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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0222

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Rudolf von Habsburg (1273)

207

holen.^3 Persönlich anwesend waren die vier rheinischen Kurfürsten, der Herzog von
Sachsen und der Markgraf von Brandenburg/^ sowie eine große Menge weiterer Fürs-
ten, Ritter und Gefolge, wobei der Erzbischof von Köln und sein Anhang noch einmal
besonders hervorstachen.' ^ Das fürstliche Gefolge war so beeindruckend, so dass sich
ein Zeitgenosse für dessen Beschreibung nur mit einem Vergleich mit dem heidnischen
Großkönig Terramer aus Wolfram von Eschenbachs Willehalm behelfen konnte: Das
Heranziehen der Heerfahnen sei von solcher Art gewesen, als ob alle Bäume im Spes-
sart mit Seidenstoffen behängen gewesen wären.'''"'
Der frisch gewählte König begab sich gemeinsam mit seinen Fürsten in die Kirche,
wo dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein die Ehre zukam, die Messe zu lesen.
Hierfür wurde jedoch nicht das Proprium des Tages gewählt, sondern es erklangen zu
Beginn der kirchlichen Feier die Worte »Siehe es kommt der Herrscher, der Herr.« '''' Die
Liturgie, die ja auch den Rahmen des spätmittelalterlichen Krönungsordo bildete,''"
entsprach also dem Festtag von Epiphanias, dem Tag der Heiligen Drei Könige (6. Ja-
nuar). Es kann kein Zweifel bestehen, dass sie ganz bewusst für das besondere Ereignis

193 Sächsische Weltchronik. Sächsische Fortsetzung, S. 286: Des andern fagos warf Ar wo/ OMfpdaMgOM
WM a//oM/MrsfoM Mac/? doM?g/?'cdor ere; Ellenhardi Chronicon, S. 123: ... ef CHM? porwM?'ssof ?M prop?M-
tyM/fafo d?M??'d?'o /oMco,yacfMS osf s?'d? occMrsMS M?agMMS a pr?MC?'p?'dMS ef Mod?'/?'dMS, ef proc?'pMO ad arcd?'op?'s-
copo Co/oM?'oMS?', ef doMor/f/corocopfMS ....
194 Cronica S. Petri Erfordensis Moderna, S. 263: EodoM? aMMO [1273, A.B.] pr?MC?'pos coMweaf? ?M FraM-
/(CMPMrf ad e/ech'oMeM? Mow rog?'s, w'dod'cof A4ogoMf?MMS, Co/oM?'oMS?'s, TrewrcMS/'s, pa/af?MMS ReM?', dMX
SaxoM?'e ef M?arcd?'o de BraMdoMdMrcd, OM?Mcs MMaM?M??' coMSOMSM e/egerMMf s?M?M/ ^Mas? MMa wee coMcord?'-
fer ?M d?'e saMcf? RoM??g?'?' op/scop? saMcfo sp/n'fM ?Msp?'raMfo coM??'foM? RMdo/p/?MM? d/cfMM? de FfadZcdosdMrcd
?M RoM?aMorMM? regeM?, /Zcof adsoMfoM?, ?M MOM??MO DoM??M?' e/egerMMf. Urkundliche Belege für die per-
sönliche Anwesenheit: MGH Const. 3, Nr. 7-10.
195 Ellenhardi Chronicon, S. 123 (oben, Anm. 193) sowie die Sächsische Weltchronik. Sächsische
Fortsetzung, S. 285 allgemein über die in Frankfurt anwesenden Fürsten: dar t?MaM?0M dZo/MrsfoM
ade MMde aMder/MrsfeM gMMg M?Zf M?Zcd/or rZfforscda/f. MaM saZfo, daz der dZscdof EMgo/drocdf WM Co/Mo
dar daffo wod/ 1200 rdfere MMde 800 /(MappoM M?d wap/MO. REDLICH, Rudolf von Habsburg, S. 163f.
und diesem folgend FRANZL, Rudolf I., S. 95 beziehen diese Angaben fälschlich auf den Erz-
bischof von Trier. Vgl. auch Levold von Northof, Die Chronik der Grafen von der Mark, S. 42:
AMMO DoM??M? APCCEXXddd M?orfMO R?'cdardo rege edgdMr ?M regeM? RMdo/pdMS de HaMeMdercd, coM?es de
SMerda, procMraMfo doc M?ax?M?e EMgo/dorfo arcd?'ep?'scopo, ^M? ZdZ CHM? M?agMa Mereraf pofoMcZa.
196 Schwäbische Fortsetzung der Kaiserchronik, S. 414f., Vers 314-328: Do der dÜMec gerdeM dam / des
M?orgeMs/rMO MMd daz wrMaM? / der/drsfeM sedar Z/dora/, / d?'e zogfoM geM ?M? aMe za/. / M?aM saed so M?aM?'c
daM?'er wagoM, / das ?'cd M?'df redf daM gesageM, / wZo w/ ?'r a//er M?odf ges?M. / waM a?M0M sprMcd z?7?d ?'cd dar
?M, / deM der werde dZdfaor spraed, / der Wo/fraM? WM EscdeMdacd, / do der dZ?M?'c TerraM?er / OreMS do/ZgoM
wo/f M?Zf der: / SMS was der daMer ZMOwrf, / a/s a//e doMM?e ?M Spedfesdarf / M?Zf zeMda/ waerM dedaMgeM. Die
Datierung der Quelle ist umstritten (RiTSCHER, Literatur und Politik, S. 245, Anm. 5; KLEiN-
scHMiDT, Herrscherdarstellung, S. 111, Anm. 57), sie entstand nach Kleinschmidt jedoch wahr-
scheinlich noch zu Lebzeiten Rudolfs. Ihm zufolge wird Rudolfs Einzug und Empfang
in Frankfurt »nach dem digressiven Darstellungsschema epischer >Szeneregie< ausgeführt«
(S. 112f.), doch muss dies nicht notwendigerweise gegen ein der Stilisierung zugrunde liegendes
historisches Geschehen sprechen. Die von Kleinschmidt im Anschluss zitierte Stelle (S. 113, mit
Anm. 70) bezieht sich im Übrigen nicht auf den Einzug, sondern auf die Wahl.
197 Schwäbische Fortsetzung der Kaiserchronik, S. 415, Vers 335-342: doM /(MMOC s?'/MorfoM M?Zf ?M / ZOM?
d/sedof WorMdoro, / dor//?z?'c was der oro / d?M ?7?? was goscdodoM da. / do /?Mop M?aM aM dZo M?osso sa, / a/so
was der ZMfroZfMs; / >occo adwM?7 doM??Mafor doM??MMS</ / Der df/Moc M?Zf zZ/dfo dort daz aM?f. Ob aus dieser
Formulierung geschlossen werden kann, dass der Mainzer Erzbischof selbst nicht am Einzug
des Königs (Vers 329f.: a/s warf der /(MMOC 0M?p/aMg0M / WM s?MCM/ZZrsfoM /odo/Zcd) beteiligt gewesen
war, kann aus den kurzen Angaben der Quelle nicht mit Sicherheit gefolgert werden, erscheint
aber durchaus wahrscheinlich.
198 Siehe oben, Kapitel 4.4.5.
 
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