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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

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Heft 2
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Schäfer, Wilhelm: Peter Halm
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0054

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Pcter Halm.

Freund Peter Halm ihm diese Arbeit vollgültig abgenommen hat. Nicht zwar gerade an diesen
Blättern aber an andern; denn auf den „Gegenftand" kommt es auch hierbei nicht an, sondern
daß einer, der die Technik deS Stiches beherrscht, einmal die Selbftlosigkeit hat, sie zur Reproduktion
anzuwenden. Wenn Klinger Böcklins Schloß am Meer radierre, war das mehr eine poetische
Umsetzung; wenn aber Peter Halm den Kerl von Q. Matsys macht, der diesem Heft vorgestellt
ist,* dann ist das eine bewußte Unterordnung, freilich eine solche, die zu einem unerhörten Triumph
führt. Denn nun sehen wir erst, was die Schwarzweißkunft vermag, wenn sie nicht mechanisch
nachbildet, wie sie die Stofflichkeit, die Farbe und das ganze Wesen einer Malcrei in ihre Werte
übersetzen und mit dieser Ubersetzung etwas NeueS, EigeneS, UnerhörteS geben kann.

Bei der maschinellen Reproduktion, und bei der erlesensten am stärksten, kommt in schwarzweiß
eben doch nur eine mechanische Nachbildung heraus, die — da es sicki um farbige Wirkungen han-
delt — im letzten Grund ein Widersinn ift. In einem solchen Blatt aber ift eine Umbildung und
wirkliche Übersetzung in eine andere Sprache entftanden; und wie man bei der sprachlichen Über-
setznng ersten RangeS ein neues und selbständiges Gebilde erhält, so auch hier. Der Kerl von
El. Matsys ift fabelhaft, aber der von Peter Halm auch, jener ift gemalt und dieser ift gestochen,
er ist vollkommenes Schwarzweiß, und weffen Augen geöffnet sind fiir die Wunder der Abstufung vom
weißen Blattgrund bis in die sammetne, fühlbare schwarze Tiefe, der nimmt diese Krast und Tiefe
mit Entzücken auf.

Wir hören so viel und können es nicht abwehren, weil eS im letzten Grund richtig ist, von der
geschmacklichen Überlegenheit der französischen Kunst. An einem solchen Beispiel sehen wir, worin
diese Überlegenheit beruht: in der Treue gegen die Technik. Hier hat sich ihr cin Deutscher bis
zur Selbftlosigkeit ergeben, und siehe, das Resultat beweist uns glänzend (wie es Leibl bewiesen
hat), daß unserer Kunft nichtS als diese Treue zum Handwerk fehlt. Oder will einer im Ernft
behaupten, daß ein solches Schwarzweißblatt wie dieseS von Peter Halm — und er hat andere von
gleicher Vollendung — durch irgend etwas in Frankrcich oder England oder sonft in den Schatten
zu ftellen wäre? S.

* Durch ein zu geringeö Entgegenkommen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien konnten wir
das Blatt, das nnö vom Künstler znr Rcproduktion vorgeschlagen war, nicht bringen; statt seiner geben wir ein
zweites Blatt nach van Eyck.

Peter Halm.

Nehstricker am Bodensee (.Nadierung),
 
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