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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0304

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IV.6 Kontakte zu anderen Reichsfürsten

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knüpfen."*" Die auf der Reise erhaltenen päpstlichen Geschenke - es handelte sich u. a.
um ein Zeremonialschwert und um einen Huk" - ließ Bogislaw zu einer ge&cfzfnus im
Stettiner Hofstift St. Otten aufbewahren und alljährlich in einer Prozession durch die
Stadt tragen.'" Damit wurde nicht nur die Erinnerung an die Reise des Herzogs wachge-
halten, worauf Cordula Nolte bei ihrer Interpretation abhebt, sondern wurden natürlich
auch die guten Beziehungen des Herzogshauses zur Kurie demonstriert, welche in ver-
schiedene Richtungen, nach innen wie außen, Handlungsspielräume eröffnen konnten.
Natürlich suchte auch die Gegenseite Nutzen aus solchen Begegnungen zu ziehen: Wir
wissen z. B., daß die Stadt Florenz Bogislaw X. bei seiner Reise durch Italien bat, sich für
die Stadt bei König Maximilian zu verwenden, der damals mit ihr in Konflikt Stand.""
Als markantes Beispiel von Außenbeziehungen, die über die Reichsgrenzen hin-
ausreichten, ist an die mecklenburgischen Brüder Heinrich V. und Albrecht VII. zu den-
ken, die sich unter der Vermittlung des Adeligen Joachim Maltzahn und gegen den Wil-
len ihres Kanzlers Caspar von Schöneich im Mai bzw. Juni 1519 im Zusammenhang mit
der Kandidatur des französischen Königs Franz I. für die deutsche Königskrone zu ei-
nem Bündnis mit Frankreich bewegen ließen."* Heinrich verpflichtete sich damals ge-
gen Verleihung des französischen Ordens und gegen Zahlung von 3.000 Sonnenkronen
toüÜMS uz'nÜMS per nos, per rzosfros azuzcos ez'&m Domino rep;' /Meüter %c (ü'ü'perüer
owniwo^o /auere et %MX!Ü%re zpzazzüzzt; in noHs /nerü et ctnn /zonesüüe zzosfm /;'er;' potent, pre-
sertnn in negotio eiectionis in /ntnrtnn regem Romonortnn, z^tzod sperot per eiectortnn sncri nn-
perii Romani eiectionem /aoente aitissimo se propekiem in Germania /zaizitnrnm et in aiiis ^ni-
tznscnn^ne noin's possiiziizüns et izonestis. Außerdem versprach er, Franz persönlich mit
einem Zug von 200 gerüsteten großen und 40 mittelgroßen Pferden zuzuziehen und um
Pfingsten bei Koblenz zu erscheinen, sobald seine Wahl zum römischen König erfolgt
sei und er das Wahldekret erhalten habe."" Albrecht, der im übrigen bereits zum Jahr
1518 in französischen Diensten begegnet""", versprach dem König gegen Zahlung von
3.000 Kronen Pension und unter den gleichen Bedingungen weitere 200 Pferde zuzu-
führen. Und selbst für den Fall, daß Franz nicht gewählt werde, wollte er in seinen
Diensten bleiben und verpflichtet sein, ihm gegen jedermann, ausgenommen den Papst

217 KoNOw 2001, S. 70. - Die Kontaktmöglichkeiten an der Kurie illustriert etwa auch Bogislaws X.
Teilnahme am Totengottesdienst für Prinz Johann von Spanien am 16. Januar 1498: RI XIV.2,
Nr. 8446. Anwesend waren auch die Gesandten der spanischen Königsfamilie, der Gesandte
König Maximilians sowie der Gesandte des Königs von Neapel. - Uber die in Rom auftretenden
Sprachprobleme informiert ein kurzer Bericht des päpstlichen Zeremonienmeisters Johannes
Burchard vom 14. Dezember 1497: Bogislaw sei ein wenig des Lateinischen mächtig gewesen
und habe sich beim Papstempfang auf Latein für die ihm zuteil gewordenen Ehren (Zulassung
zum Hand-, Mund- und Fußkuß) bedankt. Als Dolmetscher habe zusätzlich der Gesandte Kö-
nig Maximilians an der Kurie, Philibert Naturelli, fungiert: RI XIV.2, Nr. 8409.
218 Es ist auch noch die Rede von einer 20 Dukaten schweren goldenen Medaille mit dem Bildnis
Papst Pauls II. Siehe dazu KoNOw 2003a, S. 51, Anm. 169. - Vgl. auch CoRNiDES 1967) S. 103 (hier
ist allein die Rede vom Degen).
219 Kantzow 1898, S. 215. - NoLTE 1998, S. 156; Diss. 1997) S. 88f.
220 KoNOw 2001, S. 72, nach ÖNBW, Cod. 90135 fol. 70r. - SriESS 2005a, S. 47) Anm. 75 nach dem Be-
richt Dalmers. - Siehe zu den Beziehungen der Pommernfürsten zu Florenz auch WEHRMANN
1914, speziell für Bogislaw X. S. 60ff.; HAAG 1883.
221 RTA JRI, S. 55ff., 594; CDB, 111.3, Nr. 237-239; LiscH V S. 25f., 31-36,42, Nr. 323,343. - Siehe dazu
SELLMER 1999, S. 53 und zu den Biographien der beiden DERS. 1995 u. 1995a; SCHNELL 1902, S. 19
u. DERS. 1900, S. 16,18f. Auch zum Folgenden.
222 Für jedes der 200 Pferde sollte er zehn, für jedes der 40 Pferde fünf Gulden monatlich erhalten.
Dem Herzog wurden zusätzlich zu seinem Dienstgeld während des Zuges 200 Gulden Sold in
Aussicht gesteht.
223 RTA JR I, S. 587) Anm. 6. Siehe desweiteren CDB 111.3, Nr. 284.
 
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