Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 22.1912
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Heft 2
DOI article:Schäfer, Wilhelm: Peter Halm
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Peter Halm. Kreuzgaag im Dom zu Mainz (Nadierung(.
Peter Halm.
/Ls muß ein eigenrümlicheS Künstlerschicksal sein, durch die Freundschaft mit einem Stärkeren
eher alS durch das eigene Werk bekannt zu werden. Dcm Münchener Radiermeister ift dies
vor zwei Jahrzehnten passtert, alö das tragische Ende von Karl Stauffer und die ihm folgcnde
Anerkennung seiner Kunft den Blick immer wieder auf seinen Mitschüler, Freund und Lehrmeister
Peter Halm richtete. Dazu kam, daß Stauffer seinen Freund viermal zum Gegenstand seiner von
ihm gelernten Radier- und Stecherkünfte gemacht hatte, sodaß mit dem wachsenden Ruhm des
SchweizerS auch die leibliche Erscheinnng von Peter Halm, oder wenigftens sein eigentümlich profilierter
Kops, gewissermaßen populär wurde. DaS Schicksal wäre komisch, wenn Halm nichtö als dieser
Freund gewesen wäre, da er aber von Anfang an ein beharrlich auf seine Ziele gerichteter Künftler
war, der im Leben und in der Kunft nicht den wilden und gefährlichen Ruhm erftrebte, an dem
Stauffer zugrunde ging, sondern der treu und bescheiden im Siun der Meifter an der Vollendung
seiner Sachen arbeitete: so hatte hier gewiffermaßen der Sturm eines wilden SchicksalS die Tür
zu einer Werkstatt aufgeriffen, in der ein Künftler, garnicht beglückt durch diese Störung, emsig
bei seiner Arbeit war.
Peter Halm ift ein geborener Mainzer (14. Dezember 1854) und Stauffer, der Schweizer, hat
seine ironische, ftillfröhliche Art immer als rheinländisch empfunden. Sie waren beide Schüler von
Raab und Löfftz und dadurch Freunde geworden; lange bevor aber Stauffer ans Radieren dachte,
konnte er seinen Peter als Kupferstecher verspotten, und als er sich endlich, 1884, durch ihn zur
schwarzen Kunft anregen ließ, war Halm schon eine in Kennerkreisen bekannte Persönlichkeit; so sehr,
daß er im Oktober 1886 — als Stauffer in Siebleben den Guftav Freptag für die Nationalgalerie
malre — nach Weimar an die Akademie berusen war — um dort einen Radierkursus zu leiten.
Da wir unterdeffen 1912 schreiben, fteht also Peter Halm schon mehr als ein Vierteljahrhundert
in seinem Fach als Meifter da und eS ist nicht zuviel gesagt, daß er bis heute der Lehrmeister der
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Peter Halm.
/Ls muß ein eigenrümlicheS Künstlerschicksal sein, durch die Freundschaft mit einem Stärkeren
eher alS durch das eigene Werk bekannt zu werden. Dcm Münchener Radiermeister ift dies
vor zwei Jahrzehnten passtert, alö das tragische Ende von Karl Stauffer und die ihm folgcnde
Anerkennung seiner Kunft den Blick immer wieder auf seinen Mitschüler, Freund und Lehrmeister
Peter Halm richtete. Dazu kam, daß Stauffer seinen Freund viermal zum Gegenstand seiner von
ihm gelernten Radier- und Stecherkünfte gemacht hatte, sodaß mit dem wachsenden Ruhm des
SchweizerS auch die leibliche Erscheinnng von Peter Halm, oder wenigftens sein eigentümlich profilierter
Kops, gewissermaßen populär wurde. DaS Schicksal wäre komisch, wenn Halm nichtö als dieser
Freund gewesen wäre, da er aber von Anfang an ein beharrlich auf seine Ziele gerichteter Künftler
war, der im Leben und in der Kunft nicht den wilden und gefährlichen Ruhm erftrebte, an dem
Stauffer zugrunde ging, sondern der treu und bescheiden im Siun der Meifter an der Vollendung
seiner Sachen arbeitete: so hatte hier gewiffermaßen der Sturm eines wilden SchicksalS die Tür
zu einer Werkstatt aufgeriffen, in der ein Künftler, garnicht beglückt durch diese Störung, emsig
bei seiner Arbeit war.
Peter Halm ift ein geborener Mainzer (14. Dezember 1854) und Stauffer, der Schweizer, hat
seine ironische, ftillfröhliche Art immer als rheinländisch empfunden. Sie waren beide Schüler von
Raab und Löfftz und dadurch Freunde geworden; lange bevor aber Stauffer ans Radieren dachte,
konnte er seinen Peter als Kupferstecher verspotten, und als er sich endlich, 1884, durch ihn zur
schwarzen Kunft anregen ließ, war Halm schon eine in Kennerkreisen bekannte Persönlichkeit; so sehr,
daß er im Oktober 1886 — als Stauffer in Siebleben den Guftav Freptag für die Nationalgalerie
malre — nach Weimar an die Akademie berusen war — um dort einen Radierkursus zu leiten.
Da wir unterdeffen 1912 schreiben, fteht also Peter Halm schon mehr als ein Vierteljahrhundert
in seinem Fach als Meifter da und eS ist nicht zuviel gesagt, daß er bis heute der Lehrmeister der
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