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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0095

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Früh- und Hochmittelalter

könnet Für die Kategorien der Bei- und Befestigungskrönung konnte er hingegen so-
gar - vereinzelte - Quellenstellen beibringen, die aufgrund einer ähnlichen Terminolo-
gie der Quellen (coronamenhi beziehungsweise coronau;f regem ... ei con/zrmauzf ez rcgzzzzzzz)
angeblich »zur Genüge« ein bereits im Mittelalter »stets« vorhandenes Gefühl der »Ver-
schiedenwertigkeit des Krönungsvorgangs« belegen würden.^
Obgleich ein solches Bewusstsein aus den Quellen weit weniger deutlich wird als
von Brühl dargestellt/^ hat sich seine Unterscheidung dennoch als wertvolles heuristi-
sches Mittel erwiesen, um den Charakter verschiedener Krönungsvorgänge präziser
fassen zu können. In der Folgezeit kam daher eher Kritik an den verwendeten Begriffen
und weniger an der Klassifizierung selbst auf: Jäschke griff den bereits von Schramm
verwendeten Terminus »Mitkrönung« statt »Beikrönung« auf,^° der später auch von
Brühl selbst als angemessenere Bezeichnung angenommen wurde.Ebenso schlug
Jäschke in Anlehnung an Kantorowicz vor, von »crown-wearing« beziehungsweise
»Kronetragen« statt »unter Krone gehen« zu sprechen, was Reinhard Elze ebenfalls als
die glücklichere Bezeichnung ansah (»Tragen der Krone«).^
Zusammenfassend lässt sich als Ergebnis festhalten, dass in der Forschung zur
besseren Abgrenzung und Charakterisierung der verschiedenen Krönungen in Zu-
kunft also neben der Erstkrönung von Mit-, Befestigungs- und Festkrönung sowie Kro-
netragen gesprochen werden sollte. Bevor auf die letzten beiden Aspekte näher einge-
gangen werden kann, müssen die mit ihrer Erforschung verbundenen methodischen
Probleme berührt werden, wobei hierfür vor allem auf die grundlegenden Arbeiten von
Klewitz und Brühl verwiesen werden kann. Mit den Untersuchungen von Brühl und
Jäschke scheint nämlich die eigenständige Auseinandersetzung mit dem Thema ein
Ende gefunden zu haben: Während Elze einen bereits seit längerem bekannten Festkrö-
nungsordo neu herausgab^ und Rosemarie Marquardt einige Beispiele der mittelhoch-
deutschen Dichtung beisteuerte,^ wurden Festkrönungen zuletzt lediglich eher allge-
mein im Zusammenhang mit monarchischen Ritualen oder mit Prozessionen
behandelt.^

227 Ebd., S. 292, wobei er in der dazugehörigen Anmerkung jedoch auch betonte: »So sicher es für
das Volk im Endeffekt gleichgültig war, ob sich der König feierlich krönen ließ, oder ob er sich in
einer weltlichen Prozession im Schmuck der Krone zeigte, so wird doch niemand den wesentli-
chen krönungsrechtlichen Unterschied verkennen.« (Anm. 2).
228 Ebd., S. 292-294.
229 So musste er beispielsweise selbst eingestehen, dass coroMamcMh? sich »in der neueren Lit. gera-
dezu als Terminus technicus eingebürgert« habe, der Sprachgebrauch der französischen Quel-
len selbst aber »keineswegs einheitlich« sei (ebd. S. 292, Anm. 4). Trotz dieses Hinweises spricht
Buc, Rituel politique et imaginaire politique, S. 861 weiterhin von corowamewfa als dem hoch-
mittelalterlichen Gegenstück (»pour utiliser le mot atteste au Moyen Age central«) zum deut-
schen Forschungsbegriff »Festkrönung«. Auch für eines seiner Beispiele musste Brühl zugeben,
dass »eine eindeutige Entscheidung darüber, welcher der drei Krönungstypen vorliegt, nicht
gefällt werden kann« (S. 291). Eine analoge Terminologie der Quellen dürfte auch in diesem Fall
eher die (große) Ausnahme und nicht die Regel darstellen.
230 JÄSCHKE, Frühmittelalterliche Festkrönungen?, S. 567.
231 BRÜHL, Kronen- und Krönungsbrauch, S. 3.
232 ELZE, Der normannische Festkrönungsordo, S. 316.
233 Ebd., S. 322-326.
234 MARQUARDT, Das höfische Fest, S. 45-52.
235 Vgl. z. B. Buc, Rituel politique et imaginaire politique, S. 860-863 oder OESTERLE, Kalifat und
Königtum, S. 229-249, deren Dissertation Aufsätze zum selben Thema vorausgingen (vgl. OES-
 
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