Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 22.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0030
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Heft 1
DOI article:Pfälzer, Karl: Das Haus Feinhals
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Abb. 3.
ebendas, was im letzten Grund den großen Baumeister
macht.
Er hat von diesem Bau nichts mehr gesehen, hat
nur die Pläne für den Außenbau bis ins letzte Detail
fertig gezeichnet und ist darüber gestorben; aber da er
der geborene Raum- und
Baumeister war, stimmt der
äußere Wuchs mit der inne-
ren Räumlichkeit verblüf-
fend. Es ist kein Haus, dem
irgend ein schönes Dach auf-
und eine Säulenhalle vor-
gesetzt wurden, sondern ein
Organismus, ein Bienen-
zellenbau, an dem selbst so
auffällige Dinge wie die
Säulenhalle sich als zweck-
voller und für den Anblick
notwendiger Bestandteil der
Erscheinung eingliedern.
Das Haus selbst, wie es
durch das Dach gedeckt wird,
ist nicht sehr groß, 14 zu 19
Meter sind seine Grundriß-
maße; es ist fast ein Ding
für sich im Stil eines alten
Landschlößchens, nur dann
eben mit zu hohem Dach,
weil das erst durch die brei-
tere Entfaltung der unteren
Räumenotwendigwird. Wie
diese untere Ausbreitung der
Rauine sich nicht unorga-
nisch unter den oberen Bau
schiebt, sondern tatsächlich
die Grundlage abgibt, das Abb. 5.
Haus Feinhals (Teezimmer).
ist das eigentliche Kunststück des Hauses, auch das, was
in der Führung derTreppen usw. seinen inneren Charakter
bestimmt. Die Disposition der Räume unten wie oben
ist trotzdem klar und ungezwungen: Hinter dem Vestibül
eine große Diele mit der Treppe zu den oberen, sozusagen
privaten Räumen, dahinter,
immer in der Achse des
Grundstücks, ein quadrati-
sches Teezimmer von 6 zu
6 Meter, zur vorliegenden
Halle geöffnet c>nd darum
mit Marmorboden, rechts
davon die Wohnräunie, die
sogenannte Bibliothek, das
Arbeitszimmer des Herrn
und ein Billardzimmer,
links ein großes Eßzimmer,
dem in den Garten deni
Billardzimmer entsprechend
ein Damenzimmer vorge-
baut ist.
Diese Dispositionen fand
Bruno Paul vor, als er
nach dem Tod Olbrichs be-
rufen wurde, den Jnnen-
ausbau auszuführen; er hat
in keinem entscheidenden
Punkt daran gerührt, alles
in Gemeinschaft mit dem
Bauherrn als ein Vermächt-
nis betrachtet. Was er dar-
aus machte, ist trotzdem
seines Geistes; nicht in
jeder Einzelheit so voll-
kommen wie das Olbrichsche
Haus Feinhals (Halle). Detail, aber schon durch die
18
ebendas, was im letzten Grund den großen Baumeister
macht.
Er hat von diesem Bau nichts mehr gesehen, hat
nur die Pläne für den Außenbau bis ins letzte Detail
fertig gezeichnet und ist darüber gestorben; aber da er
der geborene Raum- und
Baumeister war, stimmt der
äußere Wuchs mit der inne-
ren Räumlichkeit verblüf-
fend. Es ist kein Haus, dem
irgend ein schönes Dach auf-
und eine Säulenhalle vor-
gesetzt wurden, sondern ein
Organismus, ein Bienen-
zellenbau, an dem selbst so
auffällige Dinge wie die
Säulenhalle sich als zweck-
voller und für den Anblick
notwendiger Bestandteil der
Erscheinung eingliedern.
Das Haus selbst, wie es
durch das Dach gedeckt wird,
ist nicht sehr groß, 14 zu 19
Meter sind seine Grundriß-
maße; es ist fast ein Ding
für sich im Stil eines alten
Landschlößchens, nur dann
eben mit zu hohem Dach,
weil das erst durch die brei-
tere Entfaltung der unteren
Räumenotwendigwird. Wie
diese untere Ausbreitung der
Rauine sich nicht unorga-
nisch unter den oberen Bau
schiebt, sondern tatsächlich
die Grundlage abgibt, das Abb. 5.
Haus Feinhals (Teezimmer).
ist das eigentliche Kunststück des Hauses, auch das, was
in der Führung derTreppen usw. seinen inneren Charakter
bestimmt. Die Disposition der Räume unten wie oben
ist trotzdem klar und ungezwungen: Hinter dem Vestibül
eine große Diele mit der Treppe zu den oberen, sozusagen
privaten Räumen, dahinter,
immer in der Achse des
Grundstücks, ein quadrati-
sches Teezimmer von 6 zu
6 Meter, zur vorliegenden
Halle geöffnet c>nd darum
mit Marmorboden, rechts
davon die Wohnräunie, die
sogenannte Bibliothek, das
Arbeitszimmer des Herrn
und ein Billardzimmer,
links ein großes Eßzimmer,
dem in den Garten deni
Billardzimmer entsprechend
ein Damenzimmer vorge-
baut ist.
Diese Dispositionen fand
Bruno Paul vor, als er
nach dem Tod Olbrichs be-
rufen wurde, den Jnnen-
ausbau auszuführen; er hat
in keinem entscheidenden
Punkt daran gerührt, alles
in Gemeinschaft mit dem
Bauherrn als ein Vermächt-
nis betrachtet. Was er dar-
aus machte, ist trotzdem
seines Geistes; nicht in
jeder Einzelheit so voll-
kommen wie das Olbrichsche
Haus Feinhals (Halle). Detail, aber schon durch die
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