Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

DOI chapter:
Nr. 101 - Nr. 110 (3. Mai - 14. Mai)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44127#0026
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Worten kann. Wer von feinem Wahlrecht keinen Gebrauch macht,
hat sem Recht zur Kritik verwirkt, habe zu schweigen, wenn ihm
envas mch-t gefällt. Zur badischen V er fassung meinte der
Zentrumsführer anerkennend, daß, wenn wir die alte badische Ver-
fassung m-.t der jetzigen vergleichen, ganz gewaltige Fort-
schritte gemacht worden sind und die Kirche jetzt ihre Matznahmne
frei treffen kann.
Wir registrieren diese sachlichen Feststellungen als ein ehr-
liches Bekenntnis zur Anerkennung der Arbeit, die die drei Mehr-
heitspartelen im Dienste des Aufbaus Leisteten.


Legt Rückporto bei!
(Mit der Bitte um Abdruck in allen Partei-
zeilungeu!)
In der demokratischen Republik hat die Volsvertretung als
souveräne Körperschaft eine ganz andere Bedeutung genommen, als
es sie unter der Monarchie gehabt hat, die einzelnen Abgeordneten
sind infolgedessen auch durch alle möglichen Anfragen, Anträge,
Bittgesuche usw. ganz anders in Anspruch genommen als früher. Es
ist aber bei den heutigen hohen Portvfätzen einfach unmöglich, hast
der Abgeordnete das Porto für die Antwort auf alle dies» Zuschrif-
ten aus seiner eigenen Tasche bezahlt. Vor allem dis Mitglieder
unserer Fraktion, die größtenteils Arbeiter mit knappen Einkom-
men sind, scheu sich dazu einfach außerstande. Wir richten daher
an alle diejenigen, die sich in irgend einem Anliegen an uns wenden,
die dringende Bitte, jeweils das Porto für die Rückantwort beizu-
legen.
Namen zahlreicher Fraktionskollegen

Dr. Krau s, Mtgl. d. Landt.

Ausland.


Die Streiklage in Frankreich.
Die Metallarbeiter des Seinebezirkes haben
sich dem Streikder Mr C. G. T. zusammengeschlossenen Gewerk-
fcha.ten a ngesch lossen. Die genannte Organisation hat der
Regierung eine Denkschrift überreicht, in der sie die Forderungen
der streikenden Eisenbahner, Bergleute und Dockarbeiter auf völlige
Umgestaltung der Betriebe eingehend darlegt. Es wich Verstaat-
lichung der Eisenbahnen und Umgestaltung der Hafenbetriebe ver-
langt.

Der französische Senat kapituliert vor de» Minenarbeitcrn.
Zu den Vorgängen, die sich am Vorabend des l. Mai in
Paris abgespielt haben, schreibt die „Human ite":
„Das Ultimatum war abgesandt: Entweder mußte nun der
Senat vor dem 2. Mai den Gesetzentwurf annehmen, der den in
Schieferbergwerken Beschäftigten «ine Altersversorgung auf Kosten
der selbstverwalteten Kasse zusicherte oder die Bergleute entfalten
am 2. rucai eine allgemeine Streikbewegung.
Zu wählen war der Friede ohne leere Ausflucht oder hoff-
nungsloser Krieg. Klugerweise hat der Senat den Frieden borge-
zogen.
Um ös-t Uhr legte Monsieur Millerand den Entwurf vor. der
dann unmittelbar der Kommission für Gruben übergeben wurde. Um
l-6 Uhr suspendierte der Senat die Sitzung, um die Berichterstat-
tung der Kommission in Empfang zu nehmen. Eine Stunde später
hatte der Senat samt Kommission alles mit großem Diensteifer an-
erkannt.
„Wir weichen vor Drohungen", rief Monsieur Delahaire
ÜU9.
Monsieur Leon Bourgeois ärgerte sich. Und der Berichterstatter
schloß mit Salbung:
Die Kommission hat nur «inen Gedanken gehabt, auf jeden Fall
den sozialen Frieden und das allgemeine Interesse zu wahren.
(Sehr gut.)
Die deutschen Viehlieferungen.
K»efeld, 5. Mai. Der Berichterstatter der „Voss. Ztg."
meldet: Der belgische Abgeordnete Tibbaut, der die
Ablieferung von Vieh durch Deutschland überwacht, erklärte, daß
diese Ablieferung in befriedigender Weise verlaufen sei.
Er sei überzeugt, daß die deutsche Regierung fest entschlossen sei, die
Diehiieferungen schnellstens auszuführen. An den Verzöge-
rungen, die durch die Streiks und die Besetzung Frank-
furts eingetreten wären, fei die deutsche Regierung unschuldig.
Verzögerung der nach Rußland beorderten Studienkommission.
Paris, 5. Mai. Nach einer Meldung des „Matin" hat der
Generalsekretär des-Völierbundes von der Regierung
in Moskau noch nicht die Genehmigung erlangen können, das
eine Enquetekommission des Völkerbundes sich zum Stu-
dium der wirtschaftlichen und politischen Lage nach Rußland be-
geben kann. Am 1. Mai ist noch ein Telegramm nach Moskau
abgegangen. Auf dem Völkerbundsrat in Rom wird man
sich aufs neue mit der Frage beschäftigen.
Rußland wiederum isoliert.
Kopenhagen, 5. Mai. (Meldung b. Berl. Tagbl.)^' Der
russische Delegierte Krassin sieht seine Mission als beendet an
und hat beschlossen, mit seiner Delegation nach Rußland zurückzu-
kehreM da sein Memorandum an die Konferenz in San Nemo unbe-
antwortet geblieben ist und da ferner erwiesen ist, daß die Alliierten
die polnische und japanische Offensive gegen Sowjetrußland unter-
stützen. Litwinow will Rozowsky und einige andere Experten aber
doch nach England senden, nm die kooperativen Bureaus dort ein-
zurichten, da er der Ansicht ist, daß irgend etwas geschehen muß, um
den Handel in Gang zu bringen, unter Umständen ohne die Unter-
zeichnung irgendeiner Uebereinkunst. Die Sowjetregierung teilt mit,
daß zur Zeit bereits zehn schwerbeladene Handelsschiffe im Hafen
von ,Lenüiyrad" „Petersburg) liegen, die nicht auslaufen können,
weil das englische Minenfeld nochnicht fvrtgeräumt ist.

Die Bedeutung der Konferenz in Spaa.
Wie die „Basler Nachrichten"" wissen wollen, wird die deut-
sche Regierung in Spaa hauptsächlich die Notwendigkeit
betonen, Rohmaterialien und Lebensmittel zu erhal-
ten Sie bars dabei auf die Unterstützung des italienischen
Ministerpräsidenten Nitti und auch Lloyd Georges rechnen.
Wie das Blatt weiter erfahren wist, ist es nicht ausgeschlossen, daß
die Brüsseler Finanzkonferenz überhaupt nicht
st aNfinden wird und zwar mit Rücksicht auf die Besprechungen
in Spaa, denen man ungern vorgreifen möchte.

Nitti geht nach Spaa.
Lugano, 6. Mm. (Priv.-Tel. d. N. B. L.-Ztg.) Mai-
länder Blätter berichten aus Rom, daß die Krise des Ministe-
riums Nitti beschworen sei, nachdem Nitti sich zu einem Vergleich
mit der katholischen Vvlkspartei entschlossen habe. In-
folge einer Besprechung des Ministerpräsidenten mit dem Sekretär
der Partei werde diese für di« Regierung stimmen. Nach dem
-.Povolo d'Italia" wird Nitti entgegen anderslautenden Gerüchten

Der Staatsvoranschlag 1920.

gr. Karlsruhe, 6. Mai.
34. öffentliche Sitzung.
Präsident Kopf eröffnet die Sitzung um 4 Uhr.
Zur neulichen Behandlung hinsichtlich der Abgabe von Kirchen-
glocken gibt das Ministerium des Innern ein Schreiben des Reichs-
wirlschaftsmmisters bekannt, wonach den Kirchen 250 Ton. zurückgegeben
werden und aus Heeresbeständen 1000 Ton. Kupfer zur Glockeüanferti-
gung zur Verfügung gestellt werden. Ein rechtlicher Zwang hierzu be-
steht nicht; mit dieser Hergabe müssen daher alle weiteren Ansprüche als
erledigt erklärt werden. — Eine Einladung zum Besuch der Stadt
Mannh e i m wird verdankt. — Auf eine kurze Anfrage des Abg. Neck
(Dem.) bezüglich Herabsetzung der Pachtdauer des ausgerodeten Hard-
waldtotles von 9 auf 6 Lahre, teilt Mnanzminister Köhler mit,
daß dies wegen der schwankenden Pachtpreise geschah, doch wird nunmehr
em fester Pachtzins und zwar für 9 Lahre festgesetzt werden,
lleber die vorläufige Verwaltungsordnung der Reichseisenbahnen
berichtet namens des Haushaltausschusses
Abg. Seubert (Ztr.), der darauf hinweist, daß gemäß Regie-
rungserklärung diese vorläufige Verwaltungsordnung bis 1. April 1921
bauern wird. Der Antrag des Haushaltausschusses auf Kenn 1 n i s-
nahme des Verwaltungsvertrags wird angenommen
und die damit zusammenhängenden Petitionen erledigt.
Staatsvoranschlag 1920.
Keder den ' .
Voranschlag des Landtags 1
berichtet
Abg. Weißmann (Soz.) und beantrag Annahme gemäß den von
der Kommission vorgenommenen Aenderungen. Für Volksabstimmungen
sind 60 000 Mk. eingesetzt. Die Errichtung eines Stenographenamtes
wurde für später offen gelassen. Gewünscht wurde eine raschere Ver-
Äfentlichung der amtlichen Berichte. , Eine Erhöhung der Aufwandsent-
-schädigung >für Abgeordnete wurde für nötig erachtet, da ein Abgeord-
neter mit den gewährten Diäten seine Auslagen nicht bestreiten könne,
weshalb die Frage einem Unterausschuß überwiesen wird. — Der Vor-
anschlag des Landtags wird einstimmig genehmigt.
Ueber den
Voranschlag des Staatsministeriums
berichtet
Abg. Görlacher (Ztr.), der Annahme gemäß dem Kommissions-
antrag vorschlägt. Entsprechend dem gesunknen Geldwert soll das Reprä-
sentationsgeld des Staatspräsidenten von 10 000 auf 15 000 Mk. erhöht
werden. Für außerordentliche Staatsausgaben und Staatsbedürfnisse
werden dem Staalsministerium 100 000 Mk. zur Verfügung gestellt, wo-
für dem Landtag Abrechnung vorzulegen ist. Die Staatsräte erhalten
kein Gehalt, sondern Nur als Tagegeld die üblichen Abgeordnrtendiäten.
— Der Voranschlag des Staatsministeriums wird einstimmig genehmigt,
lleber den
Voranschlag des Ministeriums des Auswärtigen
berichtet
Abg. Ihrig (Dem.) und beantrag Annahme gemäß den Kommis,
sionsänträgen. Die Gesandtschaft in Berlin, die als notwendig erachtet
wurde, mußte mit einem höheren Betrag eingesetzt werden, indem das
tarifmäßige Aufwendungsgeld des badischen Gesandten in Berlin auf
50 000 Mk erhöht wurde. Der Voranschlag des Ministeriums des
Auswärtigen wird einstimmig genehmigt.
Ueber den
Voranschlag des Ministeriums des Innern
berichtet
Abg. Dr. Schofer (Ztr.) und beantragt Annahme gemäß den
Kommissionsbeschlüssen. Die Landeskommissarite sind nach den überzeu-
genden Erklärungen der Regierung notwendig. Die Sicherheitspolizei
erfordert ziemlich Ausgaben, sodaß daraus hervorgeht, daß mit dem Ver-
schwinden des Militarismus nicht diese Ausgaben aufhören, sondern an
anderer Stelle zuM Vorschein kommen. Von -der Tuberkulose werden vor
allem Karlsruhe und Mannheim in Mitleidenschaft gezogen. Zu wünschen

wäre es, wenn die Irrenanstalt in Pforzheim verschwinden könnte. Bei
der Gendarmerie wurde festgestellt, daß sie Beamte sind und infolgedessen
bas Wahlrecht haben. Gegen bas Vorhaben der Errichtung einer Den-
trstenschule zur Ausstellung eines kleinen Befähigungsnachweises wurden
Einwände vorgebracht, da dies Reichsfache sei. Zur Förderung der
Landwirtschaft werden höhere Mittel gewünscht; bei der Landwirtschafts-
kammer müssen bei einem Umsatz von 81 Millionen auch Gelder übrig
geblieben sein. Die Kommission stellte deshalb den Antrag auf Rech-
nungsvorlage, zeigt sich, daß dann noch weitere Mittel zur Landwirt-
fchaftsförderung nötig sind, dann find sie in einem weiteren Etat einzu-
stellen. Begrüßt wurde die Landwirtschaftsschule Salem. Möge die
Landwirtschaft die Ernährung unseres Volkes sicher stellen.
Die Kommission beschloß in der Budgetkommission, nur solche Posi-
tionen zu genehmigen, die das Staatsministenum passiert haben. Die
meisten Gegenstände des Etats wurden in der Kommission und vor allem
in der vor zwei Monaten stattgefundenen großen Finanzdebatte bereits
ausführlich besprochen, so daß sich bei der jetzigen Beratung eine ein-
gehende Aussprache erübrigt. Wenn noch Nachträge zum Etat kommen,
so soll das Ministerium damit so sparsam als möglich sein. Man sieht
an dem Voranschlag wieder, wo wir hinaus wollen und bas bezeugt, daß
wir in den letzten 1 Jahren eine gute Politik gemacht haben.
Aba. Habermehl (D.N.) bittet, wenn eine neue Heil- und
Pflegeanstalt errichtet wird, daß diese nach Pforzheim koistmt.
Präsident Kopf bittet, -die Einzelwüirfche bei den einzelnen Titeln
vorzubringen.
Abg. Schön (Dem.) meint, daß am Sperrgesetz allgemeine
Kritik geübt würde; feine Fraktion könnte heute dem Gesetze nicht mehr
zustimmen. Der Kern des Gesetzes muß jedoch gerettet -werden, indem
man. dem Staat ein Vorkaufsrecht für den Streubesitz fchafft, was im
Zusammenhang mit -dem Reichssi-edelungsgesetz geschehen kann.
Abg. Weißmann (Soz.) ist überrascht von diesen Wendungen
gegen das Sperrgesetz, nachdem ein Parteifreund des Herrn Schön das
Sperrgesetz im Haushallsausschuß anerkannte. Insbesondere verhüte das
Gesetz Verschleuderungen von ländlichem Und städtischem Besitz an Aus-
länder, Kriegsgewinnler und Schieber. Wenn wir auch die Einwände
berücksichtigen, so halten wir Loch an dem Gesetz fest.
Abg. Glöckner (Dem.) äußert Bedenken zu dem eine Zeitlang
geplanten Reichsverwaltungsgcrichtchof und wünscht beim Titel Medi-
zinalwesen, daß das Ministerium des Innern die Eesundheitspolizei be-
hält, während der übrige Teil der sozialen Hygiene dem Arbeitsministe-
rium' gehört.
Abg. Kölblin (Dem.) äußert sich beinr Titel Badanstalten über
Baden-Baden und kritisiert es. daß die -Landesverstcheruirgsanstalt das
Landesbad zu sehr für sich in Anspruch nimmt; die Landes-Versicherungs-
anstalt -darf nicht Hand legen auf den „Badischen Hof". Die Höhenlust-
kurorte sollten die Möglichkeit haben, -bald zu öffnen.
Minister Remmele erklärt, daß Rücksicht auf die Fremden-industrie
genommen werden wird, doch müssen wir auch Rücksicht nehmen auf un-
sere Ernährungslage. Wir werden eine Brücke zur Behebung der Schwie-
rigkeiten suchen. Die Frist für den Durchgangsverkehr wird von drei auf
sieben Tage erhöht. Wie die Kurfrage im August definitiv wird, hängt
von unserer Brotverforgung ab. Ein Austausch vom „Zähringer Hof"
und „Badischen Hof" kann ventiliert werden, doch ist die Sparfrage zu
berücksichtigen.
Abg. Frau Schloß -(Dem.) tritt für die Kurorte ein und wünscht
Vorgehen gegen die Hamsterer.
Abg. Maier- Heidelberg (Soz.) findet es merkwürdig, daß gerade
bei der Kurortsfrage eine stärkere Aussprache stattfindet. Ein Teil des
Hauses hat anscheinend hier andere Neigungen als die Sorgen der brei-
ten Massen. Bei der Fremdenzulassung zur Kur sollte man nicht auf das
leicht zu erhaltende „Krankheitszeugm's schauen. Wir treten- dem Frem-
denverkehr nicht entgegen; namens -der arbeitenden Bevölkerung sollte
jedoch angesichts der Hamsterei darauf gesehen werden, daß hier das
Korn nicht zu sehr in die -Halme schießt.
Von alien Par-teien ist ein Antrag eingegangen!, Mittel
für künstlichen Dünger in den Etat einzusetzen.
Nächste Sitzung: Freitag früh ^9 Uhr. Tagesordnung:
Staats-Voranschlag.
Schluß der Sitzung: 7.30 Uhr.

a« der Konferenz in Spaa Leiltiehmen. Der Mi-
nisterpräsident werde am 21. Mai Nom verlassen.
Beachtenswerte französische Meinungen für die Konferenz in Spaa.
Paris, 5. Mai. Die interalliierte Handelskvmmiffion hat
den ehemaligen französischen Deputierten Cha um et zum Präsi-
denten gewählt.
Der französische Hanidelsminister Isaac wandte sich in seiner
Begrüßungsrede gegen den wirtschaftlichen Natio-
nalismus. Der Handel sei dazu berufen, den Pazifist: chen
Kampf zu, begünstigen und das Gl e i ch-gerv i ch t zwischen
denStaate n wiederherzustellen. Man müsse -ein Verteilungs-
programm für die notwendigen Rohmaterialien und Produkte aus-
stellen sowie die TransporLmiMchkeiten -verbessern. Für die Be-
ratungen sind vier Tage vorgesehen.

Die Botschaftseraennuug für Berlin.
Paris, 4. Mai. Der „Temps" bestätigt, daß Ministerial-
direkivr MauriceHerbert zum Botschafter in Berlin in Aus-
sicht genommen ist und daß England, Italien und Fran k-
r e i ch die Absicht Haden, in kürzester Frist in Berlin Botschaf-
ter z u ernennen, jedenfalls i-m Monat Juni, kurz nach den
Reichstagswahlen.

Aus Stadt und Land.

_> werden im Sommer-
Mai beginnen und ungefähr
.»er unter Leitung
Bolksunterrichls-
.„ .., Fortführung der in
streben. Die Kurse selbst sind
' !nben Inhaltes und in solche

* Von den Volkshochschukkursen. Die von der Universität und der
Stadtverwaltung geförderten Volkshochschulkurse --„..i. '
semester ihre 4. Reihe am Freitag, den 14. Mai beginn-
bis Mitte Lull dauern. Ass-Vorstufe sind thr die bisd
von Lchrämtspraktikant Zirkel stehenden studentischen -
kurse angesügt, die zunächst eins Wiederholung und^Foi
der Volksschule erworbenen Kenntnisse anstr,'
gegliedert in Vortragsreihen allgemein bilde:— , , . .
für Fach- und Berufsbildung, in Arbeitsgemeinschaften und Führungen.
Wegen des näheren Lehrplanes verweisen wir aus den Anzeigenteil und
die Maueranschläge.
Soziakdemokr. Partei Handschuhsheim. Die Mitglieder seien
nochmals auf die morgen (Samstag) abend- s(8 Uhr stattfindende
Parteiversammlung hingewiesen. Herr Hauptlehrer Schmitt wird
in derselben einen Vortrag hallen. Auch die sonstige Tagesordnung
ist so wichtig, daß das pünktliche Erscheinen aller Mitglieder er-
wartet werden mutz.
Der Bundestag der Kriegsbeschädigten beginnt am Montag, den
10. Mai, in Würzburg. Die Verhandlungen, die sich hauptsächlich mit
dem Versorgungsgesetz befassen, dauern bis Freitag. Der Bund der
Kriegsbeschädigten zählt zurzeit 300000 Mitglieder. Wir werden über
den Verlauf der Verhandlungen eingehend berichten.
Konzert in Handschuhshenn. Ein seltener Genuß steht den Be-
wohnern unseres Stadtteils, am kommenden Sonntag bevor. Der
Arbeitergesangveiein tritt zum ersten Male seit Beendigung des
Krieges an die große Oeffentlichkeit und veranstaltet im großen
Saale „zur Traube" em. Konzert. Die Auswahl der Lieder
ist eine vorzügliche und haben sich die Sänger seit Wochen große
Mühe gegeben, um es in der Wiedergabe derselben möglichst zur
Vollendung zu bringen. Außerdem bietet das Programm Solo-
vorträge für Bariton sowie Vorträge für Klavier, Geige und Cello.
Auch hierzu sind vorzügliche Kräfte gewonnen. Der Besuch des
Konzerts kann deshalb nur empfohlen werden, zumal nach Schluß
des Konzerts auch noch Gelegenheit geboten ist, das Tanzbeim zu
schwingen. . „ , , ,
25iährlgrs Dienstjubiläum. Am 7. Mai sind es 25 Jahre, daß Herr
Jakob Gl in, ber Verbindung im K.T. „Bavaria" seine Dienste
widmete. . -.

Bunter Abend.- Der Natur-Theatcr-Vcrein „Alt-Heidelberg" ver-
anstaltet am Sonntag abend in der „Harmonie" einen Bunten Abend.
Das Programm ist sehr reichhaltig und sieht u. a. Theateraufführung,
Gesangsvorträge, Sologesänge, Tanzauffiihrung usw. -vor. Das beliebte
Mitglied des hiesigen -Stadttheaters, Frl. Mont i, und Frau S ch n-' i d-
Uhrig, Balletmeisterin ebenfalls vom Stadttheater, haben ihre Mit-
wirkung zuge-sagt. Die Besucher wird eine Schlvtzbeleuchtung über-
raschens ferner wird der Saal im bengalischen Licht erstrahlen. Ein gut
besetztes Orchester sorgt für die nölige Abwechslung. Lin Besuch dürste
sich lohnen. Näheres siehe Anzeige.
Den Ernst der Lage -haben offenbar die Mitglieder der studentischen
Turnerscha-st „Rhenopalatia" ersaßt. Sie veranstalteten nämlich gestern
um die Mittagsstunde einen Aufzug durch die Hauptstraße, der anzusehen
wirklich erhebend war. Zuerst eine Droschke, auf dem Bock neben dem
Kutscher mit Kneiprock bekleidet und weiße Handschuhe über die Hände
gestrüppt, ein Mitglied der Verbindung, diesem oblag höchst wahrschein-
lich der Lakaiendienst. Der Inhalt der Droschke bestand aus 2 Mitglie-
dern, die sich mit ihre!'. „Käppis" äußerst wichtig vorkamen. Was sie
verbrochen haben, wer karms sagen? — Vielleicht haben sie sich zum
Burschen durchgesoffen. Hinter der Droschke aus einer Pritschenrolle be-
fand sich der Troß, dieser sorgte daß Leben in die Bude kam. Mit Zieh-
harmonika begleitet, sangen sie frohe Burschenlieder und brüllten am
bellen Mittag die Straße voll. — Sa, ja, die habens erfaßt, daß uns „nur
Arbeit retten kann!" ' . , .
Diebstahl. Aus einer unverschlossenen Wohnung >n der Hauptstr. 210
wurde silbernes Besteck und sonstige Gegenstände im Werte von 570 Mk.
entwendet.
Verhaftet wurde ein Hilssschlosser aus Mannheim wegen Diebstahls.

Wertheim, 6. Mai. (Einbruch in die Kirche.) Bei einem
nächtlichen Einbruch in die katholische Stadtkirche wurde der Tabernackel
erbrochen und ein Speisekelch gestohlen.
Wk DWUÜMW Kk .VMkltW".
Finanzsachverständige nach Spaa.
Berlin, 7. Mai. Wie dem „Verl. Lok.-Anz." be-
richtet wird, wird die deutsche Abordnung nach Spaa auch
eine Anzahl Finanzsachverständige umfassen. Unter diesen
Sachverständigen werde auch Dernbürg sem.
Schaffung einer Reichskartoffelreserve.
In einer Konferenz in der Reichskartoffelstelle, bei der
Vertreter des Deutschen Städtetages, des Reichsausschusses
der deutschen Landwirtschaft, des Verbandes der Kartoffel-
Interessenten und desReichswirtschaftsmittistermnls anwesend
waren, wurde dem bereits vor einiger Zeit aufgetauchten
Projekt zugestimmt, eine Reichsreserve von etwa hundert
Millionen Zentner Kartoffeln zu schaffen, welche an die
Bevölkerung der Städte und der Industriezentren nach einem
besonderen von der NeichskortoffelsteÜe auszuorbeitenden
Plane verteilt werden sollen.
Gemeinschaftliche Beratungen französischer und
deutscher Gewerkschaftsführer.
Berlin, 7. Mai. (Privatmeld. Berl. Morgenblatt.).
Der französische Sozialdemokrat Albert Thomas der
gegenwärtig Direktor des Internationalen Arbeitsamtes rft,
traf gestern in Berlin ein und trat laut „Vorwärts" mit
den deutschen Gewerkschaftsführern in Verbindung, um mit
ihnen die Arbeiterfrage zu beraten.
 
Annotationen