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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

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Heft 6
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Keune, Johann Baptist: Kunstbetätigung zu Metz und im Metzer Land unter römischer Herrschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0219

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Kunstbetätigung zu Meh und im Metzer Land unter römischer Herrschaft.

Abb. 1. Bild der Jsis aus
Meher Stein, gefunden in Metz.
'(Metzer Muscum.)

as Gebiet des gallischen Stammes
der Mediomatriker, deren Name im
Namen ihres Hauptortes Metz noch
fortlebt, hat über ein halbes Jahrtausend
zum Römerreich gehört und hat während
dieses Aeitraumes eine hohe Blüte durchlebt.

Von dieser Blütezeit, welche sich widerspiegelt
in Werken der bildenden Kunst, zeugen aller-
dings heute nur Trümmer, die der^Vernich-
tung entgangen, und Fundstücke, welche, aus
ihreni Ausammenhang losgelöst, ini Museum
der Stadt Metz geborgen sind. Aber auch diese
Überbleibsel sprechen, trotz ihrer Verstümme-
lung, eine beredte, eindrucksvolle Sprache.

Die Baukunst kam hauptsächlich zum
Ausdruck in ösfentlichen, gemeinnützigen
Bauten, die teilweise nachweislich der dank-
baren Opferwilligkeit von Würdenträgern
der Gemeinde verdankt wurden. Über der
Erde stehen nur noch Teile einer unc 100
n. Chr. erbauten großzügigen Wasserleitung,
die aus einer Entfernung von 23 lrm der
Stadt Metz Omellwasser zuführte und den
Taleinschnitt der Mosel bei Ars und Jouy-
aur-Arches auf einer fast 1100 m langen, in
ihren Resten nvch bewundernswerten Bogen-
brücke überschritt. Das auf einer Boden-
erhebung vor der Stadt gelegene Brunnen- ^bb. 2. Stembild der Mctoria aus Meher

naus von welchem ÜUS Stein, gefunden in einer Tempelanlage zu

eine Röhrenleitung die in der Stadt zerstreu- Montigny-Sablon. (Metzer Museum.)

ten Brunnen und die öffentlichen Bäder
speiste, war kein nüchterner Wasserturm,
sondern zu einem Heiligtum der Nymphen
gestaltet und niit Bilderschmuck verschönt.
Auch besaß das römische Metz ein großes,
aus Stein frei aufgeführtes Amphitheater,
deni von Verona an Umfang ungefähr
gleich, mit 76 Bogeneingängen und einer
Versenkungsanlage, einen Prachtbau, wel-
chen Marmorbilder schmückten und dessen
Wände niit auserlesenem, aus Griechen-
land, den griechischen Jnseln, Nordafrika
bezogenem Steinbelag verkleidet waren.

Draußen im Land aber standen nicht
bloß schlichte Bauernhöfe, sondern auch
herrschaftliche Wohnungen, die mit Luft-
heizung, geräumiger, aus mehreren Ab-
teilungen bestehender Badeanlage, offenen
Säulenhallen und Aussichtstürmen aus-
gestattet waren und deren Festsaal, wie
auch andere Räume, Mosaikböden, also aus
bunten Steinwürfelchen zusammengefügte
Teppiche schmückten.

Von den zahlreichen Tempeln, welche
im Bereich der Metzer Gaugemeinde hei-
mischen wie aus der Frenide eingebürgerten
Gottheiten geweiht waren, haben wir meist
nur Götterbilder erhalten, die uns zur

Abb. 10. Urne aus Alabaster,
gef. i. Metz. (Metzer Museum.)

zweiten der bildenden Künste, der Bild-
hauerei, überleiten.

Die Bildhauerkunst war aber hier-
zulande damals nicht bloß gefördert durch
die eifrige Götterverehrung, ihre Entwick-
lung wurde auch reichlich genährt durch den
Totenkult, denn zahllose Grabsicine und
zahlreiche prunkvolle Grabdenkmaler rcicher
Familien bciveisen, >vie lebhaft dicse Kunst
damals geübt ward. Daneben hat die
Bildhauerei sich auch betatigt als Helferin
der Baukunsi.

Wenn wir absehen von den crwähnten
Marmorbildern dcs Amphitheaters, wclche
aus der Fremde bezogen zu sein scbeinen,
sind die vielen anderen Bildwerke, wie das
Steinniaterial ergibt, zu Metz und ini
Metzer Land geschaffen. Die Vorzüge des
für Bildhauerarbeit so trefflich geeigneten
Kalksteins der Umgegend von Metz wurden
ja schon in römischer Aeit gewürdigt, wes-
halb er auch damals weithin verfrachtet war.

Wir müssen aber annehmen, daß unsere
Steinbilder teilweise hergestellt sind nicht
von einheinischen oder hier seßhaften Bild-
hauern, sondern von fremden, fahrenden
Künstlern, zumal wenn dem Bildwerk der
Stempel der Fremdartigkeit aufgedrückt ist.

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