Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 22.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0101
DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:Schäfer, Wilhelm: J. V. Cissarz als Kunstgewerbler
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0101
Abb. 1. I. V. Cissarz: Buchrücken von Verlagseinbänden.
I. V. Ciffarz als Kunstgewerbler.
ls Cissarz im Jahre 1903
von Drcsden in die Darm-
stadtcr Künstlerkolonie be-
rufen wurde, mußte er zunächst der
geliebten Malerei entsagen, um völ-
lig in der Beschaftigung mit kunst-
gewerblichen Arbeiten aufzugehen.
Damals wurde der prachtige ge-
triebene Kronleuchter für die Kirche
zu Alsfeld in Oberhessen geschaffen;
es entstanden die schönen Glas-
gemalde für die Kirche in Groß-
zimmern, ferner die Tertilien und
gedruckten Stoffc der Alsfelder We-
berei und von Penig in Sachsen.
Sogar nut Möbelentwürfen mußte
sich der Künstler beschaftigen, und
wenn auch seine Schlittenstühle,
wie so manches auf den Darmstädter
Ausstellungen, mehr neu als gut
waren, so herrschte im Jahre 1904
nur eine Stimme, daß die drei
Aimmer in der Dreihäusergruppe,
deren Ausstattung Cissarz anver-
traut war, zumal die berühmte
///
Abb. 2. I. D. Cissarz: Gioconda.
(Handgearbeiteter Lederband mit farbigen
Auflagen und Vergoldung. — Ausführung:
Buchbindermeister Gust. Fröhlich, Stuttgart.)
gelbe Erkerstube, unbedingt den Preis
verdienten.
Vor alleni aber waren es buch-
gewerbliche Arbeiten, mit denen der
Künstler jetzt mehr hervortrat. Schon
im Jahre 1900 war ihm die Aus-
stattung des Kataloges des deut-
schen Buchgewerbes auf der Pariser
Weltausstellung anvertraut worden.
Danach hatte er Helene Voigt-
Diederichs Unterstrom und einige
Bände des Callweyschen Spiel-
mannes mit Ornamenten und Jllu-
strationen versehen. Jn Darmstadt
folgte die Ausstattung von Gott-
fried Schwabs Dichtungen sowie der
Ausstellungsschriften. Dazu kamen
prächtige Ledereinbände, fo für die
Festschriften der Wiener Hofdruckerei
und der Vossischen Aeitung. Das
Linienornament, überaus reich und
eine nie ermüdende Phantasie ver-
ratend, zeigte einen Rhythmus und
eine Schönheit der Verhältnisse, daß
man sich nicht daran sattsehen konnte.
85
z
I. V. Ciffarz als Kunstgewerbler.
ls Cissarz im Jahre 1903
von Drcsden in die Darm-
stadtcr Künstlerkolonie be-
rufen wurde, mußte er zunächst der
geliebten Malerei entsagen, um völ-
lig in der Beschaftigung mit kunst-
gewerblichen Arbeiten aufzugehen.
Damals wurde der prachtige ge-
triebene Kronleuchter für die Kirche
zu Alsfeld in Oberhessen geschaffen;
es entstanden die schönen Glas-
gemalde für die Kirche in Groß-
zimmern, ferner die Tertilien und
gedruckten Stoffc der Alsfelder We-
berei und von Penig in Sachsen.
Sogar nut Möbelentwürfen mußte
sich der Künstler beschaftigen, und
wenn auch seine Schlittenstühle,
wie so manches auf den Darmstädter
Ausstellungen, mehr neu als gut
waren, so herrschte im Jahre 1904
nur eine Stimme, daß die drei
Aimmer in der Dreihäusergruppe,
deren Ausstattung Cissarz anver-
traut war, zumal die berühmte
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Abb. 2. I. D. Cissarz: Gioconda.
(Handgearbeiteter Lederband mit farbigen
Auflagen und Vergoldung. — Ausführung:
Buchbindermeister Gust. Fröhlich, Stuttgart.)
gelbe Erkerstube, unbedingt den Preis
verdienten.
Vor alleni aber waren es buch-
gewerbliche Arbeiten, mit denen der
Künstler jetzt mehr hervortrat. Schon
im Jahre 1900 war ihm die Aus-
stattung des Kataloges des deut-
schen Buchgewerbes auf der Pariser
Weltausstellung anvertraut worden.
Danach hatte er Helene Voigt-
Diederichs Unterstrom und einige
Bände des Callweyschen Spiel-
mannes mit Ornamenten und Jllu-
strationen versehen. Jn Darmstadt
folgte die Ausstattung von Gott-
fried Schwabs Dichtungen sowie der
Ausstellungsschriften. Dazu kamen
prächtige Ledereinbände, fo für die
Festschriften der Wiener Hofdruckerei
und der Vossischen Aeitung. Das
Linienornament, überaus reich und
eine nie ermüdende Phantasie ver-
ratend, zeigte einen Rhythmus und
eine Schönheit der Verhältnisse, daß
man sich nicht daran sattsehen konnte.
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