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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 191 - Nr. 200 (19. August - 30. August)
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Tageszeitung für die werttätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Ginsheim, (Typingen, (Lberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxberg
Tauberbifchofsheim und Wertheim.


»eruaspreis: Monatlich elnschl. Trägerlohn S.— Ml. Anzeigenpreise
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(93 mm breit) 2.20 Ml. Lei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmittel-Anzeigen werden nicht ausgenommen.
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Heidelberg, Montag, 23. August 1920
Nr. 194 * 2. Jahrgang

Derantwortl.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft und Feuilleton
3- w.: fürKommunales u. soziale Rundschau: 3Kahn? für
Lo' ' 2. Gelbe!, für die Anzeigen: H. Hoffm ann, sämtl. in Heidelberr
Dmckund Verlag der lluterdadischen Verlazsanstalt G. m. b.H., Heidelderg
Geschästsstelle: Gchröderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaktion 2648.

Die neue Großmacht.
II.
Kr. Heidelberg, den 23. August 1920.
Im enHten Zusammenhang -mit der Forderung der Soziali-
sierung wurde Hues Vorschlag auf Schaffung eines internationalen
Verteilungsamtcs für Kohlen mrd anderer Rohstoffe angenommen.
Die Resolution ha! folgenden Wortlaut:
Der internationale Bergarbeiterkongreß, in der Erwägung
'er schlecht'n Verteilung der Kohle und anderer Rohstoffe, der
lgios und Spekulationen, die auf diesem wie auf anderem Ge-
rte freien Lauf haben, in Erwägung des Elends, das diesen Zu-
anden für alle Völker entspringt, spricht der Kongreß den Wunsch
rs, daß baldigst ein internationales Verteilungsbürv für Kohl«
d andere Rohstoffe, die für tue Wiederaufnahme des normalen
bens für alle Völker unentbehrlich sind, errichtet werde und for-
rt, daß das Internationale Arbeitsamt dieser dring-
hen, durch die Bergarbeiter-Internationale erhobenen Forderung
sondere Beachtung schenke, und sich bemühe, sie jo bald wie mög-
H nn Einverständnis mit dem Exekutivkomitee des Internationa-
a Bergarbeiter) undes und mit der Mithilfe der ver -
Hiedenen Organismen des Völkerbundes zu lö-
n.
Diese Resolution ist der erste praktische Schritt zur Iirternatio-
lGerung der Kohle und der Rohstoffe überhaupt; fsiire Durch-
hrung würde den Ausbau des Völkerbundes von einem lediglich
alitisch-rechk'chem Institut zu einer gemeinsamen Wirtschasts-
^rperschast bevcuten. Ueber die Motivierung dieser Forderung
chreibt die „Reue Zur. Ztg.": „Hue ist kein enger Geist, er über-
'itckt die Zusammenhänge und erkennt ohne weiteres das groß«
.vhtenbedürfnis Frankreichs als Folge seines durch den Krieg be-
ingten Förderaussalls als berechtigt an. Er ist unter Einhaltung
-es in Spa unterschriebenen Vertrages bereit, zu helfen, lehnt sich
.der dagegen auf, daß diese Hilfe unter stetem nationalWschem
iwuck gestellt und der gerechte französische Anteil unter fortgesetzter
Androhung emes Einmarsches in das Ruhrgebiet aus den deutschen
drüben herausgcpreßt werde. Mehrproduktion kann nicht dukch
-as Schwert, fordern nur durch Besserung der ArbeitsverhältMe
rreichk weroen, wozu aber heute wiederum internationales Ent-
z>genkonmren notwendig ist. Neben die Frage der Förderung
raten jetzt die der Verteilung und 'öes Transportes; Probleme, die
ach Hr»e beide noch so unpraktisch wie möglich gelöst sind. Was
»er an Rohstoffen völlig verarmten Welt heute am dringendsten
wttut, ist eine rationelle, international geregelte Kohlenverteilung
->on einer alle Verhältnisse überblickenden gerecht verteilenden Zen-
ralstelle aus. An Transportkosten und Zwischengewinnen könnte«
auf diese Weise unendliche Summen gespart werden." Wir fügen
-iiWi: Drwch e.ne solche Nvhstoffgemeinschaft waren mit einem
Lchl-ag dem Naticnalismus und Imperialismus das Rückgrat ge-
brochen.
Natürlich haben all« dich« internakonalen Wirßchastsmatznah-
men zur Vorausfetzu-ng: die internationale Regelung der Berg-
arbeiterverhältnifle, insbesondere der Arbeitszeit. Letztere
bildete daher in Genf einen Hauptpunkt der Debatten. Die deut-
schen Bergarbeiter verlangten prinzipiell die Festlegung des Sechs-
ftunbentags; sie begründeten ihre Forderung mit den Lebens- und
Gesundheitsvechältnissen -der Bergarbeiter im Ruhrgebiet — die
Bergarbeiter treten nach 20—21 Jahren Arbeitsleistung in Inva-
lidität; die dauernd im Bergbau beschäftigten erreichen nur noch
ein Alter von 37—38 Jahren! — und mit den technischen Produk-
tionsverhältnissen. Während die Luxemburger und Tschechoslowa-
ken der deutschen Forderung unbedingt zustimmen, und ebenso di«
Holländer und Engländer eine entschiedene internationale Aktion
für den Sechsstundentag verlangen, wollen die Franzosen und Bel-
gier diese Frage lediglich national geregelt wissen. Schließlich
wurde folgende Resolution angenommen und zur Prüfung dem Ko-
mitee überwiesen:
Angesichts des gefährlichen und aufreibenden Charakters der
Bergwerksarbeit erklärt sich dieser Kongreß grundsätzlich für
den Sechs st uudentag der Untertagsarber ter. Der
Kongreß erklärt ferner, baß der Rückgang der Produktion in der
ganze« Welt eine Verlängern!«; «der Schichtzeit gegen den Willen der
Arbeiter nicht aufgehalten werben könnte und ist bereit, einen sol-
chen Versuch mit internationalen Mitteln Widerstand zu leisten.
Er ist weite: der Ansicht, daß die Bedürfnisse der Welt nur befrie-
digt werden können, wenn der Kapitalismus endgültig aus der
Bergwerksindnstrie beseitigt und durch die Nationalifierung oder
Sozialisierung ersetzt wird.
Den Höhepunkt seiner Bedeutung erlangte der Bergarberter-
kougreß in feiner Stellungnahme zur Kriegsfrage. Bereits m s-o'mer
Eröffnungsansprache hatte der Engländer Smillie vestangt, der
Kongreß müsse sich wicht nm grundsätzlich, gegen den Krieg aus-
sprechen, sondern auch seine praktische Verhinderung durch einen
internationalen Bcrgarbeiterftreik beschliessen. Mit bewunderns-
werter Einmütigkeit stimmten alle Delegierten diesem Vorschläge zu.
Alle sprechen sich auf das energischste gegen den Krieg aus und
mit grosser Begeisterung wurde einstimmig folgende Resolution ge-
faßt.
„Die Delegierten des internationalen Bergatbeiterkongrcsfes
in Genf zur Wiederherstellung auf festerer Grundlage als vorher,
in Erwartung, daß der internationale Bergarbriterbund durch die
Lehren der Vergangenheit den Frieden der Welt sicher stellen köttne,
in Erwägung, daß die so wichtige Frage des Krieges und des Frie-
dens schon mehrfach an internationalen Kongressen behandelt wurde
und dort die Frage des internationalen Generalstreiks gegen den
Krieg von einzelnen Gruppen der BergarbeiterinL"rnätionale in nicht
zustimmendem Sinne beantwortet wurde, m Erwägung, daß durch
die Anwendung eines solchen Beschlusses der ungeheureliche Krieg
von 1911—1918 hätte vermieden werden können, beschließt aus
diesem Grunde und um die Wiederkehr eines jojche» Verbrechens,


Beuthen, 22. Aug. Die Nacht vom 21. zum 22. August
ist überall ruhig verlaufen. Die Ortschaften rings um Beruhen- sind
fast ausnahmslos in bei Hand bewaffneter Polen, stellenweise tre-
ten auch Leute in polnischer Uniform aus. In Kattowitz ist eben
falls alles ruhig. Der Belagerungszustand wird von den
Franzosen streng bu-rchgeführt. Die Meldung von einem polnischen
Einbruch in dl« Stabt and der wilden Flucht der deutschen Einwöh
ner entbehvt jeder Grundlage. Die Ortschaften um Kattvwitz stich
nach wie vor in polnischer Hand. In Myslowitz ist polnisches Mi-
litär eingetrvffen.
Gleiwitz, 22. Aug. Aus den von den Polen b^etzten Ge-
bieten der Kreise Kattawrtz und Beuchen sind im Laufe des Sams-
tags 500 Flüchtftnge hier eingetroffen; 400 Flüchtlinge wu-öoen heute
nachmittag nach Konarzin weiteibefördert, wo der Verband heimat-
treuer Oberschlester für die Unterbringung der Flüchtlinge sorgt
Inzwischen treffen neue Flüchtlinge aus dem Kresse Plesz ein, die
ebenfalls nach Konarzin, nachdem sie in Gieiwitz gesammelt sind,
befördert werden.
Kattvwitz, 22. Aug. Gestern nachmittag wurde der
Sicherheitspolizei von den französischen Behörden der Befehl er-
teilt, die Kasernen nicht eher zu verlassen, bis ein schriftlicher Be-
fehl des Generals Graeier vvrliege. As Grund wird die Tatsache
angegeben, baß den Gefangenen der ersten Hundertschaften in Mys-
lowitz, über 100 Beamte, die Uniformen von den Polen weggenom-
men-woöden find und die biese für sich verwandten. Um einmn Miß
brauch und Verwechslungen vorzubeugon, ist ber Befehl ergangen.
Die Sicherheitspolizei ist tatsächlich seit gestern vom Straß«rdienst
in Kattvwitz ausgeschaltet.
Katts witz, 22. Aug. Eine Abordnung der Führer der
deutschen Parteien sprach am Samstag bei General Graeier
und Oberst Blanchard vor und trugen die schwere Sorge ber deut-
schen Bevölkerung vor. Sw forderten die Wiederherstellung des
Re ch t sz u st a nd e s. Die Vertreter der interalliierten Kommis-
sion machten, laut „Ostdeutscher Morgenpost", die bindende Zu-
sage, baß -die Entwaffnung in don Aufstandsgebieten burchgeführt
werde. Der Belagerungszustand über Kattowitz -wird wieher nuf-
gehoben, sobald bic Ruhe wiederhergestellt ist. Die Sicherheit soll
von den Deutschen und Polen wahvgenommen werden.

Ultimatum der Polen an General Le Rond.
Neun Punkte— sonst Generalstreik!
Beuthen, 22. Aug. Die Polen rufen zum Allge-
meinausftand im ganzen Industriegebiet auf, der in den
Bergbetrieben zum Teil eingetreten ist. Heute vormittag
find polnischerserts der Interalliierten Kommission folgende
Forderungen vorgetragen worden:
1. Beseitigung der Sicherheitsrvehr.
2. Entfernung aller in den letzten zwei Jahren Zuge-
zogenen, ohne Rücksicht darauf, ob es Polen oder Deutsche
sind.
3. Errichtung einer Selbstverwaltung und von Ver-
waltungsbehörden, die aus Oberschlesiern oder solchen Nicht-
überschlesiern gebildet sind, die seit mehr als 20 Jahren
ununterbrochen hier wohnen.
4. Verhaftung und Aburteilung aller an den letzten
Vorgängen Beteiligten.
8. Entschädigung aller mißhandelten Polen.
6. Die Stadt Kattowitz soll dem polnischen Abstim-
mungskommissariat sofort vier Bureaus zur Verfügung
stellen.
7. Aus den Vorräten der deutschen Druckereien ist die
„Gazetta Ludowa" und „Gazetta Robotnicza" sofort in
Betrieb zu setzen.
8. Entfernung aller Direktoren und Beamten, die für
den alldeutschen (?) Ausstand Stimmung gemacht haben.
9. Besetzung der Elektrizitäts- und Wasserwerke usw.
durch die öffentlichen Behörden.
Werden diese Bedingungen nicht angenommen, soll der
Allgemeinausstand sofort beginnen.
Die polnische Presse bezeichnet die Lage als sehr ernst.
Nach Mitteilungen der polnischen Presse hat die Interalli-
ierte Kommission die schärfsten Maßnahmen angeordnet, um
die Ordnung wiederherzustellen. Alle Schuldigen sollen in
Haft genommen und summarisch vor dem Kriegsgericht ab-
geurteilt werden.
Beuthen, 23. Aug. Die Fvrberungen ber polnischen pMr-
schew Verbände mrb Gewerkschaften liegen nunmehr den Enkertte-
bchörben schriftlich vor. Zu den Herms gemeldeten Fvrberuirgrn
kommt, nach neu hinzu: Bestrafung berienigen Mannschaften der
Sichecheitsvolizci, die aktiv an den Ausschreitungen beteiligt ge-
rvesen sind und hie festgenvmmencn Polen -an Mr Bevölkerung aus-
üeliefert haben, bezw. den Pöbel nicht hinderten die Polen zu miss-
bandeln und toZuschlägen. Sofortige Entfernung ber Sicherheits-
polizei aus Kattowitz, neue Zusammensetzung der Gerichte, Grün-
bung einer aus Oberschlesiern beider Nationalitäten bestehenden
Burzerwehr für das ganze Adstimnuingsgebiet, Auferlegung einer
Kvntributivn auf hie Stabt Kattowitz in ungefähr ber Höhe bes
den Polen angerichteten Schaden und zwar innerhalb 6 Tagen,
Bezahlung der Feierschichtx-N an bie Bergarbeiter, bie anläßlich ber
aeutschcn Ausschreitungen in Kattowitz bie Arbeit aus Protest nie-
derlegten. Als erste Feierschicht soll der 19. August gelten. Wie

die „Oberschlesssche Grenz^eittmg" in einer Sonderausgabe am
Sonntag mittelst, wäre Ke Sicherheits-Polizei in Kattowitz aus
Kattvwitz abtransportiert: worben. Hierzu werden wir von zustän-
diger Seite zu folgender Mitteilung ermächtigt: Die Meldung ber
Oberschlesischen Erenzzeitung" entspricht m keiner Weise den Tat-
sachen.
Protest der deutschen Regierung.
Berlin 23. Aug. (Priv.-Tel.) Wie wir von zuständiger
Seite erfahren, bereitet bie deutsche Regierung eine Note vor, i
ber sie gegen die von ber Entente erhobenen Verbächtigun
gen protestiert, nach denen bie beuksche Regierung an -d-c
Unruhen in Kattvwitz nicht unschuldig ist. Zugleich verlangt d.
Regierung, bre interalliierte Kommission in Ober
schl-esten solle die ihr durch den Friebensvertrag obliegende Ausgab
eines Treuhänders in unparteiischer und energischer Wesse
auch den Polen gegenüber durchführe,

Der Krieg im Osten.
Die Russen nicht mutlos.
Berlin, 23. Aug. Ein Moskauer Funkspruch gibt einer
Kopenhagener Meldung zufolge eine Rede Trvhkys wieder
die dieser in Minsk soeben vor den Sowjets gehakten hat uitt
in ber er trotz der gegenwärtigen Mißerfolge unverkennbare Zuver-
sicht zur Schau trägt:
Unsere Truppen mußten vor Warschau mit ihrem Vormarsch
einhaiten. Dadurch wirb aber 'der Gang der Ereignisse ir
keiner Weise geändert. Die polnische Front -besteht gegen
würdig aus zwei Teilen, nämlich aus einem militärischen unb einen
diplomatischen unb besitzt in Warschau und Minsk j-
eüsen Mittelpunkt. Die VerhaMiungen in Minsk sind von außer
orbeMicher WichtigkM, ba sie sich unter dem Einfluß einer große:
Arbeiterbewegung abspielen. Großbritannien mache gc
genwärtig eine Krise durch, wie es keine zweite in bei Weltgeschichte
gäbe, ba sich -die -Arbeiterschaft in dm Gang ber Dinge einzumische:
wußte.
Was die Frage des Generals Wrangel anlangt, so habe
Rußland einstweilen seinen Vormarsch zulassen müssen, aber hast
werbe er einen Stoß erhalten, ber seine Weiterbewegung unmvgliä
machen werde. Ueber das Schicksal und bie Zukunft ber russischer
Republik entscheide man nicht in der Krim, sondern an ber polni
schen Front.
Das Vordringen der Polen.
Amsterdam, 22. Aug. Nach einer Londoner Meldun
entwickelt sich die polnische Gegenoffensive so erfolgreich
daß in gewissen politischen Kreisen bereits Besorgnis geäußert
wird, daß die Polen zu weit gehen. Lord d' Abernon und
Jusserand begaben sich von Posen nach Warschau, um mi'
General Weuyand, Hessen Ansichten jetzt in Polen massgebend
sind, über sie Möglichkeit der Festsetzung der äußersten
Grenzen des polnischen Vormarsches zu sprechen. Marschall
Fach, der zweifellos der Urheber des strategischen Planes
ist, soll, wie verlautet, gegen einen weiteren Vormarsch auf
russisches Gebiet sein, ebenso wie er gegen einen früheren
Vormarsch gegen Kiew gewesen ist. Er ist der Meinung,
daß die Polen sich daraus beschränken müssen, das etnographisch e
Polen von den roten Truppen zu säubern.
Königsberg, 23. Aug. Die Polen haben Mlawa
und die Gegend nördlich von Trzasmysk und südlich von
Ostrolenka erreich;. In dein Grenzabschnitt Janow-Flamm-
berg fanden gestern und heute andauernd Ueberschreitungen
von Teilen der 4. bolschewistischen Armee statt. Bisher
wurden 1600 Mann entwaffnet. Das polnische Zentrum
nähert sich der Eisenbahn Ostrolenka-Bialistok. Im Vor-
marsch auf Bialistok überschritten die polnischen Truppen
den Narew bei Bransk und südwestlich von Biolsk, Bol-
schewistische Angriffe aufBreft-Litowsk und bei Grubenschow
wurden abgewiesen. Grubenschow wurde genonrmen. Der
bolschewistische Vormarsch auf Lemberg erreichte die Gegend
östlich und südöstlich der Stadt.
Moskau, 22. Aug. Im Abschnitt Plonsk und Ciechanow
dauern die hartnäckigen Kämpfe an. Im Abschnitt Warschau
kämpfen unsere Truppen westlich der Linie Wyskow-Stanis-
lawa. Im Abschnitt Brsst-Litowsk sind Kämpfe westlich des
Bug im Gange. Im Abschnitt Lemberg entwicklen unsere
Truppen den Vormarsch und haben nach der Besetzung d.s
Fleckens Glonfony kämpfend die Ortschaften östlich und
südöstlich von Lemberg erreicht. Sie machten 300 Gefangene
und erbeuteten 20 Geschütze.
Im Abschnitt von Tarnopol und Buczacz haben unsere
Truppen den Strypafluß überschritten und gehen kämpfend
in westlicher Richtung vor. An der Kampffront besetzten
unsere Truppen im Abschnitt von Orechow nach hartnäcki-
gen Kämpfen die Station der Ortschaft Wassiljewska und
erbeuteten einen Zug mit Verstärkungen. An der Kaukasus-
Front, an der Küste des Azowschen Meeres landeten feind-
liche Truppen bei der? Siedlung Achryswzja. Unsere Trup-
pen, die ihnen entgegengesandt wurden, haben den Kampf
ausgenommen.
 
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