Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 22.1912
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DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:Pfälzer, Karl: Das Haus Feinhals
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Abb. 4.
Haus Feinhals (Bibliothek).
Richtigkeit aller Raumverhältnisse von gesicherter Wir-
kung. Auch Olbrich ging ja in den letzten Ieiten
nahe an historische Möbelformen daran, Bruno Paul
spielt manchmal in fast gefährlicher Weise damit; wie
von jeher Repräsentationsräume von fast historischer
Haltung seine Stärke waren,
ist er auch hier am glück-
lichsten, wo die Möbel vor
der ganzen Raumbildung
zurücktretcn: im marmornen
Vestibüst in der Diele und
vor altem im Teezimmer
(Abb. 3). Dieser Raum ist,
wie bemerkt, quadratisch tlnd
mit einer Art von flacher
Kuppel gedeckt, aus der —
leidcr — ein schwerer Kron-
leuchter herunter hängt,
praktisch cuinötig, weil die
Beleuchtung in den Hohl-
kehlcn liegt. Die drei Tür-
fenster führen zur Halle
unter den Säulen (Abb. 5);
die Vorhänge, die in der
Abbildung so schwarz wir-
ken, sind in cinem leuchten-
dcn Rot, dicses Rot mit
schwarzen Möbeln vor elfen-
beinernen Wänden (an de-
nen E. R. Weißsche Still-
leben leuchten) gibt den
starken Farbenklang des Rau-
mes an, der durch den war-
men Ton des Marnror-
bodens (bleu belge, Verona
und Siena) berückend schön
wird. Sicherlich einer der feinsten Räume, die unsere
Kultur hervorbrachte.
Die sogcnannte Bibliothek (Abb. 4) gibt den großen
Wohnraum ab, hier stehen die Bücher, Kleinbronzen
und hängen die Bilder des Hausherrn, der ein bekannter
Sammler, aber einer von
eigenem und modernem Ge-
schmack und also fast ein
Weltwunder ist, hier steht
auch der große Arbeitstisch.
Außer einer verzierten Decke
enthält der Raum nichts
als die einfache Struktur
der Wände, des Parkett-
bodens und der Bücher-
bretter; aber wie die Far-
ben stimmen, die Gemälde
darin wirken, die Profile
entzücken und der Eindruck
einer Wohnlichkeit bewahrt
blieb: das ist des höchsten
Lobes wert.
Während hier und auch
im anstoßendcn Billardzim-
mer das eigcntliche Hand-
werk zurücktritt in einer be-
scheidenen Haltung, ist das
Arbcitszimnier, wie die
Diele und das Eßzimmer
auf reichstes Material ge-
stcllt, so daß nian fast iveni-
ger als nach dem Künstler
nach den ausführenden
Werkstätten fragt (in diesem
Fall wie meist bei Bruno
Paul die Vereinigten Werk-
Abb. 6. Haus Feinhals (Detail aus dem Eßzimmer).
I»
Haus Feinhals (Bibliothek).
Richtigkeit aller Raumverhältnisse von gesicherter Wir-
kung. Auch Olbrich ging ja in den letzten Ieiten
nahe an historische Möbelformen daran, Bruno Paul
spielt manchmal in fast gefährlicher Weise damit; wie
von jeher Repräsentationsräume von fast historischer
Haltung seine Stärke waren,
ist er auch hier am glück-
lichsten, wo die Möbel vor
der ganzen Raumbildung
zurücktretcn: im marmornen
Vestibüst in der Diele und
vor altem im Teezimmer
(Abb. 3). Dieser Raum ist,
wie bemerkt, quadratisch tlnd
mit einer Art von flacher
Kuppel gedeckt, aus der —
leidcr — ein schwerer Kron-
leuchter herunter hängt,
praktisch cuinötig, weil die
Beleuchtung in den Hohl-
kehlcn liegt. Die drei Tür-
fenster führen zur Halle
unter den Säulen (Abb. 5);
die Vorhänge, die in der
Abbildung so schwarz wir-
ken, sind in cinem leuchten-
dcn Rot, dicses Rot mit
schwarzen Möbeln vor elfen-
beinernen Wänden (an de-
nen E. R. Weißsche Still-
leben leuchten) gibt den
starken Farbenklang des Rau-
mes an, der durch den war-
men Ton des Marnror-
bodens (bleu belge, Verona
und Siena) berückend schön
wird. Sicherlich einer der feinsten Räume, die unsere
Kultur hervorbrachte.
Die sogcnannte Bibliothek (Abb. 4) gibt den großen
Wohnraum ab, hier stehen die Bücher, Kleinbronzen
und hängen die Bilder des Hausherrn, der ein bekannter
Sammler, aber einer von
eigenem und modernem Ge-
schmack und also fast ein
Weltwunder ist, hier steht
auch der große Arbeitstisch.
Außer einer verzierten Decke
enthält der Raum nichts
als die einfache Struktur
der Wände, des Parkett-
bodens und der Bücher-
bretter; aber wie die Far-
ben stimmen, die Gemälde
darin wirken, die Profile
entzücken und der Eindruck
einer Wohnlichkeit bewahrt
blieb: das ist des höchsten
Lobes wert.
Während hier und auch
im anstoßendcn Billardzim-
mer das eigcntliche Hand-
werk zurücktritt in einer be-
scheidenen Haltung, ist das
Arbcitszimnier, wie die
Diele und das Eßzimmer
auf reichstes Material ge-
stcllt, so daß nian fast iveni-
ger als nach dem Künstler
nach den ausführenden
Werkstätten fragt (in diesem
Fall wie meist bei Bruno
Paul die Vereinigten Werk-
Abb. 6. Haus Feinhals (Detail aus dem Eßzimmer).
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