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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

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Heft 4
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Brinckmann, Albert E.: Reiterdenkmale
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0146

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Rcitordenkmale.

selbst nur auf Augenblicke scharf in Erscheinung treten-
den Seitenansichten für den Eindruck des Denkmals
sind. Die Situierung des neuen Kaiser-Wilhclm-II.-
Dcnkmals von Ttlaillon gewinnt noch an Wert, da
es in seincr andcren Seitenansicht für die lange Ufer-
straste genutzt ist.

Drei Beispiele (mit eignen Aufnahmen und Plan-
zeichnungen des Verfassers) sollen für die günstige
Aufstellung statt vieler Worte sprechen. Donatello setzt
sein Gattamelata-Monument auf die Piazza del Santo
zu Padua (14!rZ) so hin, daß die Brcitansicht gegen dic
Via Cappelli gerichtet ist. Er rechnet dabei mit den
Wirkungsbedingungen der Bronze und stellt Roß und
Reiter auf einen hohen Sockel, um sie als scharfe Sil-
houctte gegen den lichtcn Himmel abzusetzen. Das weit-
tragende, charakteristische Silhouettenbild spricht noclp
wenn sich auf weitcre Entsernung die inncre Gliede-
rung für das Auge verloren hat. Die Frontansicht
steht nicht in der Achse der Via Sant'Antonio, so daß
fie erst in ihrem letzten Teil auftaucht und man sehr bald
zur Kirche schreitend eine wenn auch verkürzte Seiten-
ansicht gewinnt. Daü Gattamelata-Monument, deutlich
noch im Sockcl seinen Ausanimenhang nüt dem Grabmal
verratend, ist vielleicht das edelste Reiterdenkmal aller
Aeiten. Jacob Burckhardt schenkte ihm in scinem Cicerons
die schönsten Worte, für viele moderne Schöpfungen ist
es vorbildlich gewesen und besonders auf architektoni-
schen Wettbewerbsentwürfen erscheint es häufig als
die vollendete monumentale Denkmalsform. Das mag
eine große, besondere Wiedergabe einer Aufnahme
rechtfertigen, die im Frühjahr 1908 kurz nach cinem
heftigen Hagelwetter gemacht wurde.

Die von Donatello zucrst so klar geaebenen Gesetze
sind von den meisten historischen Reiterdenkmalen
befolgt worden. Nicht irgendein großer Platz ließ für
sich irgendein Denkmal anfertigen, svndern das Denkmal
suchte sich seinen Platz aus oder baute ihn sich gar. Das
18. Jahrhundert hatte dafür besonders in Frankrcich
eine Reihe schöner Beispiele von königlichen Monu-
nienten gegeben, die allerdings durchweg die französische
Revolution zerstört hat. Doch auch unsere Zeit hat hin
und wieder in der Aufstellung Gutes geleistet. Das
Denkmal des Etienne Marcel von Jdrac und Marqueste
beim Hötel de Ville von Paris vermeidet die großcn
Plätze in der Nahe, gewinnt Rückhalt an dem Hauptbau
und durch seinen hohen Sockel ebenfalls den günstigen
Grund des lichten Himmels. Die gestreckte O.uaistraße
weist von selbst die günstigen Betrachtungspunkte an.

Paris gab mit dem Reiterdenkmal Heinrichs IV.
auf dem Pont Neuf (1614) das erste Beispicl für eine
überaus günstige Aufstellungsart, die nicht nur bald
darauf von Schlüter für seinen Großen Kurfürsten in
Berlin (dessen Umgebung heut sehr unglücklich ver-
ändert ist) nachgeahmt wurde, sondern erfreulicherwcisc
immer mehr die Vorliebe von Bildhauern und Stadt-
verwaltungen gewinnt. Der Reiter steht seitlich auf
einem Ausbau der Brücke, sein Pferd senkrecht gegen
den Verkehrsstrom wendend. Mit großer Energie
zwingen sich hier die charakteristischen Ansichten von
Roß und Reiter auf, sic sind geradezu unvermeidbar.
Das Rciterdenkmal Otto von Wittelsbach Wrbas auf
der Jsar-Brücke Theodor Fischers hat mit gutem Geschick
diese Situation ausgenutzt.

I)r. A. E. Brinckmann-Aachen.

Gattamelata-Monument in Padua.
 
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