Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Tafel, Hermann: Hermann Pleuer
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0239

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hermann Plcucr. Tanschnee.

Hermami Plcuer.

<^n der Nacht deS ErschcinungSfestes erlosch dieseS Künstlerleben nach langem schwerem Lcidcn.

Und so sehr auch in diesem hoffnnngslosen Falle der Tod als Erlöser kam, er wirkte doch
schwer bedrückend. Schon die erfte Nachricht von Pleuerö Erkrankung war von unheimlichcr Wirkung.
Noch stand man untcr dem Eindrnck von dem Tode Otto RcinigerS, des großen MalerS dcr schwäbi-
schen Landschaft, und nnn schienen da schreckensvolle Möglichkeiten emporzuwachsen, daß wir auch dieses
andere große Malcrtalent verlieren, daß unscre aufblühende schwäbische Kunst ihrer schönften Blütcn
beraubt werdcn solle. Dcnn das waren diese beiden Einsamen, die weltfern von der Kunstpolitik
deS Tagcs ihre Werke schufen, nnd beide waren echte, etwas eigenbrödlerische Schwabcn, beide im
Iahre 1863 in Stuttgart geboren. Mit diesen beidcn Schwaben — darüber gcbe man sich keincr
Täuschung hin — wird man sich noch auseinandersetzen müsscn, wenn dereinst einmal die vom TageS-
lärm emporgewirbeltcn Scheingrößcn wicder auf den ihnen gebührenden Platz zurückgesunken sind, wcnn,
wie einer zu PleuerS Tod schricb, die lärmcnden Kunftbäche deS TageS sich verlaufen haben.

Hermann Plcner ift allcn dencn, dic an unsercr modcrnen deutschen Malerei Antcil nehmen,
schon längft kein Unbekannter mehr; den „Eisenbahnmaler" Pleuer kennen sie alle, und man hat
am Anfang diese Stoffwahl stark bekritelt. DaS ist heute anders geworden. Waö Einslchtsvolle
von Anfang an gesehen, habcn heute viele begriffen: daß die Eroberung, Glorifiziernng cines scheinbar
so spröden Stoffgebietes cine künftlerische Großtat war, daß hier moderneS Zpklopenwerk in sciner
gigantischen Größe mit elemcntarer Wucht erfaßt, daß dicse Welt der wild dahinschnaubenden dampfcn-
den Ungeheuer mit berauschender Phantasie in Licht nnd Farbcn gcschildcrt ist. Oder noch kürzer: daß
uns hier wicder einmal Einer mit der Schildcrung dcs Alltäglichen in Ersiauncn versctzt hat.
Seine Schilderungcn des Alltäglichcn sind zu gcwalrigcn Visionen eines Stimmungömalers ersten
RangeS geworden. Ob er uns eincn kühlen FrühlingSabend malt, an dcm die Rauchwolken sich ballcn
und als mächtige beschattete Silhouetten gegen den klaren Himmel mit der hcllen, das Bild dnrch-
leuchtenden Frühlingssonne stehen, ob ein grauer trüber Novcmbertag sich über daö von braunem

217

l
 
Annotationen