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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0303

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288

IV. Die verfassungsrechtliche Stellung

telalters zusammenhing."'' Die politisch-diplomatischen, dynastischen und familiären
Kontakte und Verbindungen zu den Reichsfürsten sind dabei eines besseren Überblicks
wegen in regionale und über- bzw. transregionale Beziehungen einzuteilen, obwohl sie
sich in der Realität so nur schwer voneinander trennen ließen. Während erstere nach
Auskunft der Quellen bis weit in das 15. Jahrhundert hinein überwogen, nahm die Be-
deutung der letzteren im Zuge der Reichsverdichtung augenscheinlich zu, wobei die
regionalen Kontakte natürlich weiterhin fortbestanden.'' Grundsätzlich muß man sich
freilich davor hüten zu meinen, die Fürsten der nordöstlichen Randzone des Reichs hät-
ten vor der Phase der Reichsverdichtung nur in ihrer Region verankerte Beziehungen
und Kontakte gepflegt. Vielmehr ist richtiger für sie zu betonen, daß ihre Kontakte na-
hezu stets, also auch vor der sog. Reichsverdichtung, einen überregionalen Charakter
besaßen'^, indem hier schon früh Verbindungen und Beziehungen etwa nach Skandina-
vien oder in den ostslawischen Raum bestanden. Während der Reichsverdichtung fand
hier gewissermaßen nur eine geographische Neuausrichtung der Beziehungen statt, die
aber nicht mit einer vollständigen Umpolung gleichzusetzen ist. Kontakte zum Norden
und Osten bestanden auch weiterhin.
Darüber hinaus kam es in Einzelfällen auch zu Verbindungen mit Dynasten und
Mächten ganz anderer Räume. In diesem Zusammenhang ist natürlich an direkte Be-
gegnungen mit Päpsten zu denken, wie sie auf den Romreisen Magnus' II. " bzw. Bogis-
laws X.'*" im Jahre 1486 und 1497 herbeigeführt wurden. Bogislaw X. fand bei seiner gro-
ßen Pilgerreise sogar Gelegenheit, mit Vertretern der Republik Venedig Kontakte zu

212 Siehe nochmals den Abschnitt 11.3.1. - Vgl. zu den benachbarten Hohenzollern ausführlich
NoLTE 2005, S. 95ff. Sie berücksichtigt ebenfalls »die sozial-ständische, die politische und die
geographische Seite des Heiratsverhaltens« bei ihrer Konnubiumsanalyse. Vgl. dazu auch HE-
ROLD 1997 h S. 102ff. (»Das Konnubium als Merkmal sozialer Differenzierung im Reichsfürsten-
stand«).
213 Siehe dazu für Mecklenburg LAS, Bestand 2.11-2.1, Schweden, Dänemark, Schleswig-Holstein,
Polen, Danzig, Kurland usw. - Die Übersicht liefert RAHN 1998. - Für Pommern siehe z. B. APS,
Bestand AKS 1/705, 2348, 2350, 2351 sowie AKW, 139 und die Übersicht bei PoRADA 2005, S. 61-
65.
214 Die pommerschen Herzoge etwa unterhielten auch im 14. oder frühen 15. Jahrhundert wegen
der kirchlichen Verbindung zu Bamberg phasenweise durchaus Kontakte zum süddeutsch-
fränkischen Bereich, von denen heute noch die archivalische Überlieferung zeugt: Siehe etwa
StA Würzburg, Bestand Würzburger Urkunden, Nr. 2577 2620,2638t., 2652, 2653t. bzw. StA Am-
berg, Bestand Oberpfalz Urkunden, Nr. 263, 266-268 zu Verkäufen Herzog Swantibors I. von
Pommern-Stettin. Siehe zu dieser kirchlichen Verbindung, die auf eine Stiftung Barnims III. zu-
rückging, allg. PETERSOHN 1962/63. - Auch die Eheverbindung zwischen der Schwester von Kö-
nig Erich I. von Pommern, Katharina, und Johann von Pfalz-Neumarkt vermittelte solche Bezie-
hungen. Siehe etwa StA Amberg, Bestand Oberpfalz Urkunden, Nr. 290/1 u. 2, 381f. sowie
Bestand Klosterurkunden Gnadenberg, Nr. 1426 II 3, 1434 VI 12 u. 1434 VII 20. - Sporadische
Kontakte etwa nach Kleve lassen sich für Kasimir V. von Pommern-Stettin nachweisen: HStA
Düsseldorf, Bestand Jülich-Berg I, Nr. 209 (1433).
215 LAS, Bestand 11.11, Nr. 19662t.; RörcKE 1995, S. 116: Zwei/nM/d reisefe er mit Heien Vorne/nnen nocir
Ro?n, nnd zwor einnMiri znr Zeit des Forsts Süd des Vierten, non weic(ze?n nnd donn non der Vdfer Ver-
sonnninng er nn'f sonder^nirrer Eirrerweisnng nngenonnnen nnd niien nndern dergesfnif/nrgezogen word,
doss er djjenfiicir in der Posten nn't der güldenen Rose &escirenüet worden. - Nicht aufgeführt bei CoR-
NIDES 1967.
216 KoNOw 2003a; NoLTE 1997 S. 80; WEHRMANN 1905, jeweils nach dem Bericht des Martin Dalmer.
Siehe dazu auch KoNOw 2001, S. 71. Dalmers Text ist in zwei Varianten überliefert, in der heute
anscheinend verlorenen sog. Löperschen Handschrift (Beschreibung 1835) und in ONBW,
Cod. 9013t
 
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