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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0036

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Vorgehensweise und Methodik

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2.4 Vorgehensweise und Methodik

Diese Arbeit möchte die rituellen Formen der spätmittelalterlichen Herrschererhebun-
gen untersuchen und besonders deren Veränderungen und Dynamiken nachgehen. Im
Folgenden soll zunächst der Aufbau der Arbeit kurz Umrissen werden. Anschließend
gilt es, einige methodische Überlegungen bezüglich der normativen Quellen im Allge-
meinen und der Krönungsordines im Besonderen anzustellen, die im vorangehenden
Kapitel bereits angedeutet wurden. In diesem Zusammenhang ist auch das Verhältnis
zur tatsächlichen Praxis zu thematisieren, wobei ebenfalls die Probleme, die mit der
Rekonstruktion vergangener Handlungsabläufe verbunden sind, diskutiert werden
sollen. Abschließend gilt es, auf die Interpretation der Rituale sowie auf deren Wirkung
und Bedeutung näher einzugehen.
Der Hauptteil der Untersuchung eröffnet mit einem einleitenden Kapitel über die
Voraussetzungen und Grundlagen der spätmittelalterlichen Herrschererhebungen, in
dem die Herrschererhebungen des Früh- und Hochmittelalters und besonders der Krö-
nungsbrauch zusammenfassend betrachtet werden. Hierdurch lassen sich nicht nur die
Vorgänge des Spätmittelalters in die größeren zeitlichen Zusammenhänge einordnen,
sondern es treten auch Eigenheiten und Besonderheiten klarer hervor. Anschließend
werden die Krönungsordines als die zentralen normativen Quellen behandelt, wobei
sich durch die Einbeziehung einer bisher unbekannten Handschrift die gesamte mittel-
alterliche Entwicklung präzisier als zuvor fassen lässt. Eine solche systematische Unter-
suchung, die sich nah am Text der Quellen bewegen und den gesamten Handschriften-
bestand einbeziehen muss, ermöglicht ein besseres Verständnis der eingetretenen
Veränderungen, die wiederum weitergehende Schlüsse auf den Wandel von Ordnungs-
vorstellungen und Ordnung des Reichs erlauben.
Anschließend werden in einer detaillierten Studie die Herrschererhebungen der
römisch-deutschen Könige von 1247/48 bis 1486 analysiert, mit dem Fokus auf den ritu-
ellen Akten um Wahl und Krönung, ihrer Konstanz und Dynamik sowie dem Verhält-
nis von Norm und Praxis. Durch diese stark ereignisgeschichtlich ausgerichtete Be-
handlung des Themas sollen nicht nur die angesprochenen Aspekte stärker als bisher
hervortreten, sondern auch der Forschung ein breites Fundament für weitergehende
Überlegungen geboten werden A Wahl und Krönung stehen dabei als die beiden zent-
ralen Bestandteile der Herrschererhebung im Zentrum der Betrachtung. Darüber hin-
aus gilt es, den dazwischen liegenden Zeitraum sowie die Vorverhandlungen und wei-
tere Rituale, die den Herrschaftsantritt begleiteten, einzubeziehen, um so das gesamte
Netz an zeremoniellen Handlungen deutlich werden zu lassen: Die Herrschererhebung
ist mehr als zwei Regesteneinträge zum Wahl- und Krönungstag. Schließlich soll das
Verhältnis von Wahl und Krönung anhand einer Vielzahl von Parametern betrachtet
werden, wodurch der im Spätmittelalter eingetretene Wandel präziser eingefangen und
die zu beobachtende Bedeutungsverschiebung auf verschiedenen Ebenen nachgezeich-

98 So unternahm zum Beispiel SCHUBERT, Königsabsetzung im deutschen Mittelalter, S. 339, an-
knüpfend an frühere Arbeiten, eine »notabene ereignisgeschichtlich[e]« Untermauerung seiner
weiterreichenden These zur Königswahl von 1346. Gerade die von ihm herausgearbeiteten Er-
eignisse und Umstände sind jedoch entschieden in Frage zu stellen (siehe unten, Kapitel 5.9).
 
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