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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

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Heft 7
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Pfälzer, K.: Angewandte Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0260

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Schmuck an Bauwcrken, dcr bei den
Griechen wie bei den Gotikern daö
eigentliche Arbcitöfeld war, zugunsten
eines akademischen Betriebes zurück-
gedrangt, der alö Bildhauerarbeit nur
die für sich bestehendeFigur oder Büste
betrachtet. Weil unsere Museen mit
dergleichen gefüllt sind, denkt dcr erste
Begriff nicht daran, daß das meiste nur
ein ausgebrochenerSchmuck von irgend
einem Baukörper ist. So arbeiten un-
sere Bildhauer akadennsche Atelier-

Angewandte Plastik.

ichtiger als alle anderen Pro-
bleme der Bildhauerei scheint
mir doch dies, daß sie wieder wie zu
allen guten Aeiten ihren Platz in der
Baukunst findet. Genau genommen
ist das nnnste, was in unsern Ausstel-
ünigen gezeigt wird, nur ein Notbehelf;
der Bildhauer zeigt, was er könnte,
wenn es eine Beschaftigung für ihn
gabe. Diese Beschaftigung kann un-
möglich nur darin bestehen, daß er
Reiterdenknralcr,Standbilder undRe-
liefs dazu macht. Hier wie überall hat
ein überstiegener Begriff der „Hohcn
Kunst" die Anwendling von plastischeni

So könnten auch die hier abgebil-
deten Reliefs von Wrba an irgend
welcher Hauptstraße einer Großstadt
die Wande schmücken, ohne die Be-
achtung zu finden, die ihre sorgfaltige
und ivitzige Arbeit verdient. Wer sie
so abgebildet betrachtet, muß sich an
ihrem derbcn und mit Takt in die
Fläche gebundenen Formgefühl cnt-
zücken. Solange unser Auge nicht
wieder gewöhnt ist, dergleichen an
unsern mit genügend Mitteln errich-
teten Gebaudcn zu suchen, so langewird
unserm modernen Baugeschmack -
auf den wir allmahlich stolz sind -
doch noch, sagen wir die eigentliche
Blüte, fehlen. K. Pfalzer.

arbeit und müssen den Steinmetzen den
Bauschmuck überlassen, wie man jeden
Taganstaatlichenodersonstöffentlichen
Bauten wahrnehmen kann. Kommt
aber einmal ein Bildhauer an nürkliche
Aufgaben in diesem Sinn, wie etwa
Bosselt nüt seinen im Aprilheft abge-
bildeten Kinderfiguren aus dcm Stoll-
werckhaus in Köln, kann er sicher sein,
daß sie übersehen werden. Die „Hohe
Kunst" der Bildhauerei darf nur auf
Postamenten stehen.
 
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