sächlich begegnet Heinrich V. langjährig im königlichen Hofdienst."" Ähnlich wie bei
Bogislaw X. bot Maximilians Bitte um militärische Hilfe beim Romzug den Anlaß zur
entsprechenden Kontaktaufnahme: Heinrich traf Mitte Januar 1487 mit 200 Pferden in
Innsbruck ein. Der König, der bereits aus Italien zurückgekehrt war, forderte ihn nun
auf, 150 Pferde zu entlassen und mit den restlichen 50 bei ihm zu bleiben. Als Maximili-
ans Diener erscheint Heinrich nun als Teilnehmer an den Reichstagen von Freiburg 1498
und Augsburg 1500*"" und auf mehreren Turnieren"". Laut Soldverhandlungen von 1498

189 LAS, Bestand 11.11, Nr. 9172; RKFrlll XX, Nr. 64. - EiBL 2006, S. 39. - Dies erstaunt um so mehr, als
solche Aufforderungen sonst bisher nur für städtische Empfänger bekannt sind.
190 LAS, Bestand 2.11-2/1 Pommern, Nr. 869, S. 5f., 80-10 sowie Lübeck, Nr. 778, Bl. 7; RKFrlll XX,
Nr. 58f.
191 HStA Dresden, O.U. 7794; RKFrlll XI, Nr. 346 u. 348. - LAS, Bestand 11.11, Nr. 15725; RKFrlll XX,
Nr. 230.-EIBL 2006, S. 46.
192 LAS, Bestand 11.11, Nr. 11420; RKFrlll XX, Nr. 99.
193 LAS, Bestand 11.11, Nr. 23442. Die Aufforderung erging außerdem an den König von Dänemark,
den Markgrafen von Brandenburg und Herzog Bogislaw X. von Pommern sowie die Städte Lü-
beck und Hamburg. - Weitere Beispiele: Am 10. August 1505 erhielt Heinrich V. den königlichen
Auftrag, im Streit zwischen Bernhard Anoltzen und Herzog Bogislaw X. zu schlichten: HHStA
Wien, Bestand Max. 9b/l, fol. 115. - Im März 1511 sollte Heinrich gemeinsam mit dem branden-
burgischen Markgrafen, Herzog Heinrich von Braunschweig-Lüneburg sowie dem Bischof von
Brandenburg im Streit zwischen dem dänischen König einer- und der Stadt Lübeck und ihren
schwedischen Verbündeten andererseits vermitteln: HHStA Wien, Bestand Max. 17/3, fol. 53f., 69.
194 So richtig die Interpretation bei EiBL 2006, S. 47f. für Mecklenburgs schlichtende Rolle im Stetti-
ner Erbfolgestreit ab 1464. Dieses Ansehen dient z.B. als eine Erklärung dafür, daß der Prenz-
lauer Frieden von 1479 auf mecklenburgische Vermittlung hin zustande kam, wie der Kaiser
1487 nochmals bestätigte: RKFrlll XX, Nr. 294.
195 LAS, Bestand 2.12-1/8, Nr. 22, nach EiBL 2006, S. 61.
196 Siehe insgesamt dazu LAS, Bestand 2.12-1/8, Nr. 22. - Vgl. dazu EiBL 2006, S. 60f. sowie Semen
1967 S. 169,171. Siehe die Nachrichten in RI XIV.2, Nr. 5930,6117; XIV.3,1, Nr. 10126,10541L, 10596;
HHStA Wien, Max. 4a, fol. 34; 10a/l, fol. 23,24f., 26. Auch zum Folgenden.
197 RI XIV.2, Nr. 6493,8831; XIV.3,1, Nr. 10030; LAS, Bestand 11.11, Nr. 24271.
198 RI XIV.2, Nr. 5910.
 
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