Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Brinckmann, Albert E.: Reiterdenkmale
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0143

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gattamelata-Monument in Padua.

Reiterdenkmale

n den sehr lesenswerten Erinnerrnigen an den
Maler Hans von Maröes (Aus der Werkstatt
eines Künstlers, Lurcmburg 1908) spricht Karl
von Pidoll davon, wie Marses mit Vorliebe
diejenigen Ansichten für seine Bilddarstellung wahlte, in
denen sich der Organismus oder die eigentüniliche Bil-
dung am vollständigsten, deutlichsten und einfachsten
ausdrückt. „Starke Verkürzungen, namentlich solche, in
welchen sich die Ansichten zweier
Gelenke übereinanderschieben, hat
er immer vermieden. Er machte
darauf aufmerksam, daß Kinder in
ihren ersten naiven Versuchen bei-
spielsweise das Pferd von der Seite
nehmen, weil sich in dieser An-
sicht der eigentümliche Bau dieses
Tieres am deutlichsten zeigt, wäh-
rend die vordere oder hintere, also
verkürzte Ansicht auch dem ver-
ständigen Beobachter und Kenner
oft verworren erscheinen muß.

Hnd Kinder", setzte Marses hinzu,

„sollten wir in unserer Anschau-
ung alle wieder werden."

Diese Ansicht, daß der Organismus des Pferde-
leibes sich in der Seitenansicht am deutlichsten zeigt,
hat Maräes selbst in seinen Pferdedarstellungen (Heiliger
Martin) vertreten, für die er auch in seiner spateren
Aeit eine gewisse Vorliebe behalten hatte. Die künst-
lcrische Darstellung aller Ieitcn beweist ihre Richtigkeit.
Der Iug attischer Jünglinge, die auf dem Cellafries
hinter den Säulen des Parthenon dahingaloppieren,
ist vielleicht das schönste Beispiel
dafür, wie selbst eine Fülle ahn-
licher Flankenansichtcn sich nicht zu
wiederholen braucht, sondern mit
nur geringem Wechsel einen über-
großen Reichtum von Vorstellun-
gen gewinnt. Das Erperiment
genauer Vorder- oder Hinteran-
sichten kennt eigentlich nur die
italienische Frührenaissance, und
dort bleiben sie eben ein perspek-
tivisches Erperiment. Selbst der
Barock vermeidet sie. Auf neuen
Bildern und Reliefs ist mit weni-
gen und nicht glücklichen Ausnah-
men stets die klassische Ansicht des

Lageplan zum Gattamelata-Monument.

125
 
Annotationen