Homer.
Doch die Phönizier kamen ins Land, die gepriesenen
Schiffer,
Gauner, und führten unendlichen Kram im dunkelen
Nachen.
Aber es war ein phönizisch Weib im Haus meines Vaters,
groß und schön von Gesicht und künstlicher Werke be-
flissen.
Deren Derstand umgarnten die vielverschlagenen Schelme.
Weil sie wusch, ist einer zuerst beim bauchigen Schiffe
ihr zu Lager und Liebe genaht, weil solches den schwachen
Sinn der Weiber verkehrt und macht die Redliche
treulos.
Weil es geschehn, so fragte der Mann nach Namen und
Heimat.
Sie aber nannte sogleich das ragende Haus ihres Vaters:
Rühmend bezeichn ich mich als Kind der ehernen Sidon,
Arybas' Tochter, der Schätze besaß wie Land am Ge-
stade:
mich aber haben die Räuber geholt, die taphischen
Männer,
da ich vom Feld heimging, und führten mich fort übers
Wasser,
bis mich dahier der König erwarb um richtigen Kaufpreis.
Da erwiderte ihr der Mann, ihr heimlicher Buhle:
Möchtest du nicht, o Weib, ins Land deiner Väter
gelangen,
daß du es schaust und das ragende Haus und Vater und
Mutter,
beide lebendig, und heißen im Volk noch inimer die
Reichen?
Aber das Weib entgegnete gleich und redete also:
„Gern vollbrächt ichs und ginge davon; doch sollt ihr
zuvor mir
heilig geloben, ihr fördert mich heim und wahret mein
Leben.
Sprachs. So schworen die Schiffer den Eid, den jene
gefordert.
Da sie nun aber schworen und alle Gebräuche vollendet,
so versetzte die Frau und gab dies Wort zur Erwidrung:
„Haltet euch still, daß keiner hinfort von euren Gesellen
irgend ein Wörtlein sagt und trifft mich über der Straße
oder am Brunnen allein. Sonst möcht uns einer be-
lauschen;
und er meldet'ü ini Haus: so schlagt er mich sicher in
Fesseln,
wenn er es hört, mein Herr, und bringt euch selber ins
Unglück.
Also verhaltet im Busen das Wort und treibt euren
Handel.
Habt ihr jedoch das Schiff mit Gütern völlig beladen,
dann ists Ieit, dann sendet mir flugs ins HauF eine
Botschaft,
und dann bring ich euch Gold, so viel mir unter die Hand
kommt.
Ja, wenn ich wollt, so brächt ich euch weit anderen
Fahrlohn;
denn ich pfleg einen Knaben im Haus, das Söhnlein
des Herrn,
schon recht hurtig und klug, und hängt mir imnier ani
Kleide.
Bring ich ihn euch, so tauscht ihr für ihn zehntausende
Güter,
wenn ihr ihn weit in die Ferne verkauft zu fremden
Gesellen!"
Sprachs und machte sich auf zur Stadt, ins schöne
Gehöfte.
Die aber blieben ein völlig Jahr und lagen im Hafen,
handelnd und tauschend und füllten mit Gut den
bauchigen Nachen.
Da sie nun aber das Schiff zur Rückfahrt reichlich be-
frachtet,
sandten sie flugs einen Boten herauf, die Dirne zu
rufen.
Ein viellistiger Mann erschien im Haus meines Vaters,
welcher ein gülden Kettlein trug, mit Perlen vou
Bernstein.
Und die dienenden Weiber im Haus und die Frau, meine
Mutter,
wogens in Händen, befühlten es rings und maßens
mit Augen,
fragend und handelnd Wert und Preis. — Da gab er
das Aeichen
heimlich mit Nicken und Wink und ging dann wieder
zu Schiffe.
Die aber griff mich gleich bei der Hand und führt' durchs
Haus mich
gegen die Tür. Da standen im Vorsaal Becher und
Tische;
hatten doch eben im Haus des Vaters Mannen getafelt,
aber sie waren inzwischen zu Rat und Markte gegangen.
Siehe, das Weib nahm flugs drei güldene Becher und
barg sie
unter dem Kleid: so folgt ich ihr ohn Arges, ein
Knäblein,
und die Sonne versank; und dunkel wurden die
Straßen,
wir aber gingen zum Hafen hinab mit hastigen Schritten,
bis wir zum flüchtigen Schiff der phönizischen Männer
gekommen.
Und sie nahmen uns beide hinein und gingen zu Schiffe,
segelnd hinaus durchs Feuchte; und Aeus gab glück-
lichen Fahrwind.
Unaufhörlich fuhren wir so bei Sonnen- und Mond-
licht,
bis uns der siebente Tag von Aeus Kronion erschienen,
siehe, da ward das Weib von Artemis' Pfeilen getroffen.
Wie die Möw ins Wasser stößt, so schlug sie im Sterben
schütternd hinab in den Raum und ward aus dem Nachen
geworfen,
Robben und Fischen zunchFraß; und ich blieb jammernd
alleine.
Sie aber fuhren aufsJthaka zu vor günstigem Winde,
wo mich Laertes, der König, erwarb um vielerlei Güter.
ie Malerei der Restaurationszeit.
Nach den schwärmerischen Gefühlsekstasen der
Romantik und den Willensüberspannungen der
Revolutionszeit und der Freiheitskriege läßt sich überall
eine Abspannung bis zur gänzlichen Erschlaffung beob-
achten, eine Sehnsucht nach Erlösung und Ruhe, nach
festen Formen und gebundener Lebensführung. Wie
resigniert klingen die Verse Platens:
Doch die Phönizier kamen ins Land, die gepriesenen
Schiffer,
Gauner, und führten unendlichen Kram im dunkelen
Nachen.
Aber es war ein phönizisch Weib im Haus meines Vaters,
groß und schön von Gesicht und künstlicher Werke be-
flissen.
Deren Derstand umgarnten die vielverschlagenen Schelme.
Weil sie wusch, ist einer zuerst beim bauchigen Schiffe
ihr zu Lager und Liebe genaht, weil solches den schwachen
Sinn der Weiber verkehrt und macht die Redliche
treulos.
Weil es geschehn, so fragte der Mann nach Namen und
Heimat.
Sie aber nannte sogleich das ragende Haus ihres Vaters:
Rühmend bezeichn ich mich als Kind der ehernen Sidon,
Arybas' Tochter, der Schätze besaß wie Land am Ge-
stade:
mich aber haben die Räuber geholt, die taphischen
Männer,
da ich vom Feld heimging, und führten mich fort übers
Wasser,
bis mich dahier der König erwarb um richtigen Kaufpreis.
Da erwiderte ihr der Mann, ihr heimlicher Buhle:
Möchtest du nicht, o Weib, ins Land deiner Väter
gelangen,
daß du es schaust und das ragende Haus und Vater und
Mutter,
beide lebendig, und heißen im Volk noch inimer die
Reichen?
Aber das Weib entgegnete gleich und redete also:
„Gern vollbrächt ichs und ginge davon; doch sollt ihr
zuvor mir
heilig geloben, ihr fördert mich heim und wahret mein
Leben.
Sprachs. So schworen die Schiffer den Eid, den jene
gefordert.
Da sie nun aber schworen und alle Gebräuche vollendet,
so versetzte die Frau und gab dies Wort zur Erwidrung:
„Haltet euch still, daß keiner hinfort von euren Gesellen
irgend ein Wörtlein sagt und trifft mich über der Straße
oder am Brunnen allein. Sonst möcht uns einer be-
lauschen;
und er meldet'ü ini Haus: so schlagt er mich sicher in
Fesseln,
wenn er es hört, mein Herr, und bringt euch selber ins
Unglück.
Also verhaltet im Busen das Wort und treibt euren
Handel.
Habt ihr jedoch das Schiff mit Gütern völlig beladen,
dann ists Ieit, dann sendet mir flugs ins HauF eine
Botschaft,
und dann bring ich euch Gold, so viel mir unter die Hand
kommt.
Ja, wenn ich wollt, so brächt ich euch weit anderen
Fahrlohn;
denn ich pfleg einen Knaben im Haus, das Söhnlein
des Herrn,
schon recht hurtig und klug, und hängt mir imnier ani
Kleide.
Bring ich ihn euch, so tauscht ihr für ihn zehntausende
Güter,
wenn ihr ihn weit in die Ferne verkauft zu fremden
Gesellen!"
Sprachs und machte sich auf zur Stadt, ins schöne
Gehöfte.
Die aber blieben ein völlig Jahr und lagen im Hafen,
handelnd und tauschend und füllten mit Gut den
bauchigen Nachen.
Da sie nun aber das Schiff zur Rückfahrt reichlich be-
frachtet,
sandten sie flugs einen Boten herauf, die Dirne zu
rufen.
Ein viellistiger Mann erschien im Haus meines Vaters,
welcher ein gülden Kettlein trug, mit Perlen vou
Bernstein.
Und die dienenden Weiber im Haus und die Frau, meine
Mutter,
wogens in Händen, befühlten es rings und maßens
mit Augen,
fragend und handelnd Wert und Preis. — Da gab er
das Aeichen
heimlich mit Nicken und Wink und ging dann wieder
zu Schiffe.
Die aber griff mich gleich bei der Hand und führt' durchs
Haus mich
gegen die Tür. Da standen im Vorsaal Becher und
Tische;
hatten doch eben im Haus des Vaters Mannen getafelt,
aber sie waren inzwischen zu Rat und Markte gegangen.
Siehe, das Weib nahm flugs drei güldene Becher und
barg sie
unter dem Kleid: so folgt ich ihr ohn Arges, ein
Knäblein,
und die Sonne versank; und dunkel wurden die
Straßen,
wir aber gingen zum Hafen hinab mit hastigen Schritten,
bis wir zum flüchtigen Schiff der phönizischen Männer
gekommen.
Und sie nahmen uns beide hinein und gingen zu Schiffe,
segelnd hinaus durchs Feuchte; und Aeus gab glück-
lichen Fahrwind.
Unaufhörlich fuhren wir so bei Sonnen- und Mond-
licht,
bis uns der siebente Tag von Aeus Kronion erschienen,
siehe, da ward das Weib von Artemis' Pfeilen getroffen.
Wie die Möw ins Wasser stößt, so schlug sie im Sterben
schütternd hinab in den Raum und ward aus dem Nachen
geworfen,
Robben und Fischen zunchFraß; und ich blieb jammernd
alleine.
Sie aber fuhren aufsJthaka zu vor günstigem Winde,
wo mich Laertes, der König, erwarb um vielerlei Güter.
ie Malerei der Restaurationszeit.
Nach den schwärmerischen Gefühlsekstasen der
Romantik und den Willensüberspannungen der
Revolutionszeit und der Freiheitskriege läßt sich überall
eine Abspannung bis zur gänzlichen Erschlaffung beob-
achten, eine Sehnsucht nach Erlösung und Ruhe, nach
festen Formen und gebundener Lebensführung. Wie
resigniert klingen die Verse Platens: