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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 191 - Nr. 200 (19. August - 30. August)
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppm-en,
Tauberbischofsheim und Wertheim.

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 5.— Mk. Anzeigenpreise
Vie einspaltige Petitzeile (3tz mm breit) Sv pfg., Reklame-Anzeigen
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Heidelberg, Freitag, 22. August 1929
Nr. 198 * 2. Jahrgang

Etzelbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Bsxberg

Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft und Feuilleton
I.V.: Z.Ka h n, für Kommunales u. soziale Rundschau: I.Kahn: für
Lok.:O. Geibeli für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämtl. in Heidelberg
Oruckund Verlag der Llnterbadischen Verlagsanstalt G. m.b.H., Heidelberg
Geschäftsstelle: Schröderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Aunahme 2673, Redaktion 2648.

Stadt selbst wich es ausgezeichnet sein, wenn wir alles tun um -un>-
sern Ruf zu wahren. Man spricht in Danzig immer noch von
12 000 Arbeitslosen. Jetzt müssen wir Soldaten nach Danzig
schicken, damit diese tum, was die Pflicht der Danziger Ar -b e" i--
ter gewe-stn wäre. Wir können vieles wieder gut machen und
Schweres verhüten. Ich rechne darauf, daß Sie als die Vertreter
der politischen Parteien für die Ätzkunst von Danzig helfen werden.
Der Vorsitzende des Stadtrates Oberbürgermeister Sahm
«Kv-id-erte stieraü.? u ar Bei der Beurteilun« der Sachlage muh
man dreierlei unterscheiden: 1. die N-eutralftä-tserklärung, 2. die
Weigerung der Hafenarbeiter, Kriegsmaterial zu löschen und 3.
Gewaltakte gegen Transporte von Kriegsmaterial und! ähnlichem
Material, das für Polen bestimmt war.
In dem Beschluß der verfassuMgebetzden Versammlung kommt
nur der Wunsch der verwiegenden Mehrheit der Bevölkerung Dan-
zigs zum Ausoruch das Gebiet der Freien St-M Danzig Möge vom
Kriege verschont bleiben. Dis -verfafsunMebend-e Versammlung
richtete lediglich an den Oberkommissar den- Antrag, für das Ge-
biet der Freien Stadt Danzig in dem Streite zwischen Rußland und
Polen die N e u t r a l i tZt zu erklären. Es liegt darin aber keine
Überschreitung der Kompetenzen der verfassunggebenden Versamm-
lung; denn wir in Danzig sind uns Wohl bewußt, daß die Souve-
ränität über das Gsbiet der Freien Stadt Danzig z. Z. von fr.
Vertreter der alliierten Mächte -a-usg-eübt wird, in dessen Hand
damit die Entscheidung- über die Anträge gelegt wurden.
Was die Weigerung der Hafenarbeiter angeht, Munition zu
enKad-en, so wird man nirgends in der WM die Arbeiter zwingen
wollen oder können, eine Arbeit zu Verrichten, deren Ausführung
-sie Mähnen. Etwas anderes liegt aber bei Len Hafenaibeitern
nicht vor uns in ihrem Verhakten kann eine Verletzung der Neutra-
lität nicht erblickt «werden. Widers liegt es mit Gewaltakten, die
aber nicht von den Hafenarbeitern im -eigentlichen Sinne verübt
wurde-,. Ich kann nur -eek'Mrrm, bcch- -in D-m-M
alles tun wird, um das Eigentum- eines fremden Staates mit den
der Staatsgewalt AM Verfügung flehenden Pol-izeikräften zu
schützen. Schwieriger liegt die Frage -der Transportverhinderung,
soweit es sich um Kriegsmaterial und waffenfähige Mittel wie Lo-
komotiven ufw. hatzdett. Hier lag bisher eine Erklärung der
alliierten Mächte über die von der Bevölkerung Danzigs, ge-
wünschte Neutralität nicht vor. EM wenn eine solche Stellung-
nahme offiziell erfolgt sein wich, wird -es Aufgabe der Staatsregie-
rung fein, entsprechende Maßnahmen zu verlangen. Wenn die
Bevölkerung Danzigs sich weigern würde, etwaigen Anordnungen
des Oberkommissars Folge zu -geben, dann, würde die Botschafter-
konferenz besonders ihre Schlüsse ziehen können. Aber -lediglich
durch den Antrag a-tzf NoutrM-ätserklärung kann nach meiner
Auffassung- die Zukunst Danzigs nicht beeinträchtigt werden, denn
die verfassunggebende Versammlung faßte ihren Beschluß -aus lo-
gischen und vernünftigen Erwägungen, nicht getragen von irgend
einer feindseligen Gesinnung, sondern vvn dem heißen- Wunsche,
die Heimat vom Kriege verschont zu halten. Ich würde dem Ober-
kommissar dankbar, fein, wenn diese Darstellung zur Kenntnis der
alliierten Mächte in der Bo-tschast-erkonferenz gebracht würde, da-
mit bei -er Entscheidung über die Zukunft Danzigs unsere Gründe,
in dieser Angelegenheit Berücksichtigung finden.
Die Schwenkung der Ostpolitik Lloyd Georges.
Au der Schwenkung der englischen Politik gegen-
ü der Ruß l a n d glaubt der gewöhnlich sehr «gut unterrichtete
Schweizer Berichterstatter der „Deutschen Allgemeinen Zeitung"
-m-eliden zu können, daß dis -englische Regierung bis Bezichungen
z-ur Sowsetrsgierung bereits abgebrochen- hat. Diese Nach-
richt wird wohl den Tatsachen 'vorauseilen, denn noch geistern de-
mentierte Reuter die Meldung, daß Kamens w und Krassin
im London ihre Pässe verlangt hätten utzd «Mache, daß die ruffischen
Delegierten -auf Nachrichten aus Moskau warteten. Charakteristisch
ist -aber, daß „Daily News" zu berichten weiß, der englische Kom-
missar in Danzig Sir Reginald Towe r, -werde abberufe-n wer-
den. Wenn sich diese Nachricht bestätigen sollte, so würde die Ab-
berufung -die neue Wendung der -enMchen Politik stark unterstrei-
chen. Abzuwarten bleibt nur, wie sich zu -der Wendung die i-ta-
kienqche und die englische Arbeiterschaft stellen wirb. In Italien ist
man anscheinend nicht mit der Schwenkung -einverstanden. Für
den 29. August sind in ganz Italien seitens der Arbeiterschaft große
Demonstrationsv-ersamml-ungen zur Durchsetzung der sofortigen An-
erkennung der Svwj-etregi-erung geplant.
Französisch« Mahnungen an Polen.
Paris, 28. Aug. Wie der „Matin,, wißen will, soll Mini-
sterpräsident Miller and der Regierung in Warschau zu -ver-
stehen gegeben haben, daß es notwendig sei, daß den Russen mäßige
F rieb e n s beb in g-u n g-en gestellt werden, damit der Friede
in Mitteleuropa so rasch -wie nur irgend möglich wiederhergestM
werde.
Stillstand des polnischen Vormarsches.
Königsberg, 26. August. Der polnische Vormarsch
ist anscheinend in der Linie Prostken—Osseviez—Bialystock
zum Stillstand gekommen. Abgsdrängte bolschewistische Ab-
teilungen lagen bis um 8 Uhr vormittags nordwestlich von
Kolno noch im Kampf mit den Polen. An der Zentrums-
front ist die Lage unverändert. Oestlich von Lemberg
lokale Erfolge der Polen, die weiter südlich zur Besetzung
der Dnjestrlinie führten. Bolschewistische Reiterei erreichte
im Rücken der Polen westlich von Lemberg den Ort Stryj,
wo sie den Eisenbahnverkehr störte

Berlin, 26. Aug. „Petit Parffien^ veröffenMcht n-ach
-einem Pariser Telegramm der „B. Z." ein Lommunique des
englischen Arbei-terausschussss, in dem gesagt wird-, daß das Doku-
ment vvn Luzern als ein Schritt zum Krieg und zu einer reaktionä-
ren Politik aufgefoßt werden -muß, -und bah die Frage lder polnischen
Miliz nur als Vorwan d -gedient hätte. Der Aktionsausschuß
-ist der Meinung, daß man unmittelbar F r i ed-e n sv c r-
Handlungen zwischen England und Rußland beginnen Müsse.
Man müsse -ou-fhören, Polen zu helfen und müsse sofort die eng-
lischen Kriegsschiffe, die sich in den russischen Gewässer befinden, zw-
rückzi-chen.
Dieser Enffchli-eßung ist eine längere Beratung mit den Svw-
r-etdelegierten K -a m e n -e w und Krassin vvrausgegangen. Nach
-einem Bericht des „Petit Journal" hat Kamenew bei dieser Ge-
legenheit dem Arbeiterausschuß erklärt, daß die Abreise der botsche-
wWfchen Delegation gleichbedsuteA sein würde mit einer
Kriegserklärung Rußlands a-n England. Dieser Krieg
wüöde in der Form eines Angriffes gegen den Osten, -d. h. -gegen
Indien gefühlt werden.
London, 26. Aug. Die „Times" -erfährt, daß das Gerücht,
wonach Kamenew dem Paß verlangt haben soll, unrichtig ist. Wie
verlautet, erwarten die Londoner Sowjetdelegierton, -daß spätestens
bis Freitag eine befriedigende Antwort auf die Note
Balfours vvn Moskau -ein-treffcn werde.
Parbs, 26. Aug. (DrahbmeDnng.) Havas meldet aus
London, daß die „Pall Mann Gazette" -aus interalliierter Quelle
die Nachtricht erhalten -habe, -daß -die russische Regierung in- Mos-
kau her russischen- Delegation in London vor dem Ein-
tr-eU-en -des Briefes von Dalf-o-ur den Befehl erteilt habe, London
zu verlasse n. Die russischen Delegierten sollen erklärt haben,
daß ihre Abreise einer Kriegserklärung Rußlands an Eng-
land gleichkomme.
Berlin 26. Aug. Äus Lo ndo n- wird der „Boss. Zig."
üemek>-et: Di« Abstimmung über den G -e n e r al st reik soll heute
«nid morgen vor sich geben; ihr Ergebnis wird -am Montag veröf-
fentlicht werben. Daran, daß es zugunsten des Streiks
»Abfallen wiöd, zweifelt -heute niemarid mehr. Am 31. August tagt
fbbcmn der Vollzugsausschuß des Dreiverbandes der Be-rg-
»vdei-ter, Eisenbahner und Tvansporta-rbeiter; «die Eisenbahner und
Transportarbeiter dürften sich den Bergarbeitern aitschließen. In
bissoin Falle wird -der Streik am 18. September ein-setzen. Den
Bergarbeitern geht es, trotzdem Lbhnf-ovd-exungen vorgeschoben
Werben, um die Verstaatlichung der Bergwerk-e, was der Vor-
fttzenide der BergarbeitergowerksHast auch offen zugibt. Die öffent-
liche Meinung ist äußerst g e s p -a n- n t, da ein Streik gerade im
September die KMeiWerfo-rgung für den ganzen Winter g -e f ä h r-
den utzd eine ausgedehnte Arbeit slojigkeit verursachen
würde.
Französische Zumutung auf Neutralitätsbruch der DarWger
Arbeiterschaft.
Danzi -g, 26. Aug. In der heutigen Sitzung bes St-aa ts-
ra te s gab der Oberkommissar Sir Reginakd Tower eine Er-
KSrung, in -der es heißt: Die alliierten Mächte sind -entschlossen,
die Bestimmungen -des Friedensv-ertrages zu erfüllen. Was aber
hier am 29. 7. passiert ist, ist ein Beweis dafür, daß die Stadt
Danzig noch nicht gang in Frieden-, Ruhe utzd Ordnung zu halten
ist. Ferner hat die bedauerliche Resolution in der derfassungs-ge-
benden Versammlung über die Neutralität bei den alliierten Mäch-
ten Erstaunen und Erregung henvor-geru-fen. Die -StM Danzig
-ist noch nicht Freistaat -und hat absolut kein Recht, über
Neutralität zu sprechen. Für den Vertrag mit Polen
strebe ich immer an, Danzig als souveräne Stadt zu betrachten.
Glauben Sie -denn, daß die -alliierten Mächte großes Vertrauen
zu Danzig haben können, wenn solche Sachen wie in den letzten
Tagen hier paffier-en? Glauben Sie, daß, wenn ein Teil der Bevöl-
kerung die Polen verhindert, Munition, Passa-gi-ere und polnische
Rückwanderer nach Polen zu befördern, dies mit den Bestimm-ung-e-n
des Fr-iedensvertrüges vereinbar -ist. So weit sind wir nun gekom-
men, daß die alliierten Mächte gleich beschließen- werben oder
wahrsch-einli chscho-n beschlossen haben, die Bestimmungen des Ar-
Wel 104 des Fr-ibdensvertvage-s, soweit -er den freien Gebrauch utzd
die Benutzung des Hafens van Danzig- betrifft, durchtzuM-r-sn.
Denn- wenn Schwierigkeiten -vork-o-mm-en, dann müssen mehr aus-
-lätzdis-che Truppen und Schiffe Herkommen. Wenn -dieses -notwendig
ist, -dann -wird -die Stadt Danzig daran schuld fein.
Was nun d>e Ankunft anbelangt, so wissen Sie als Führer der
poWfchen Parteien, daß Danzig- -noch nicht Freistaat ist. Ob es
ein Freistaat wird, hängt von den nächsten Tagen -ab. Sobald
alles wieder ruhig ist, werde ich n-ach Paris fahren, und man wird
mich fragen, ob nach meiner Meinung Danzig dessen -würdig ist.
Was soll ich sagen-? Es find schon in Frankreich gsg-sn mich per°
-wnlicho Vorwürfe erhöben -worden, weil, wie man sagt, zuvi-el
PEik hier -gewesen ist. Für mich ist es eine große Enttäuschung,
baß -die Freiheit, -die ich den Bewohnern schenkte und das Ver-
bauen. das ich ihnen bewiesen habe, uns soweit gebracht haben-, -daß
Danzig die Bedingungen- des Friedensvertrages und des Abkom-
mens vom 22. 4., bas ich selbst unterschrieben habe, g-arnicht refpek--
hat. Das ist auch -eine Schande für Danzig, -und ob wir jetzt
noch Zeit haben, dieses Unrecht wieder gut zu machen, hängt allein
, Ihnen ab. Wenn -es aber notwendig fein sollte, mehr Schiffe
^ib-aten hierher zu- schicken, sv muß die Stadt -nicht nur die
Kosten der Besatzung, sondern auch die Requisitionen von- G-ebäu--
chtbcrem bezahlen, -utzd das wirb -dem ganzen Leben der
Stadt scha-o-en.
Wenn die H a fe na rb -e i -t e r sofort die Arbeit wieder a-uf-
nshmen, wico dies große Vorteile für sie haben; aber auch für die

Kopenhagen, 26. August. In einem Telegramm aus
Warschau heißt es: In den letzten Tagen haben sich in den
Sumpfgebieten des Narewtales bei Ostrolenka und Lomza
schwere Kämpfe entwickelt, wo sich die Bolschewisten um
jeden Preis einen Weg nach Bialystock bahnen wollen.
Es gab ziemlich schwere Verluste auf beiden Seiten. Augen-
scheinlich versucht der Feind sich in der Gegend von Ossonise
zu halten und gleichzeitig den Polen den Weg nach Litauen
zu sperren.
Rußland will nachgeben?
Rotterdam, 26. Aug. Dem Rotterdamsche Courani
zufolge sandte Tschitscherin an Kamenew einen Funk-
spruch mit der Bitte, ihn der englischen Regierung mitzu-
teilen. Es wird darin der Friedenswille Rußlands
und der Sowjet-Negierung zum Ausdruck gebracht und dis
Bereitwilligkeit erklärt, an der Bedingung, daß in Polen
eine Arbeitermiliz aufgestellt werden müsse, nicht festzuhalten.
Dadurch sei eine völlige Uebereinstimmung mit England
und Italien betreffend alle Bedingungen für den Frieder,
mit Polen erreicht worden.
London, 26. Aug. Der Berichterstatter der Morninx
Post in Warschau meldet: Der polnische Außenminister
Fürst Sapieha schlug durch ein Funkentelegramm der
Sowjet-Regierung vor, mit Rücksicht auf die schlechten Ver-
bindungen zwischen Minsk und Warschau die Friedens'
konferenz von Minsk nach Warschau zu verlegen. Demselben
Korrespondenten zufolge ist man in Warschau der Ansicht,
daß der polnische Vormarsch, außer im Süden, wo du
russische Reiterei noch auf ostgalizischem Boden steht, be-
endet ist.

Die vlämische Bewegung.
„Kann man Wenspiegel b««r-aben, den Geist, utzd Seel«, bas
Herz her Mutter Flandern? — Reitz, sie können -schl-afem aber ster-
ben, niemals!"
Uns, die mehr als Stachekbr-M uns Schützengräben es ver-
möchten, heute Haß und unauslöschliche Verachtung vvn ben Völ-
kern Manderns und Walloniens trennt, mochte es eine Z-e-it lantz
scheinen, als ob Mandern tot sei, erwürgt unter der eisernen Faust
franskitzoner Militärs,- zevmcknt vvn den Ausbrüchen, brutalster
Retzktion, die in Belgien einfetzte, als die ersten Bataillone der
tapferen Iper-Kämpfer -durch die Straßen -des bestellen: Gent -utzd
Antwerpen- marschierten. Bläm-ische Extremisten hatten d-ie gute
Sache Flanderns währetzd -der Besetzung maßlos diskreditiert. Sie
hatten sich nichr gescheut, mA bon Bethmann, Tivpitz, LtzdetzdoM,
den BUing utzd v. F-Metzha-Hen, die ihr friM-iches Latzd hinter-
rücks überfallen hatten, die Mandern utzd Wallvnien- unter Außer-
achtlassung der Äementacksten VruMätze des Völkerrechts tyranni-
sierten utzd ausfogM, mit all den großen utzd den kleinen Oödens-
jägern des Kaifer-l. G«neral«»uvernements, die in Brüssel- ihn
„V l a m e np v l i t i k" trieben, gemeinsame Sache zu machen. Im
Frühjahr 1917 -würbe vvn- dem Generalgouvernement die „Vev-
waftün-zstrennung" dekretiert, der Rat von Fl-atzdern eingesetzt
in 'Gent die vlämische U-niverfstät errichtet, vvn ber böse Zungen be-
haupten, daß sie nie mehr als 40 Stubieretzbe besessen, dafür -aber
auch nur Süpen-biaten. In ben Gefangenenlagern in Deuffchk-atzd
setzte ein von der deutschen Reg-ier-ung finanzierte wüste aktivistisch«
Propaganda ein. Mamen unb Wallonen wurden getrennt, vv-n-
dc»sicher mi-litärlfcher Seite bezahlte „Vertrauensleute" eingesetzt,
-die ihre vlämischen Kameraden bespitzelten utzd die zu wenig ortho-
doxen bet dem Lagerkommandanten denu-ngierten. Die Mi-kgll-eider
des Rats von Mandern bereisten die Lager -in Göttingen, HeÄgen-
stM, Hamburg, Aftsngrabow, -das Sennelager, an ihrer Spitze ber
Fanatiker Dr. B o r m s, — ciin Karl Liebknecht der vlamifchep
Sache —, -der sich nicht -scheute,, -offen- für die bebinMngsVose Cin--
ver-leibüng Manderns in ein -größeres Deutschland einzu-trsten.
„Wir kennen nur den einen Wunsch, baß -es -den siegreichen deutschen
Heeren gelingen möge, unsere belgischen Armeen- von den MINorten
zu trennen. Wandern zu befreien. Wir wissen, daß das Streber
der -belgischen Soldaten das gleiche ist. Wir hoffen, daß -dis ger-
manische Grenze Dünkirchen erreichen wird. Unsere Sache wii-ch es
-bann sein, für die Sicherung des Germanentums an der Nordsee,
an der Schelde -und an der Maas zu sorgen." Durch aktivistische
Deserteure, immer in engster Fühlung und mA der moralischen -utzd
finanziellen Unterstützung deutscher Militärbehörden, würbe cki-ne
Verbindung mit der -belgischen -Front geschaffen, um bis Zersetzung
in die belgische Truppe z-u tragen, sv gut, baß später General Lu-
denborfs 'n feinen Erinnerungen zynisch versichern konnte: Me
vlämische Bewegung verminderte die -Feindschaft der belgischen
Truppen gegenüber den Deutschem.
Die große Masse des vlämifchen Volkes, die sich während ber
Besetzung trotz alles Liebeswerbens des deutschen Ge-nerailgouverne-
meitts indifferent gezeigt hatte, bückte angoek-eft utzd -entrüstet von
den Ext-rennsten -ab, als im Verlaufe der Prozesse gegen Börms
utzd'dis Mitglieder des Rates «von Mandern ihre skrupellose T-aM
aüfgkdeckt wurde. (Das belastende Material hatte übrigens bas
Kaise-rl. Generalgouvernement bei seiner Wucht bei Nächt und Ne-
bel sauber in Akten g-ebutzden- in Brüssel zurüchl-elvssen!)
Line starke utzd begreifliche Strömung gegen die vMnischei
-Forderungen, auch die ber gemäßigten Mamen, fetzte mm ein, effrtz
geschürt, namsntlich von ber liberalen Partei, der Trägerin des
fra-nzösifch-bsigischen Bünbnisgedan-kens. Die vlämische Sache,, die
in sv verhängnisvolle Verbindung mit -dem Porrsvslütiotzären
Dsuschl-anb gebracht worden -war und im politischen Kampfe von
den Franskikjons immer wieder mit der Sacht des deutschen Im-
 
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