Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
— 22.1912
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DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:Gischler, W.: Bürgerlicher Hausrat
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Abb. 1. Herrenzimmer. Werkstätten Bernard Stadler, Paderborn. Cntwurf Max Heidrich.
Bürgerlicher Hausrat.
^^^^arüber kann kein Aweifel sein: Das artistische
1 Jnteresse am medernen Möbel ist erschöpft
und heute würde eine Ausstellung wie die be-
rühmte von 1901 auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
kaum noch die
Geister erre-
gen. Letzten
Grundes ist es
keine Frage
der Kunst,son-
derndesHand-
werks, wie
unsere Woh-
nungseinrich-
tungen aus-
sehen; und
nur, weil die
Tradition des
Handwerks
durch die Stil-
seuchenamEn-
de des neun-
zehnten Jahr-
hunderts voll-
kommen ge-
stört war, sah
sich der Künst-
ler veranlaßt,
eine Erneue-
rungdesHand-
werks aus sei-
nem kunstle- Abb. 2. Salon. Werkstätten Bernard Stadler,
rischen Geschmack zu versuchen. Nun diese Erneuerung tat-
sachlich geschehen ist, bleiben die Werkstätten als Sammel-
becken einer Bewegung übrig, deren geistiger Verlauf für
uns schon historisch geworden ist: Die Stilarchitektur hatte
sich bis zu den
Gegenstanden
des taglichen
Gebrauchs
durchgefressen
und war in
der kümmer-
lichen Renais-
sance der Re-
gulatoruhren,
der Klaviere u.
Löffelstiele zc:
einem trau-
rigen llnsinn
geworden;
weil die Mut-
ter der Künste,
die Architek-
tur, zu einer
falsch ange-
wandten Wis-
senschaft ge-
worden war,
mußte die Er-
neuerung von
innen heraus
erfolgen, und
Paderborn. Entwurf Max Heidrich. nicht dieArchi-
?82
Bürgerlicher Hausrat.
^^^^arüber kann kein Aweifel sein: Das artistische
1 Jnteresse am medernen Möbel ist erschöpft
und heute würde eine Ausstellung wie die be-
rühmte von 1901 auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
kaum noch die
Geister erre-
gen. Letzten
Grundes ist es
keine Frage
der Kunst,son-
derndesHand-
werks, wie
unsere Woh-
nungseinrich-
tungen aus-
sehen; und
nur, weil die
Tradition des
Handwerks
durch die Stil-
seuchenamEn-
de des neun-
zehnten Jahr-
hunderts voll-
kommen ge-
stört war, sah
sich der Künst-
ler veranlaßt,
eine Erneue-
rungdesHand-
werks aus sei-
nem kunstle- Abb. 2. Salon. Werkstätten Bernard Stadler,
rischen Geschmack zu versuchen. Nun diese Erneuerung tat-
sachlich geschehen ist, bleiben die Werkstätten als Sammel-
becken einer Bewegung übrig, deren geistiger Verlauf für
uns schon historisch geworden ist: Die Stilarchitektur hatte
sich bis zu den
Gegenstanden
des taglichen
Gebrauchs
durchgefressen
und war in
der kümmer-
lichen Renais-
sance der Re-
gulatoruhren,
der Klaviere u.
Löffelstiele zc:
einem trau-
rigen llnsinn
geworden;
weil die Mut-
ter der Künste,
die Architek-
tur, zu einer
falsch ange-
wandten Wis-
senschaft ge-
worden war,
mußte die Er-
neuerung von
innen heraus
erfolgen, und
Paderborn. Entwurf Max Heidrich. nicht dieArchi-
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