Die junge und die jüngste Malerei.
Mmierarbeit geworden sind, mag es ein schmerzliches
Wunder sein, daß sie nun aufhören sollen mit der lieb
gewordenen Arbeit, den Jungen aber, deren Sehnsucht
hinter all der opferfreudigen und tapferen Mühseligkeit
ein helleres Iiel ahnte, hat er die Bahn geöffnet, daß
sie nun — noch taumelnd und bestürzt von der Helligkeit —
in das neu eroberte Tal der farbigen Schönheit hinunter-
stürmen. W. Schäfer.
G
espensterreime.
Von Bernd Jsemann.
Widerwillig schlepp ich lang
diese alte Kette.
Niemand schläft mehr auf dem Gang,
keinem Kind mehr mach ich bang,
könnt ich doch auch zu Bette.
* *
*
Feuer grün und Feuer blau,
hüte deine junge Frau.
Schloß und Riegel springen,
liegen lauter Schlingen
um das Bett und an der Wand.
Halte deiner Liebsten Hand
fest in deiner Hand vereint,
bis sie leis im Schlafe weint. —
Feuer blau und Feuer grün,
muß mich anderswo bemühn.
* *
*
Jn der Rumpelkammer
rumor ich meinen Jammer
jede dritte Nacht.
Säug ihn mit Tränen dick und rund,
zerquäl ihn mit den Aähnen in der zweiten Stund,
in der dritten schlag ich ihn tot, daß es kracht,
und im Morgenrot hab ich mich umgebracht.
* *
*
Ein Uhr is grad,
geh heim Kamerad.
Lieg du im Mist,
wie's rechtschaffen ist.
Hättst ihr nir versprochen,
sie hätten dich nit erstochen.
* *
*
Wir mischen die Karten
im Totengarten.
Ein König, ein Aß —
der Tau weht naß,
Treffbube und Schippen —
auf Totengerippen,
ein Neuner, Coeurdame —
auf deinem Leichname,
noch halb nicht verwest,
so seht doch und lest, —
sie küßt einen Fratzen,
so treibens die Katzen.
Wer hat noch zu klagen?
's wird Karten geschlagen.
Wir mischen die Karten
im Totengarten.
* *
*
Wenn ich aus dem Sarge stolpre,
und es fällt mein Kopf beiseit,
brauch ich immer lange Aeit,
bis ich ihn gefunden habe.
Doch ich tast mich aus dem Grabe,
nehm ein langes Holz zur Hand,
und indem ich ringsum holpre
an den Steinen längs der Wand,
hau ich zu so wuterfüllt,
bis es mörderisch erbrüllt.
Hab ich dich! Der Bengel trifft!
Und ich nehm ihn hoch geschwind,
steck ihn oben auf die Knochen. —
Weine nicht, mein liebes Kind!
Jst der Schädel erst zerbrochen,
sind wir frei und sind gerochen,
schnupf derweil ein Prischen Gift.
* *
*
Ein Gespensterbein hat sich gefangen
an dem Küster seinem Rock.
Jener hat es aufgehangen
und verprügelt mit dem Stock,
hat Weihwasser darüber gegossen,
da wuchsen dem Küster zwei Flossen.
Kam der Pfarrer und hat es gepeinigt
mit Teufelsspruch und hat es verdammt,
hat dann die ganze Kirche gereinigt
von allem, was aus der Hölle stammt.
Aber nachts auf dem Kirchhof haben
sie für den Küster ein Loch gegraben.
Der Küster hört den Regen glucken,
und in den Flossen sticht es ihn.
Er geht ein wenig Luft zu schlucken,
kommt, weiß nicht wie, zum Kirchhof hin.
Das Loch ist vollgelaufen,
er meint, er müßte sich taufen.
Am Morgen, welches Wunder,
es tummelt sich ein Fisch darin,
taucht vor dem Pfarrer unter
und vor der Küsterin.
Er lebt noch in der Sakristei,
die Küstersfrau ist auch noch frei.
* *
*
Die Gespenster sind zum Lachen,
aber ungefährlich nicht.
Daß sie in den Nächten wachen,
ist ihr grausiges Gericht.
Als du schreiend deine Dualen
wälztest durch die schwarze Nacht,
in den eignen Wundenmalen
haben sie dich ausgelacht.
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Mmierarbeit geworden sind, mag es ein schmerzliches
Wunder sein, daß sie nun aufhören sollen mit der lieb
gewordenen Arbeit, den Jungen aber, deren Sehnsucht
hinter all der opferfreudigen und tapferen Mühseligkeit
ein helleres Iiel ahnte, hat er die Bahn geöffnet, daß
sie nun — noch taumelnd und bestürzt von der Helligkeit —
in das neu eroberte Tal der farbigen Schönheit hinunter-
stürmen. W. Schäfer.
G
espensterreime.
Von Bernd Jsemann.
Widerwillig schlepp ich lang
diese alte Kette.
Niemand schläft mehr auf dem Gang,
keinem Kind mehr mach ich bang,
könnt ich doch auch zu Bette.
* *
*
Feuer grün und Feuer blau,
hüte deine junge Frau.
Schloß und Riegel springen,
liegen lauter Schlingen
um das Bett und an der Wand.
Halte deiner Liebsten Hand
fest in deiner Hand vereint,
bis sie leis im Schlafe weint. —
Feuer blau und Feuer grün,
muß mich anderswo bemühn.
* *
*
Jn der Rumpelkammer
rumor ich meinen Jammer
jede dritte Nacht.
Säug ihn mit Tränen dick und rund,
zerquäl ihn mit den Aähnen in der zweiten Stund,
in der dritten schlag ich ihn tot, daß es kracht,
und im Morgenrot hab ich mich umgebracht.
* *
*
Ein Uhr is grad,
geh heim Kamerad.
Lieg du im Mist,
wie's rechtschaffen ist.
Hättst ihr nir versprochen,
sie hätten dich nit erstochen.
* *
*
Wir mischen die Karten
im Totengarten.
Ein König, ein Aß —
der Tau weht naß,
Treffbube und Schippen —
auf Totengerippen,
ein Neuner, Coeurdame —
auf deinem Leichname,
noch halb nicht verwest,
so seht doch und lest, —
sie küßt einen Fratzen,
so treibens die Katzen.
Wer hat noch zu klagen?
's wird Karten geschlagen.
Wir mischen die Karten
im Totengarten.
* *
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Wenn ich aus dem Sarge stolpre,
und es fällt mein Kopf beiseit,
brauch ich immer lange Aeit,
bis ich ihn gefunden habe.
Doch ich tast mich aus dem Grabe,
nehm ein langes Holz zur Hand,
und indem ich ringsum holpre
an den Steinen längs der Wand,
hau ich zu so wuterfüllt,
bis es mörderisch erbrüllt.
Hab ich dich! Der Bengel trifft!
Und ich nehm ihn hoch geschwind,
steck ihn oben auf die Knochen. —
Weine nicht, mein liebes Kind!
Jst der Schädel erst zerbrochen,
sind wir frei und sind gerochen,
schnupf derweil ein Prischen Gift.
* *
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Ein Gespensterbein hat sich gefangen
an dem Küster seinem Rock.
Jener hat es aufgehangen
und verprügelt mit dem Stock,
hat Weihwasser darüber gegossen,
da wuchsen dem Küster zwei Flossen.
Kam der Pfarrer und hat es gepeinigt
mit Teufelsspruch und hat es verdammt,
hat dann die ganze Kirche gereinigt
von allem, was aus der Hölle stammt.
Aber nachts auf dem Kirchhof haben
sie für den Küster ein Loch gegraben.
Der Küster hört den Regen glucken,
und in den Flossen sticht es ihn.
Er geht ein wenig Luft zu schlucken,
kommt, weiß nicht wie, zum Kirchhof hin.
Das Loch ist vollgelaufen,
er meint, er müßte sich taufen.
Am Morgen, welches Wunder,
es tummelt sich ein Fisch darin,
taucht vor dem Pfarrer unter
und vor der Küsterin.
Er lebt noch in der Sakristei,
die Küstersfrau ist auch noch frei.
* *
*
Die Gespenster sind zum Lachen,
aber ungefährlich nicht.
Daß sie in den Nächten wachen,
ist ihr grausiges Gericht.
Als du schreiend deine Dualen
wälztest durch die schwarze Nacht,
in den eignen Wundenmalen
haben sie dich ausgelacht.
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