Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 22.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0165
DOI Heft:
Heft 5
DOI Artikel:Widmer, Karl: Heinrich Altherr
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Heinrich Altherr.
Melancholie.
Heinrich Altherr.
^>einrich Allherr ist Schweizer von Geburt. Das PfarrhauS von St. Leonhard in Basel ist scin
Elternhaus. Er ist auf einem Boden aufgewachsen, auf dem sich süddeutscheS und romanischeö
Wesen, puritanischer Lebensernft und sinnenkräftige Weltlichkeit mischen. Abftammung und Umgebung
haben so die Keime in ihm gepflanzt, auS denen stch seine reiche abcr auch komplizierte Künftlernatur
entwickelt hat. Vor allem bildet sich als Kern seines WesenS jener subjektive IdealiSmus herauS,
der seiner Persönlichkcit wie seiner Kunst einen romantischen Grundzug verleiht. Solchen Naturen
pflegt ihr instinktiver Widerwille gegen jeden Zwang den Weg ;u einer methodischen AuSbildung
ihrer Fähigkeiten zu erschweren. Ihre Entwicklung bekommt etwas ImpulsiveS. DaS macht sich
auch bei Heinrich Altherr in hohem Maße geltend. Seine erste Studienzeit in München verläuft
für ihn durchauS unbefriedigend; er fühlt sich von dem dortigen Schulbetrieb abgeftoßen. Dagegen
zieht ihn ein Gefühl geiftiger Verwandtschaft zu den Quellen der großen Kunst nach Rom. Unter
den Eindrücken des römischen LebenS und der klassischen Kunft bildet sich sein Formgefühl. Er
kommt zum großen Stil der Anschauung, zur Form als dem AuSdruck des Wesentlichen. Mit
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Melancholie.
Heinrich Altherr.
^>einrich Allherr ist Schweizer von Geburt. Das PfarrhauS von St. Leonhard in Basel ist scin
Elternhaus. Er ist auf einem Boden aufgewachsen, auf dem sich süddeutscheS und romanischeö
Wesen, puritanischer Lebensernft und sinnenkräftige Weltlichkeit mischen. Abftammung und Umgebung
haben so die Keime in ihm gepflanzt, auS denen stch seine reiche abcr auch komplizierte Künftlernatur
entwickelt hat. Vor allem bildet sich als Kern seines WesenS jener subjektive IdealiSmus herauS,
der seiner Persönlichkcit wie seiner Kunst einen romantischen Grundzug verleiht. Solchen Naturen
pflegt ihr instinktiver Widerwille gegen jeden Zwang den Weg ;u einer methodischen AuSbildung
ihrer Fähigkeiten zu erschweren. Ihre Entwicklung bekommt etwas ImpulsiveS. DaS macht sich
auch bei Heinrich Altherr in hohem Maße geltend. Seine erste Studienzeit in München verläuft
für ihn durchauS unbefriedigend; er fühlt sich von dem dortigen Schulbetrieb abgeftoßen. Dagegen
zieht ihn ein Gefühl geiftiger Verwandtschaft zu den Quellen der großen Kunst nach Rom. Unter
den Eindrücken des römischen LebenS und der klassischen Kunft bildet sich sein Formgefühl. Er
kommt zum großen Stil der Anschauung, zur Form als dem AuSdruck des Wesentlichen. Mit
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