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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 181 - Nr. 190 (7. August - 18. August)
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Tüßeözeitung für die werttätige Bevölkeruns der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, BoxSerg
Tauberbifchofsheim und Wertheim.


Bezugspreis: Monatlich elnschl. Trägerlohn S — M. Anzeigenpreise:
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Heidelberg, Montag, ^6. August ^920
Nr. -188 * 2. Jahrgang

Verantwort!.: Für inneren. äußerepolltik,Dolkswirtschaftu. Feuilleton: Ar-
tz.Kraus? für Kommunales u. soziale Rundschau: I. V.:O.Ge!bel? für
Lok :O. Geibei? für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämtl. in Heidelberg
DruckundVerlag der ünterbadischen Verlagsanstalt G.m.b.H., Heidelberg
Geschäftsstelle: Gchröderstraße ZS.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaktion 264S.

Der Krieg im Osten.
Der Kampf um Warschau.
Berlin, 14. Aug. Der Chef der 4. 'bolschewistischen Armee
erklärte gestern einem an der russisch-polnischen Front befindlichen
Berichterstatter der „B. Z.", daß Marschau von vier Sei-
t e >n e i nges chl o s se n sei und die Einnahme der -Stadt kurz 'be-
vorstehe. Aus die Frage, ob -man mit Polen Frieden schließen
werde, erklärte der Armeeführer: 'Gewiß, doch hat sich am 30. Juli
in Byalistok eine polnische Sowjetregierung gebildet, und diese wird
»ach der Einnahme Warschaus dorthin übersiedeln. Wir werden
mit ihr Frieden schließen auf 'Grund des Sechstbestimmungsrechts
der Völker. Später teilte ein Sowjetkommissar dem Berichteristatter
mit, daß in der Vorstadt Warschaus, Prag«, bereits gekämpft
weröd.
Königsberg i. Pr., 14. Aug. Der Bericht über die Lage
aus dem russisch-polnischen Kriegsschauplatz besagt: Soldau wurde
»ach Kamps am 13. August von den Bolschewisten besetzt.. Die
Polen gehen auf Loebau zurück, da die Bahnstrecke Soldau-Läuten-
burg-Strasburg bereit? in den Händen der Bolschewisten -ist. Rus-
Kche Kavallerie ist im Vormarsch auf Wiselawoc und erreichte die
»egend von Slerys. Im Angriffe auf Modlin waren heftige
Kämpfe in der Gegend von Ptonsk und Kastelst, südwestlich von
Brest-Litowsk. Die polnischen Kräfte sind hinter den Wieprz-Ab-
schnitt zurückgenommen worden.
Die Entspannung.
Paris, 14. Aug, Die polnische Agentur verbreitet die Nach-
Ächt, daß die polnische Friedensdelegation heute vormittag die rus-
sische Front passieren wir-, um sich nach Minsk zu den VechanNun-
Ken zu begeben. Die Delegation besteht aus den Untcrstaatsse'kre-
tären Domski und Wroblewski, sowie aus Vertretern des
Parlaments und des Genera'lstabes, Berichterstatter begleiten die
Delegation.
Nach Nachrichten aus London bat sich eine Entspannung
der Lage gezeigr. Man glaubt,-daß eine Einigung über die Frage
'der Anerkennung der Regierung des Generals Wränget und über
die gemeinsame Haltung gegenüber Sowjetruß'land bald erfolgen
wird. Viel besprochen wird eine Reutermekdung, nach der die fran-
zösische Regierung erklärt haben soll, daß die Anerkennung der
Regierung des Generäls Wrangel ihr nicht die Verpflich-
tung auferlege, sofort eine militärische Intervention
in Rußland vorzunehmen.
Der Meinungsaustausch zwischen dem Foreign Office und- der
französischen Botschaft dauert fvrt und wenn auch noch keine Ent-
scheidung getroffen worden ist, so haben doch verschiedene Vor-
schläge des französischen Diplomaten einen sehr guten Eindruck ge-
macht. Jedenfalls wird eine neuerliche Zusammenkunft zwischen
MUerand und Lloyd George nicht notwendig jein und Llvyd
George hat sich zum Wochenende nach dem Lande begeben. Er wird
am kommenden Montag im Parlamente jedoch eine Erklärung ab-
«chen, worauf sich das Parlament in die Ferien begibt.

Rußlands Politik.
Eine Erklärung Tschitscherins.
Berlin, 15. Aug. (Privattelegramm.) Der Berliner Korre-
spondent des Internationalen „News Service" hat sich an den rus-
sischen Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten, Tschit-
scherin, mit mehreren Anfragen gewendet und- von ihm auf tsle-
»raphffchem Wege Antwort -erhalten, in der es u. a. heißt: Uns
liegt jeder Wunsch fern, Polen zu erobern. Wir werden selbstver-
ständlich Polens Unabhängigkeit völlig respektieren und das polni-
sche Volk hat nichts von uns zu fürchten. Die russische Regierung
wünscht lediglich, sich Garantien gegen neue Angriffe zu verschaf-
fen und verlangt deshalb die Herabsetzung der polnischen Heeres-
Ȋtke auf 50 000 Mann. Zu gleicher Zeit aber sollen die polni-
schen Arbeiter der organisierten Gewerkschaften bewaffnet werden,
um Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese Arbeitsmiliz
Ard bas Gegengewicht gegenüber den polnischen imperialistischen
Großgrundbesitzern bilden.
Gleichzeitig mit der Bewaffnung der polnischen Arbeiterschaft
wird die russische Armee aus Polen und von den polnischen Gren-
zen zurückgezogen werden, wo nur 200 000 Mann belassen werden
sollen. Anstatt auf eine russische Okkupation verläßt sich die Sow-
letregierung auf die bewaffneten polnischen Arbeiter zur Aufrecht-
erhaltung des Friedens. Polen wird Waffen und Kriegsmaterial
beihalten können, soweit dies für die obenerwähnte Armee und für
die Bewaffnung der Arbeiterschaft erforderlich ist. Der Röst mrkß
den Russen ausgeliefert werden. Allen Familien, deren Angehörige
ms polnische Bürger im Kriege oder im Zusammenhang mit dem
Kriege getötet, verwundet oder erwerbsunfähig geworden sind, ist
Gstenlos und zu freiem Besitz Land zu überweisen.
Sviwjeirußland hat im Versailler Vertrag keinen Teil und ig-
äorierk ihn. Seine Beziehungen zu Polen und Deutschland Lasst«»
seinen eigenen Grundsätzen, an erster Stelle auf der Anerken-
nung des Rechts und Selbstbestimmung und dem Wunsche »rach
sr«den. Solange nicht ein allgemeines Abkommen Mit Großbri-
PsisM erzielt ist, hat Sowjetrußland völlig freie Hand im Orient,
^mschränküngen nach dieser Richtung können einzig und allein
ovrch einen Vertrag oder ein anderes Abkommen beschloffen wer-
oen. Dann aber werden solche Einschränkungen allerfirengstens
wnegehalten werden.

Deutsch-russtsche Wirtschaftsverhaudiungen.
- Aug. (Priv.-Tel.) Die bereits früher begon-
neuen Verhandlungen über die Aufnahme Wirtschafkicher Beziehun-
»en zu Sowietrußland werden, wie das „B. T." erfährt, jetzt nach

der Rückkehr des Vertreters der Svwjetregierung Wigdor Kopp
nach Berlin fortgesetzt. Mit Kopp find zwei andere Beamte
der Sowjetregierung eingetroffen, der wirtschaftliche Sachverstän-
dige B r a m a n n -- D rv d o ws ki, der schon an den Beratungen
über die sogenannten Zusatzverträge zum Brest-Litowsker Vertrag
teilnahm, und der zum Kreise Tschitscherins gehörende Mil-
ch a l s k i Montag wiüd auch der Chef des russischen Verkehrs-
wesens, Professor Brom ussow, mit einem Stabe von Techni-
kern nach Berlin kommen.
Der Empfang in Soldau.
Berlin, 15. Aug. (Priv.-Tel.) Nach hier vorliegenden
Meldungen aus Soldau wurden dort die einzieheNden Russen
von den verän-gstelen Bewohnern, die zum Teil während der kur-
zen Beschießung in die Keller geflüchtet waren, mit lautem
Jubel und Hurrarufenbegrüßt. Bald zeigte die Stadt
mit vielen schwarz-weiß-roten Fahnen ihre unvergäng-
liche deutsche Gesinnung. Der russische Truppenführer wurde vom
stellvertretenden deutschen Bürgermeister begrüßt. Das polnische
Oberhaupt der Stadt war mit dem Starv'sten schon vor einigen Ta-
gen geflüchtet. Der Bürgermeister gab seiner reinen Freude
über die Befreiung von dem unerträglichen Terror der
letzten Monate Ausdruck. Die Hand zum Schwur erhoben antwor-
tete der russische Führer: Ich gelobe, daß wir dieses alte deutsche
Land nicht eher werden verlassen, als bis es Deutschland wieder zu-
grsprochen wird. Soldau selbst ist bis auf ein Haus unbeschädigt
geblieben. Die russischen Offiziere und Soldaten sollen sich gut be-
nehmen und alles bezahlen. Es 'handelt sich um Truppen der 12.
russischen Division, die als e i gen e A rm ee g r u p p e z u r Be-
se tz u n g d e s Korridors bestimmt ist. Thorn, Graudenz und
Posen sollen von ihr besetzt und im Norden Danzig erreicht
werden
Die Einigkeit der englischen Arbeiterschaft.
Rotterdam, 14. August. (Wolff). In der gestrigen
Sitzung des Arveiierkongrrffes m London wurde unter
anderem beschlossen, daß der Aktionsausschuß bestehen bleiben
soll, bis vollständige Bürgschaften dafür gegeben sind, daß die
englischen Streitkräfte nicht dazu verwendet werden, Polen,
General Wrangel oder irgend sonstige Unternehmen zu
Wasser oder zu Lande gegen Sowjetrußland zu unterstützen.
Weiter verlangt die Entschließung die Zurückziehung der
englischen Seestreitkräfte, die an der Blockade gegen Ruß-
land beteiligt sind, außerdem Anerkennung der Sowjetre-
gierung, Aufnahmeder uneingeschränkten Handelsbeziehungen
zwischen Rußland und England. In der Entschließung
heißt es ferner: Die Konferenz ermächtigt den Aktionsaus-
schuß, nötigenfalls den Streik zu proklamieren, um die oben
dargelegte Politik durchzusetzen. Der Vorsitzende Adamson
erklärte unter Beifall, das britische Volk sei einstimmig
gegen einen Krieg und jede bewaffnete Intervention in
Angelegenheiten anderer Länder.
„Daily Mail" schreibt: Die gestrige Arbeiterkonferenz
in London war vermutlich die einigste, bedeutungs-
vollste und wichtigste politische Versammlung der
Kräfte der Arbeiterklassen, die unsere Geschichte
je erlebte. Nur zwei Tage waren dazu verwendet, die
Versammlung einzubörufen, und mehr als tausend Delegierte
waren zugegen. Zum ersten Male seit dem Kriege waren
alle Richtungen der Arbeiterschaft vertreten. Am bemerkens-
wertesten war, daß keine Opposition, kein Gezänk, keine
Kriterien und keine Verstimmung kam. Es war nichts als
eine vollständige begeisterte Einmütigkeit zu bemerken. Für
die glückliche Eintracht dankte Robert Smillie. „Churchill",
sagte er, „hat die englische Demokratie geeinigt, was sie
aus eigener Kraft bisher nicht fertigbrachte. Jetzt, wo die
Einigkeit da ist, möge Gott uns Verstand geben, daß wir
sie bewahren.
Der russisch-lettische Friedensvertrag.
Riga, 14. Aug. (Wolff.) Die wichtigsten Punkte im
Vertrag zwischen Rußland und Lettland sind folgende:
Rußland anerkennt die Unabhängigkeit Lettlands ohne jeg-
liche Einschränkung. Rußland gibt Lettland alles während
des Krieges beschlagnahmte Material zurück und alle aus
den Banken entnommenen Werte mit Ausnahme des Gold-
schmuckes und der Edelsteine. Diese Werte können nicht
zurückerftattet werden, sie werden aber in Gold vergütet.
Lettland erhält einen Vorschuß von 4 Millionen Rubeln
zur Deckung der während des Kriegs entstandenen Verluste.
Lettland erhält außerdem 100 Hektar Wald in russischem
Gebiet. Was die Schuld Rußlands anbetrifft, ist Lettland
jeder Haftbarkeit enthoben.

Gefangenenelend in Sibirien.
London, 24. Aug. Nach einer Timesmeldung wurde
dem Völkerbund von Frl. Elsa Brandström, die soeben aus
Sibirien zurückgekehrt ist, mitgeteilt, daß, falls nicht sofort
Mittel zur Heimführung der Kriegsgefangenen beschafft
werden, kommenden Winter 200000 Mann in Rußland
und Sibirien infolge des Elends und des Hungers sterben.

Die Ursache der Wirtschaftskrise.
Die Leitsätze des Neichswirtschaftsrats.
Die Leitsätze, die «der Unterausschuß des Reichswirtschastsrats
am Freitag Abend nach heftigem Kampfe zwischen 'Arbeitgebern,
Arbeitnehmern und Verbrauchern angenommen hat, Haden folgen-
den Wortlaut:
„Es ist festgestellt worden, daß nahezu überall schwere Absatz-
und Produktionsstockungen entweder schon eingetreten oder dem-
nächst zu erwarten sind. Sie haben ihre Ursache nicht in einer
Überproduktion, sondern in einer Unterkonsumtion, dis
überall auf die Steigerung der Warenpreise weit über die allgemei-
ne Kaufkraft hinaus zurückzuführen ist. Diese Steigerung hat ihre
Ursache im allgemeinen und in der Hauptsache nicht in der Höhe
der tatsächlich gezahlten Löhne und Gehälter, sondern in erster
Linie in den hohen Rohstoff-preisen. Neben ungerecht-
fertigt hoch erscheinenden Rohstoffpreisen kommen zum Teil über-
mäßige Fobrikations- und Handelsgewinne sowie unwirtschaftliche
Prvduktivns- und Botriebsmethoden als erhebliche Ursachen der
überhöhen Preise in Betracht.
Dese Umstände wirken gesamtwirtschaftlich um so nachteiliger,
als in vielen Gewerbszweigen bei stark verminderter Gesamtpro-
duktion und ebenfalls stark verminderter Gesamlwarenumsatz dis
Zahl der Personen, die sich an diesen Gewerbszweigen als
selbständige Unternehmer, Fabrikanten, Handwerker, Kaufleute oder
Händler betätigen, im wesentlichen Umfang gewachsen ist und
weiter wächst. Die nachteilige Wirkung dieser Tatsache erhält noch
ein besonderes Gepräge dadurch, daß die „neuen" Unternehmer,
Händler ufw. im allgemeinen stärker als die „alten" in den betref-
fenden Gewerbszweigen bodenständigen Elemente bestrebt sind,
unangemessene Gewinnezu machen; dadurch tragen sie
zum zweitrn Male zur Verteuerung der Warenpreise in dem betref-
fenden Gewerbe bei.
Es ist immer wieder die Beobachtung gemacht worden, daß
zwar bei steigenden Roh- und Hi'lfsstvffpreisen auch die Fabrikate,
die noch aus billiger einaekaristen Materialien heraestellt werb««
konnten, häufig zu höheren Preisen versauft wurden, während
Preissenkungen der Fertigfabrikate, wie sie den fallenden Material-
preise« entsprechen würden, mit dem Hinweis auf die hohen Ein-
standsstoffen der bei ihrer Herstellung tatsächlich verwandten Stoffe
abgelehnt wurden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Un-
ternehmungen, besonders die in Gesellschaftsform arbeitenden, zu
einer Finanz- und Gewinnbeteiligungspokitik anzuhatten, die einen
besseren Ausgleich zwischen Konjunkturgewinnen und -Verlusten für!
Fertigfabrikate herbeiführt.
Ein allgemeiner Abbau der Löhne und Gehälter und ein da-
durch bewirktes Senken der Warenpreise könnte die Absatzstockungen
zurzeit nicht wirksam beheben. Es kommt ohnehin angesichts der
heutigen Ernährungs- und Bekleidungsverhältnisse und angesichts
der vielfach eingelegten Feierschichten noch nicht in Frage. Eine
dauernde Belobung mnd Gesundung der Wirtschaft kann nur durch
eine Angleichung der Warenpreise an die Kaufkraft erreicht werden.
Die allgemeine Senkung der Warenpreise ist durch die Beschrän-
kung der Rohstoffpreise, der Fobrikations- und Handelsgewinne,
durch Ermöglichung einer kontinuierlichen Produktion und durch
Verbesserung der Produktionsmethoden zum Zwecke der Steigerung
des Arbeilsefsektes zu erstreben.
Ein wirklich durchgreifender Preisabbau kann nur durch eins
nach den Gesichtspunkten höchster Wirtschaftlichkeit zu regelnde
Mehrproduktion, insbesondere auch in der Landwirtschaft, erfolgen.
Es kommt weiter vor allem darauf an, den verarbeitenden Gewer-
ben durch paritätische Selbstverwakttlngs'körper uitd den Letztver-
brauchern durch ihre Organisation eine wirksame Mitbestim-
mung bei der Preisbildung zu sichern. Die für diesen Zweck
tauglichen Mittel find der Eigenart der Gewerbe anzupassen, wer-
den aber nur selten ohne Inanspruchnahme von korporativer oder
öffentlicher Normengebung zu erzielen sein.
Die besten Aussichten für erforderliche Eingriffe bieten zunächst
eine Umgestaltung der Kohlen- und Eisenwirtschaft sowie eine Neu-
gestaltung der Holzwirtschaft einschließlich der Papierindustrie und
des Bau- und Baustoffwesens. Die Länder und Gemeinden ver-
fügen über mehr als zwei Drittel der deutschen HolzpröduKion.
Zudem bietet die Regelung der Ausfuhr auch Gelegenheit, auf die
Eisen- und 'Stahlpreise oinzuwirken. Um zu verhüten, daß die
Preissenkungen in der Rohstoffindustrie von den anschließenden
Gliedern in Verkehr und Produktion ausgebeutet weiden, ist, sofern
es zur Verhinderung von Preishochhaltungen nötig ist, ein System
der gebundenen Preisbildun g bis zum ietzstn Verbrau-
cher in Aussicht zu nehmen."

Der Papst und Polen.
In unserem Singener ParteMatt schreibt Abg. Grotzhans
über obiges Thema:
„Die gegenwärtige Zeit mit ihren Irrungen und Wirrungen
scheint auch im Vatikan ihre Spuren zu ziehen. „Der Papst for-
dert in einem Schreiben den Generalvikar von Rom auf, alle Gläu-
bigen für die Rettung Polens beten zu lasten." Sv lasen wir in
der Tagesvresse und es ging uns ein Stich durchs Herz. Der Papst
für die Polen! Der polnische Imperialismus hat sein Volk verra-
ten. Nachdem Deutschland, zusammengebrochen und aus vielen
Wunden blutend, am Boden lag, schickte sich Polen an, sich auf den
SchweroeiwuNdeten mit gezücktem Mester zu stürzen. Es nahm
Rache an Deutschland. Arm in Arm mit den Würgern des deut-
schen Volles im Westen erhob es ganz unbegründete Ansprüche auf
deutsches Land, deutsche Provinzen, auf Danzig, auf deutsche
Braunkohlengebiete, auf kerndeutsche Bevölkerung, in deren Adern
urdeutsches Blut rinnt. Deutsche GrenKörfer und Städte wurden
 
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