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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 22.1912

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Heft 6
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Keune, Johann Baptist: Kunstbetätigung zu Metz und im Metzer Land unter römischer Herrschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.26494#0222

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druck der Lebensfreude sind
auch dargesteüt auf den bei-
den Seitenflächen eines an-
deren dieser Grabdenkmäler,
dessen Vorderseite gleichfalls
zwei Männer und in ihrer
Mitte eine Frau zeigt. Auf
einem schmalen, pfeilerarti-
gen Grabdenkmal war vorne,
neben seiner, wie immer,
zur Rechten des Mannes
geordneten Frau, der Haus-
herr dargestellt, den kleinen
Finger mit einem Ring ge-
schmückt, in der Hand eine
Doppelgerte (Angelrute?);
auf der Seitenfläche aber
tragt ein Diener ein „Metzer
Huhn" auf, auf einem
Teller, den er naturwidrig
schräg hält, damit die schmack-
hafte Speise auch vonr Be-
schauer unten gewürdigt
werden konnte (Abb. 8).
stellen Geschäfts- oder Verkehrsleben vor Augen,
wie Kaufläden, Wagenfahrten u. dgl.

Die dritte der bildenden Künste, die Male-
rei, hat in römischer Aeit nur eine untergeord-
nete, keine selbständige Rolle gespielt. Einmal
dienten Farben dazu, die Wirkung der Stein-
bilder durch Bemalung zu heben. Denn wie
bestimmte Reste beweisen und z. B. durch kürz-
lich in einem Mithreum zu Königshofen bei
Straßburg gefundene Jnschriften bestätigt wird,
waren die Götterbilder, Grabdenkmäler und
Grabsteine auch in unseren Gegenden bemalt
gewesen. Dann war die Malerei auch Dienerin
der Baukunst, da der Bewurf der Wände be-
malt wurde

Abb. 4. RLmisches Weibedenkmal aus „Hsiligenbronn" bei
Spitteh Kreis Forbach. (Meßer Mnseum.)

Andere Grabbilder

Abb. 9.

Überresten einer verschwun-
denen blühenden Höhen-
siedlung gefundene bronzene
Griff eines Jagdmessers (?)
mit der Darstellung eines
Hundes, der einen Hasen ge-
faßt hat (Abb. 9), schließlich
die Schmuckgegenstände aus
Gagat (Jet), Beigaben aus
einent Frauengrab des
4. Jahrhunderts zu Metz.

Aweifellos hierzulande
gefertigt sind die bei Metz
in größerer Anzahl gefunde-
nen Blei- oder Ainnsärge
des 4. Jahrhunderts, ob-
schon sie mit ihren Deckel-
verzierungen syrischen Ein-
fluß verraten. Dagegen ist
aus weiter Ferne ins Land
gekommen die früherer Ieit,
der Zeit der Brandbestat-
tung, angehörige kostbare
Grab-Urne acls honigfarbeneni, achatähnlichem
ägyptischem „Alabaster", welche mit einer zweiten
Urne aus hiesigem Stein, in einem Steinkasten
verschlossen, 1910 in der Neustadt von Metz ent-
deckt wurde (Abb. 10).

Diese vorstehend kurz geschilderte Kunstbetäti-
gung zu Metz und in deni zugehörigen Gebiet
der römischcn Gaugemeinde ist nur insofern
bodenständig, als die ihr verdankten Werke der
Kunst — wenige Ausnahmen abgerechnet — im
Lande selbst und aus heimischem Stein geschaffen
sind, nicht aber in dem Sinne, als ob zu Metz
und im Metzer Land damals sich eine eigene,
von der sonstigen Kunstbetätigung im Römer-
reich abweichende Kunst entwickelt hätte und
als ob diese nur von Einheimischen geübt wor-

Von Erzeugnissen des Kunstgewerbes sind den wäre. Die Mediomatriker, jene wahrhaf-

zahlreiche und recht geschmackvolle Stücke zu pMhe/Museum.') tigen „Alt-Metzer", haben sich eben, ohne ihre
Metz und in Lothringen gefunden. Wenn sie ' heimischen Sitten aufzuopfern, nicht einseitig

nicht im Metzer Lande selbst hergestellt sind, so gegen die Errungenschaften der griechisch-römi-

ist doch für die meisten die-
ser kunstgewerblichen Gegen-
stände das weitere Gallien
Ursprungsland, wo schon in
vorrömischer Ieit die Ton-,
Metall- und andere Jndu-
strien in hoher Blüte stan-
den. Erwähnt seien außer
den mit ausgepreßtem oder
aufgeträuseltem Bildwerkge-
schmückten Tongefäßen nur
eine zu Metz gefundene,
mit Fingerringen geschmückte
Frauenhand, die eine Kun-
kel hält, aus Bronze, dann
der auf dem Herapel in den

Abb. 7. Von einem Familiengrabmal zu Meh. (Meher Museum.)

schen Kultur verschlossen.
Sie haben aber im Bunde
mit ihren gallischen Stam-
mesverwandten der ihnen
durch die Römerherrschaft
vermittelten Kultur eine
heiniische Färbung gegeben
und die Kultur geschaffen,
welche wir als gallisch-
römische Kultur bezeichnen.
Dieser Empfänglichkeit und
Mitarbeit verdankt Metz die
glänzende Entwicklung, die
es als Glied des Römer-
reiches genommen hat.

I. B. Keune.
 
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