Groß-Düsseldorf.
Bei der Verbmdung der Freiflachen untereinander kann
man mit ganz außerordentlich schmalen Streifen aus-
kommen, vorausgesetzt, daß sie vom Verkehr möglichst
befreit sind. Es wäre grundfalsch, eine Ausfallstraße
mit einigen Bäumen zu bcpflanzen und sich einzubilden,
man hatte so eine Grünverbindung mit der Stadtum-
gebung hergestellt. Parkstreifen und Verkehrsstraßen
dürfen auf keinen Fall zusammenliegen, sondern müssen
mindestens durch einen Hauserblock von einander getrennt
sein. Als vorzügliches Beispiel sei der Grünzug vom
Hofgartcn bis zum Aaper Wald genannt, der über den
Park des Malkastens geführt wird, dann durch eine
Grünstraße bis zu den neugeschaffenen Grünanlagen
am Derendorfer Bahnhof vordringt, durch eine weitere
Grünstraße bis zum Ioologischen Garten und dann
durch die alleeartige Graf-Recke-Straße bis zum Aaper
Wald gelangt. Damit ist eine grüne West-Ost-Durch-
dringung der ganzen Stadt geschaffen.
Spielplätze sollen im Anschluß an das Grüne reichlich
durch die ganze Stadt verteilt sein. Was für Grün-
anlagen gilt, gilt auch für sie: Sie sollen von jedem Haus
aus in kurzer Ieit erreicht werden. Größere Ausdehnungen
besitzcn die Sportplätze, die drirch gute Verkehrsvcr-
bindungen leicht crreichbar sein müsscn. Sie gipfcln
in der rhcinischen Olympia und der südlichen bewal-
deten Halbinsel. Grünanlagen,Spiel- und Sportplätze er-
geben ein vollkommen zusammenhängendes groß-
artiges Parksystem durch ganz Düsseldorf, an das
sich die fernen Walder und ländlichen Gegenden an-
schließen. Der Charakter Düsseldorfs als rräXr; sv
die Stadt in den Gärten, ist damit auch in seiner größten
Entwicklung gewahrt.
Geht jede Neuplanung auch von der Altstadt aus,
so wirkt sic, ncue, starke Ströme herantrcibend, auch auf
sie zurück. Vor allem die alten Straßenführungen
ivcrden Änderungen erleiden. Eine frühere
Hauptstraße genügt dcm wachsenden Verkehr nicht mehr.
(Nachdrücklicb muß allerdings ausgesprochen werden, daß
deni Götzen Verkehr schon oft zu reichlich geopfert worden
ist, und Schönheiten ciner Stadt zerstört sind, die nicht
ivieder zu ersetzen warcn.) Die Verbreiterung einer
solchen Hauptstraße erscheint als das Nächstliegende, der
bohen Bodenwerte wegen ist sie oft undurchführbar. Es
bleibt der Ausweg, eine parallele Entlastungsstraße über
Hinterland u.
durch große
BlockS durch-
zubrcchen,
wobei jedoch
die leicht ent-
stehende Ge-
fahr von Ver-
kehrsknoten-
punkten be-
dacht iverden
muß. Sehr
geschickt löst
der Entwurf
die vom Pro-
grammgestell-
teAufgabe,die
vom Hauptbahnhof ausgehende, jetzt sich tot laufende
Kaiser-Wilhelm-Straße gegen die City zu leiten. Er
legt im Schnittpunkt der Kaiser-Wilhelm- und Kreuz-
straße eine Platzerweiterung mit monumentalem Ab-
schluß an und schwenkt dann durch den schräg gegen-
überliegenden Block links ab.
Man beobachtet, nicht nur in Düsseldorf, wie eine
Fülle lebendiger Kleinbetriebe und Kleinhandlungen
sich in der Altstadt um das Rathaus und den Markt
festgenistet haben. Eine große Anzahl von Eristenzen
finden hier ihren Unterhalt, die bei jeder, übrigens der
Bodenpreise wegen kaum durchführbaren völligen Um-
gestaltung der Altstadt vernichtet werden würden. Das
Programm forderte daher den neuen Rathausbau an
Stelle des alten unter Erhaltung der historischen Teile
jenes. Der Entwurf will mit dem neuen Rathaus für
die vernachlässigte Hauptrheinfront der Stadt in einem
hochragenden, wuchtigenTurmbau eine großeDominante
gewinnen, dabei aber die Jnnenstadtseite des Rathauses
niit großer Vorsicht in das alte Stadtbild und die um-
gebenden Straßen einfügen. Neben dem hervorragenden
Bau des Rathauses ist der Bau einer Festhalle, eines
Museums und eines Theaters in Aussicht genommen, ein
Moment, das für die Neugestaltung von Alt-Düsseldorf
hervorragende Bedeutung gewinnen kann. Mit diesen
Bauten wird für den Hofgarten eine Dominante zu ge-
winnen versucht. Vielleicht ist die Absicht nicht ganz er-
reicht, auch lassen sich Einwendungen gegen die Ent-
wicklung des Rheinufers machen.
Die Achsen der Stadt, gegeben durch ihre Haupt-
straßen und Platzgefüge, müssen als Rückgrat eines
Organismus erscheinen, sie sollen nicht nur Linien durch
das Stadtgebilde hindurch darstellen, sondern Raum-
folgen. Baumasse und Räume in Beziehung zu
setzen und auseinander zu entwickeln, das ist
das Programm künstlerischen Stadtbaus. Die
Andeutung solcher Möglichkeiten ist ebenso wichtig,
wie das Ieichen von Radialen und die Verteilung von
Grünflächen. Der Entwurf gestaltet hier mit einer
bewundernswerten Selbstverständlichkeit jenes Pro-
gramms, und wenn man verfolgt, wie sich die Jdee von
Maß und Rhythmus in der jüngeren Architektur durch-
setzt, wie sie gerade zu den Jdealen der jungen Archi-
tektenschulen qehören, muß man dieses Meisterwerk be-
wundern und
deni Preisge-
richt rückhalt-
los zustim-
men. Es war
überaus glück-
lich, daß hier
ein hervor-
ragender Ar-
chitckt und ein
hervorragen-
der Verkehrs-
techniker zu-
sammengear-
beitet haben.
Prof. vr A. C.
B ri n ckrn a n n.
4
Bei der Verbmdung der Freiflachen untereinander kann
man mit ganz außerordentlich schmalen Streifen aus-
kommen, vorausgesetzt, daß sie vom Verkehr möglichst
befreit sind. Es wäre grundfalsch, eine Ausfallstraße
mit einigen Bäumen zu bcpflanzen und sich einzubilden,
man hatte so eine Grünverbindung mit der Stadtum-
gebung hergestellt. Parkstreifen und Verkehrsstraßen
dürfen auf keinen Fall zusammenliegen, sondern müssen
mindestens durch einen Hauserblock von einander getrennt
sein. Als vorzügliches Beispiel sei der Grünzug vom
Hofgartcn bis zum Aaper Wald genannt, der über den
Park des Malkastens geführt wird, dann durch eine
Grünstraße bis zu den neugeschaffenen Grünanlagen
am Derendorfer Bahnhof vordringt, durch eine weitere
Grünstraße bis zum Ioologischen Garten und dann
durch die alleeartige Graf-Recke-Straße bis zum Aaper
Wald gelangt. Damit ist eine grüne West-Ost-Durch-
dringung der ganzen Stadt geschaffen.
Spielplätze sollen im Anschluß an das Grüne reichlich
durch die ganze Stadt verteilt sein. Was für Grün-
anlagen gilt, gilt auch für sie: Sie sollen von jedem Haus
aus in kurzer Ieit erreicht werden. Größere Ausdehnungen
besitzcn die Sportplätze, die drirch gute Verkehrsvcr-
bindungen leicht crreichbar sein müsscn. Sie gipfcln
in der rhcinischen Olympia und der südlichen bewal-
deten Halbinsel. Grünanlagen,Spiel- und Sportplätze er-
geben ein vollkommen zusammenhängendes groß-
artiges Parksystem durch ganz Düsseldorf, an das
sich die fernen Walder und ländlichen Gegenden an-
schließen. Der Charakter Düsseldorfs als rräXr; sv
die Stadt in den Gärten, ist damit auch in seiner größten
Entwicklung gewahrt.
Geht jede Neuplanung auch von der Altstadt aus,
so wirkt sic, ncue, starke Ströme herantrcibend, auch auf
sie zurück. Vor allem die alten Straßenführungen
ivcrden Änderungen erleiden. Eine frühere
Hauptstraße genügt dcm wachsenden Verkehr nicht mehr.
(Nachdrücklicb muß allerdings ausgesprochen werden, daß
deni Götzen Verkehr schon oft zu reichlich geopfert worden
ist, und Schönheiten ciner Stadt zerstört sind, die nicht
ivieder zu ersetzen warcn.) Die Verbreiterung einer
solchen Hauptstraße erscheint als das Nächstliegende, der
bohen Bodenwerte wegen ist sie oft undurchführbar. Es
bleibt der Ausweg, eine parallele Entlastungsstraße über
Hinterland u.
durch große
BlockS durch-
zubrcchen,
wobei jedoch
die leicht ent-
stehende Ge-
fahr von Ver-
kehrsknoten-
punkten be-
dacht iverden
muß. Sehr
geschickt löst
der Entwurf
die vom Pro-
grammgestell-
teAufgabe,die
vom Hauptbahnhof ausgehende, jetzt sich tot laufende
Kaiser-Wilhelm-Straße gegen die City zu leiten. Er
legt im Schnittpunkt der Kaiser-Wilhelm- und Kreuz-
straße eine Platzerweiterung mit monumentalem Ab-
schluß an und schwenkt dann durch den schräg gegen-
überliegenden Block links ab.
Man beobachtet, nicht nur in Düsseldorf, wie eine
Fülle lebendiger Kleinbetriebe und Kleinhandlungen
sich in der Altstadt um das Rathaus und den Markt
festgenistet haben. Eine große Anzahl von Eristenzen
finden hier ihren Unterhalt, die bei jeder, übrigens der
Bodenpreise wegen kaum durchführbaren völligen Um-
gestaltung der Altstadt vernichtet werden würden. Das
Programm forderte daher den neuen Rathausbau an
Stelle des alten unter Erhaltung der historischen Teile
jenes. Der Entwurf will mit dem neuen Rathaus für
die vernachlässigte Hauptrheinfront der Stadt in einem
hochragenden, wuchtigenTurmbau eine großeDominante
gewinnen, dabei aber die Jnnenstadtseite des Rathauses
niit großer Vorsicht in das alte Stadtbild und die um-
gebenden Straßen einfügen. Neben dem hervorragenden
Bau des Rathauses ist der Bau einer Festhalle, eines
Museums und eines Theaters in Aussicht genommen, ein
Moment, das für die Neugestaltung von Alt-Düsseldorf
hervorragende Bedeutung gewinnen kann. Mit diesen
Bauten wird für den Hofgarten eine Dominante zu ge-
winnen versucht. Vielleicht ist die Absicht nicht ganz er-
reicht, auch lassen sich Einwendungen gegen die Ent-
wicklung des Rheinufers machen.
Die Achsen der Stadt, gegeben durch ihre Haupt-
straßen und Platzgefüge, müssen als Rückgrat eines
Organismus erscheinen, sie sollen nicht nur Linien durch
das Stadtgebilde hindurch darstellen, sondern Raum-
folgen. Baumasse und Räume in Beziehung zu
setzen und auseinander zu entwickeln, das ist
das Programm künstlerischen Stadtbaus. Die
Andeutung solcher Möglichkeiten ist ebenso wichtig,
wie das Ieichen von Radialen und die Verteilung von
Grünflächen. Der Entwurf gestaltet hier mit einer
bewundernswerten Selbstverständlichkeit jenes Pro-
gramms, und wenn man verfolgt, wie sich die Jdee von
Maß und Rhythmus in der jüngeren Architektur durch-
setzt, wie sie gerade zu den Jdealen der jungen Archi-
tektenschulen qehören, muß man dieses Meisterwerk be-
wundern und
deni Preisge-
richt rückhalt-
los zustim-
men. Es war
überaus glück-
lich, daß hier
ein hervor-
ragender Ar-
chitckt und ein
hervorragen-
der Verkehrs-
techniker zu-
sammengear-
beitet haben.
Prof. vr A. C.
B ri n ckrn a n n.
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