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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0301

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286

IV. Die verfassungsrechtliche Stellung

und Verträgen über Heinrichs Hofdienst von 1500 und 1502"' war er zum Dienst mit 25
gerüsteten Pferden und vier Wagenpferden verpflichtet.'"" Im königlichen Auftrag ver-
mittelte er 1501 in Bozen zwischen Jörg von Losenstein und Sigmund Kyenberger sowie
1502 im Streit zwischen Nürnberg und dem Markgrafen von Brandenburg""* und hielt
sich als Maximilians Repräsentant besonders häufig in Tirol auf. Von dem nicht gerin-
gen finanziellen Schaden, den der Herzogssohn insgesamt aus seinem königlichen
Dienst davontrug und der ihm zum Verlassen des königlichen Hofes im Frühjahr 1503
veranlaßt haben dürfte, war bereits die Rede.""" Dem stand aber der politische Wert des
Hofdienstes gegenüber, denn sein Vater Herzog Magnus II. wußte durch seinen Sohn
stets aus erster Hand über die zentralen Ereignisse Bescheid, die sich am Königshof ab-
spielten und das Reich und ganz Europa betrafen.""" Vielleicht war Heinrich deswegen
auch Anfang November 1503 wieder und als einer der ersten Fürsten überhaupt zur
Stelle, als es darum ging, Maximilian auf seinem Romzug zu unterstützen.""^ Schließlich
trat auch noch Heinrichs jüngerer Bruder Albrecht 1506 in den Dienst des Königs.""" Der
enge Kontakt zu Maximilian, zumal auf dem Reichstag von Köln von 1504, erleichterte
es Heinrich natürlich, die Verhängung der Reichsacht gegen Lübeck zu erwirken, als
dieses in der sog. Lübecker Fehde sein Land angegriffen hatte.""" Doch was schon zur
Ambiguität der königlichen Unterstützung, die sich jeweils an den eigenen Interessen
orientierte, gesagt wurde, galt konkret auch in diesem Fall: Handlungsfreiheit im Wind-
schatten des Königsdienstes ließ sich meist nur erreichen, so lange diese dem König
selbst auch zupaß kam. Maximilian zog die Reichsacht und damit die Unterstützung
für Mecklenburg nämlich schnell wieder zurück, da er Lübeck als Bastion gegen Däne-
mark benötigte, das mit Frankreich in Verbindung stand.""" Gleichwohl war und blieb
sich gerade Heinrich des hohen Stellenwerts eines guten Verhältnisses zum Reichsober-
haupt und des Königsdienstes bewußt. Nicht umsonst ließ er sich von seinem Hofhisto-
riographen Nikolaus Marschalk in späteren Jahren zur vom Kaiser meistgeliebten Per-
son bei Hofe stilisieren."""
Durch die regelmäßige Teilnahme an den Reichstagen und die Beteiligung an Feld-
zügen des Reichsoberhaupts und Verrichtung sonstiger Königsdienste signalisierten
die »später« im Reich angekommenen Fürsten des Nordostens ihre unverbrüchliche Zu-

199 RI XIV.2, Nr. 5892; XIV.3,1, Nr. 10688; XIV.4, Nr. 16401. - LAS, Bestand 1.1-1 Urkunden, Kaiserli-
che Lehnbriefe, Nr. 36f.
200 HHStA Wien, Max. 5b, fol. 23b, 61f.; RI XIV.3, Nr. 10750. - Siehe auch ScHicx 1967, S. 175.
201 ScHicx 1967; S. 175, nach HHStA Wien, Max. 6b/2, fol. 161 u. 7a/l, fol. 143f.
202 Siehe dazu Abschnitt 11.3.2.
203 Siehe dazu EiBL 2006, S. 61 am Beispiel des Verhältnisses zu Frankreich.
204 Er fand sich mit 200 Reitern am königlichen Hof ein: RI XIV.4, Nr. 17203 (in Antwerpen); ScHicx
1967) S. 178.
205 HHStA Wien, Bestand Max. 10b/2, fol. 42; 12/1, fol. 44, 127; 13/3, fol. 19; HKA Wien, Gedenk-
buch 16, fol. 162; StadtA Frankfurt, Bestand Reichskriege, Nr. 41 (Johann Frosch über Ereignisse
in Trient, 1508; es ist wohl Albrecht mit dem Herzog von Mecklenburg gemeint). - Nochmalig
wurde Albrecht im Januar 1516 mit 50 gerüsteten Pferden in kaiserliche Dienste aufgenommen
und begleitete den Kaiser nach Brüssel: HHStA Wien, Bestand Max. 34 (alt 28)/ 1516 I, fol. 151f.;
Sanuto XXIV, Sp. 134 (ei dncn de Mecireiperg).
206 Siehe Abschnitt 1.3.5.3.4.
207 Siehe dazu ScHicx 1967) S. 183.
208 RÖPCKE 1995, S. 120: Nncirgeirewds wnrd er non de?n Rönn'sciren Könige Moxinniinn nnjgenonnnen, der
/nr niien andern Ho/ienien eine sonderbare Beiieönng zn iinn irng [...], S. 122: De?n spnnisciren Könige
nnd Rönn'sciren Kw/ser Cnri ist er nicih weniger nis uoririn dessen Grossster, de?n Moxinniinn, wie nncir
niien seinen Nncirönrn seirr iieö nnd nngeneinn gewesen. - G. WERNER 2002, S. 120ff. - Vgl. noch die
Ausführungen in Abschnitt V.3.6.
 
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