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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

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Heft 3
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Homerus; Schröder, Rudolf Alexander [Übers.]: Homer: Die Schicksale des Eumaios
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Hamann, Richard: Die Malerei der Restaurationszeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0112

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Homer.

Doch die Phönizier kamen ins Land, die gepriesenen

Schiffer,

Gauner, und führten unendlichen Kram im dunkelen

Nachen.

Aber es war ein phönizisch Weib im Haus meines Vaters,
groß und schön von Gesicht und künstlicher Werke be-

flissen.

Deren Derstand umgarnten die vielverschlagenen Schelme.
Weil sie wusch, ist einer zuerst beim bauchigen Schiffe
ihr zu Lager und Liebe genaht, weil solches den schwachen
Sinn der Weiber verkehrt und macht die Redliche

treulos.

Weil es geschehn, so fragte der Mann nach Namen und

Heimat.

Sie aber nannte sogleich das ragende Haus ihres Vaters:
Rühmend bezeichn ich mich als Kind der ehernen Sidon,
Arybas' Tochter, der Schätze besaß wie Land am Ge-

stade:

mich aber haben die Räuber geholt, die taphischen

Männer,

da ich vom Feld heimging, und führten mich fort übers

Wasser,

bis mich dahier der König erwarb um richtigen Kaufpreis.
Da erwiderte ihr der Mann, ihr heimlicher Buhle:
Möchtest du nicht, o Weib, ins Land deiner Väter

gelangen,

daß du es schaust und das ragende Haus und Vater und

Mutter,

beide lebendig, und heißen im Volk noch inimer die

Reichen?

Aber das Weib entgegnete gleich und redete also:
„Gern vollbrächt ichs und ginge davon; doch sollt ihr

zuvor mir

heilig geloben, ihr fördert mich heim und wahret mein

Leben.

Sprachs. So schworen die Schiffer den Eid, den jene

gefordert.

Da sie nun aber schworen und alle Gebräuche vollendet,
so versetzte die Frau und gab dies Wort zur Erwidrung:
„Haltet euch still, daß keiner hinfort von euren Gesellen
irgend ein Wörtlein sagt und trifft mich über der Straße
oder am Brunnen allein. Sonst möcht uns einer be-

lauschen;

und er meldet'ü ini Haus: so schlagt er mich sicher in

Fesseln,

wenn er es hört, mein Herr, und bringt euch selber ins

Unglück.

Also verhaltet im Busen das Wort und treibt euren

Handel.

Habt ihr jedoch das Schiff mit Gütern völlig beladen,
dann ists Ieit, dann sendet mir flugs ins HauF eine

Botschaft,

und dann bring ich euch Gold, so viel mir unter die Hand

kommt.

Ja, wenn ich wollt, so brächt ich euch weit anderen

Fahrlohn;

denn ich pfleg einen Knaben im Haus, das Söhnlein

des Herrn,

schon recht hurtig und klug, und hängt mir imnier ani

Kleide.

Bring ich ihn euch, so tauscht ihr für ihn zehntausende

Güter,

wenn ihr ihn weit in die Ferne verkauft zu fremden

Gesellen!"

Sprachs und machte sich auf zur Stadt, ins schöne

Gehöfte.

Die aber blieben ein völlig Jahr und lagen im Hafen,
handelnd und tauschend und füllten mit Gut den

bauchigen Nachen.

Da sie nun aber das Schiff zur Rückfahrt reichlich be-

frachtet,

sandten sie flugs einen Boten herauf, die Dirne zu

rufen.

Ein viellistiger Mann erschien im Haus meines Vaters,
welcher ein gülden Kettlein trug, mit Perlen vou

Bernstein.

Und die dienenden Weiber im Haus und die Frau, meine

Mutter,

wogens in Händen, befühlten es rings und maßens

mit Augen,

fragend und handelnd Wert und Preis. — Da gab er

das Aeichen

heimlich mit Nicken und Wink und ging dann wieder

zu Schiffe.

Die aber griff mich gleich bei der Hand und führt' durchs

Haus mich

gegen die Tür. Da standen im Vorsaal Becher und

Tische;

hatten doch eben im Haus des Vaters Mannen getafelt,
aber sie waren inzwischen zu Rat und Markte gegangen.
Siehe, das Weib nahm flugs drei güldene Becher und

barg sie

unter dem Kleid: so folgt ich ihr ohn Arges, ein

Knäblein,

und die Sonne versank; und dunkel wurden die

Straßen,

wir aber gingen zum Hafen hinab mit hastigen Schritten,
bis wir zum flüchtigen Schiff der phönizischen Männer

gekommen.

Und sie nahmen uns beide hinein und gingen zu Schiffe,
segelnd hinaus durchs Feuchte; und Aeus gab glück-

lichen Fahrwind.

Unaufhörlich fuhren wir so bei Sonnen- und Mond-

licht,

bis uns der siebente Tag von Aeus Kronion erschienen,
siehe, da ward das Weib von Artemis' Pfeilen getroffen.
Wie die Möw ins Wasser stößt, so schlug sie im Sterben
schütternd hinab in den Raum und ward aus dem Nachen

geworfen,

Robben und Fischen zunchFraß; und ich blieb jammernd

alleine.

Sie aber fuhren aufsJthaka zu vor günstigem Winde,
wo mich Laertes, der König, erwarb um vielerlei Güter.

ie Malerei der Restaurationszeit.

Nach den schwärmerischen Gefühlsekstasen der
Romantik und den Willensüberspannungen der
Revolutionszeit und der Freiheitskriege läßt sich überall
eine Abspannung bis zur gänzlichen Erschlaffung beob-
achten, eine Sehnsucht nach Erlösung und Ruhe, nach
festen Formen und gebundener Lebensführung. Wie
resigniert klingen die Verse Platens:
 
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