Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 22.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0065
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Heft 2
DOI Artikel:Ebinghaus, K.: Baukunst und Architektur
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Abb. 5. Tempel des Poseidon in PLstrnm.
Aus K. O. Hartmann: Die Baukunst (Verlag Carl Scholtze, Leipzig, 3 Bde. 27 Mk.).
bei dein Zwingerpavillon eine Übereinandcrschachte-
lung, mit der das Auge nicht sertig wird. Man braucht
sich nur mit der Hand den unteren Pseilerbau zuzu-
haltcn, so daß nur das Stockwerk mit deni Dach übrig
bleibt, und alles scheint — natürlich bis auf das dann
fehlende Fundanient — in Ordnung. Wenn namlich
die Baukunst als Raumkunst einen Raum ab- und ein-
schlicßen will: so ist die natürliche Voraussetzung,
daß es auch tatsächlich ein Raum und nicht ein Über-
cinander von Raumen ist; andernsalls ergibt sich ein
Übereinander von Fensteröffnungen, das den natür-
lichen Wuchs bei der Steinlagerung unterbricht und
eben nur bei der Lagerung eines Gefaches sich als selbst-
verstandlich ergibt.
Wollte man parador sein, so könnte man sagen, das
Problein der Architektur sei, iin Steinbau jene Natürlich-
keit der Geschoßlagerung vorzutauschen, wie sie beim
Gefachban selbstverstandlich ist. Deshalb ivare dic
„steinerne" Baukunst auch so lange von sicherer Wirkung
gewesen, als sie im Tempel- und Kirchenbau nur einen
Abb. 6. Römischer Tempel in Nimes.
Aus K. O. Hartmann: Die Baukunst (Verlag Carl Scholtze, Leipzig, 3 Bde. 27 Mk.).
5l
Aus K. O. Hartmann: Die Baukunst (Verlag Carl Scholtze, Leipzig, 3 Bde. 27 Mk.).
bei dein Zwingerpavillon eine Übereinandcrschachte-
lung, mit der das Auge nicht sertig wird. Man braucht
sich nur mit der Hand den unteren Pseilerbau zuzu-
haltcn, so daß nur das Stockwerk mit deni Dach übrig
bleibt, und alles scheint — natürlich bis auf das dann
fehlende Fundanient — in Ordnung. Wenn namlich
die Baukunst als Raumkunst einen Raum ab- und ein-
schlicßen will: so ist die natürliche Voraussetzung,
daß es auch tatsächlich ein Raum und nicht ein Über-
cinander von Raumen ist; andernsalls ergibt sich ein
Übereinander von Fensteröffnungen, das den natür-
lichen Wuchs bei der Steinlagerung unterbricht und
eben nur bei der Lagerung eines Gefaches sich als selbst-
verstandlich ergibt.
Wollte man parador sein, so könnte man sagen, das
Problein der Architektur sei, iin Steinbau jene Natürlich-
keit der Geschoßlagerung vorzutauschen, wie sie beim
Gefachban selbstverstandlich ist. Deshalb ivare dic
„steinerne" Baukunst auch so lange von sicherer Wirkung
gewesen, als sie im Tempel- und Kirchenbau nur einen
Abb. 6. Römischer Tempel in Nimes.
Aus K. O. Hartmann: Die Baukunst (Verlag Carl Scholtze, Leipzig, 3 Bde. 27 Mk.).
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