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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 121 - Nr. 130 (28. Mai - 9. Juni)
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Ginsheim, Eppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxberg

Bezugspreis: Monatlich einsthl. Trägorlohn 3.S0 Ml. Anzeigenpreise:
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TauberSifchofsheim und Wertheim.
Heidstzbers, GamsLag, LS. Mai 4S20
Br. -122 » 2. Jahrgang

Verantwort!.: Für innereu. äußerepolitik/Dolkswirtschaftu.Feuilleton: Or.
E.Kraus: für Kommunales u. soziale Rundschau: I.Kahm für Lokales:
O.Geibelr für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämtlich in Heidelösrg
Druck und Verlag der llnterbadischen Derlagsanstalt G. m. b.H., Heidelberg
. Geschäftsstelle: Schröderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaftion 2648.

Ein Schiedsgericht zwischen den Organisationen
der Aerzte und Krankenkassen.
Berlin, 28. Mai. Das in dem Streit zwischen den Orga-
nisationen der Aerzte und Krankenkassen vom Reichsarbeitsmwi-
sterium angeregt« Einigung samt ist nunmehr gebildet. Es
besteht aus dem früheren llnIerslaatssekretSr Wirkl. Geh. Rat Dr
Caspar als Vorsitzenden und den Ministerialräten Dr. Ha-
nl e l vom Reichsministerium des Innern und Dr. Sitzler vom
Rei'chsarbeitsministerinm als amtlichen Beisitzern, sowie aus je fünf
weiteren Beisitzern der Aerzte- und K ra n! en ka s s«n - Ver-
ba » d e n. Di« Verhandlungen beginnen am 31. Mai, vormittags
11 Uhr tm Reichsarbeitsminsterium. Vorweg soll «in Kreis von
Fragen bestimmt werden, auf den sich die Verhandlungen erstrecken
spllen, sowie di« Befugnisse des Einigungsamtcs, insbesondere seine
chwarge Befugnis, beim Nichtzustandekommen einer Einigung einen
G ch i e d ss p r u ch zu fällen. Es wird angenommen, daß die Ver-
handlungen auch noch den Dienstag in Anspruch nehmen.
Eine Gemeinheit der Franzosen
Frankfurt, 28. Mai. (Priv.-T«l. N. B. L.-Ztg.) Am
Arettag, den 27. Mai, gegen 2 Uhr nachmittags landeten in einem
Motorboot „Elisabeth Barbara" von Kostheim ein Offizier und
etwa 3S Mann «'ne» sranzöskschen Infanterieregiments und ein Ma-
trose in der zum Kreise St. Goarshausen gehörigen Stadt Caub
die im unbesetzten Gebiete des deutschen Reiches liegt. Die
widerrechtlich gelandete Grupp« versammelte sich am Blücher-
Denkmal, wo der Offizier ein« Rede hielt, die von den Mann-
chaften sichtbar freudig ausgenommen worden ist; 'sie klang aus in
»er Aufforderung, das Denkmal durch Urinieren zu b e -
chmutzen. Der Offizier ging in dieser Tätigkeit seinen
Mannschast«n voran.
Der Vorfall haft« ein« Menschenansammlung zur
Holge und nur dem ruhigen und besonnen«» Eingrei-
fe n z w e i e r W a ch t m e Ist e r ist es zu danken, daß das heraus-
fordernde Verhalten der Soldaten und ihres Führers nicht zu
blutigen 8 us a m m e n st ö ß e n mit dem Volk« führte. Die
berechtigte Empörung des Publikums envidcrte der französische
Offizier durch Drohungen mit dem schußfertigen Revolver und
indem er einzelnen Personen mit der Reitpeitsche unter der Nase
herumfuchtelte. Beim Abfahren über den Rhein rief dieser Herr
der Menge «uch noch „Schweinebande" zu.
Polen ruft Frankreichs Hilfe an.
B a srl, 28. Mai. (Priv.-Tel. d. N. B. L.-Ztg.) Das „Petit
Journal" meldet: Die polnische Regierung richtete an Frankreich
«N Telegramm, das den E r n st d e r L a g e der polnischen Ar-
mee mitteilt und um Entsendung namhafter französischer
Hikfstruppen ersucht, da sonst die Gefahr einer voll i-
gen militärischen Niederlage bestehe. Millerand
hatte bereits am Mittwoch eine längere Besprechung mit
dem polnischen Botschafter in Paris.

Die britische Arbeiterdelegation in Ungarn.
Wien, W. Mai. Seitens der Delegation der briti-
schen Arbeiter ist der Korrespondenz Hertzog eine Erklärung
zugegangen, worin es heißt: Die Pressemeldung, daß die
britische Arbeiterdelegation ihre Arbeiten abgeschlossen und
festgestellt habe, daß es einen weißen Terror in Ungarn
nicht gebe, ist vollständig unwahr.
Der Frontbund.
Berlin, 29. Mai. Der „Vorwärts" bringt Mit-
chilunßen über den sogenannten Frontbund, der in Berlin
werbetätig ist. Aus dem Geld, das er von schwerindu-
strieller Seite erhalte, bekomme er auch Spenden von einer
großen Anzahl Hamburger und Bremer Großkaufleute.
Auch das Unternehmen des Hauptmanns Schmutz springe
helfend ein. Die Tatsache, daß gerade Erhardt-Offiziere
die Führer des neuen Frontbundes seien, begründe jegliches
Mißtrauen.
Deutschlands Schulden und fein Vermögen.
Das Mißverhältnis der Ententeforderung zur Leistungs-
fähigkeit Deutschlands kann man sich, wie das „Berl. Tagebl."
schreibt, klar machen, wenn man sich überlegt, welchen Wert
der deutsche Grund und Boden besitzt. Bor dem Kriege
wurde er auf 40 Milliarden Goldmark veranschlagt. Jetzt
ist ein großer Teil dem deutschen Reichs verloren/der Bö-
den ausgesaugt und kann erst nach mühevollster langjähriger
Arbeit wieder ertragsfähig gemacht werden. Aufgrund einer
Unterredung mit dem Reichsfinanzminister will das genante
Blatt sagen können, daß der Wert des heute land- und
forstwirtschaftlich benutzten Bodens kaum noch 25 Milliarden
Goldmark ausmache. Die Lasten, die Deutschland auferlegt
sind, sind aber um ein vielfaches größer.
Der amerikanische Senat lehnt das Mandat
über Armenien ab.
Washington, W. Mai. (Reuter). Wilsons Vorschlag,
wonach Amerika das Mandat über Armenien über-
nehmen solle, wurde vom Senatsausschuß für auswärtige
Angeleaenheiten mit 11:4 Stimmen aboelehnt.

WWn dkl UMII
Wenn wir uns di« Mühe machen wollten, uns mit all den
verlogenen Wahldemagvgien auseinanherzufetzen
welche hie „Bad. Post", das Organ der (nativnal)liberalen Volks-
partei ihren Lesern täglich vorzufetzen wagt — Has Niveau, auf
dem diese Demagogie steht, ist ein trauriges Zeichen für die Reife
der geistigen Elite Heidelbergs, der man so etwas vorzusetzen wagt
- so würden acht Seiten täglich nicht ausreichen, um all das den
objektiven Tatsachen gemäß zurückzuweifen, was da zulammenge-
'ogen wird. Getreu der von ihrem verehrten Führer Stresemann
ausgegebenen Parole haut die „Bad. Post" dabei vor all«m auf
der Sozialdemokratie herum, denn «s ist ja das oberste Ziel dieser
Herrschaften, einen Ordnungsölvck aller rechtsstehende« Bürger-
kreise zu bilden gegen alles, was auch nur nach Sozialismus riecht.
Daß man daher auf der Redaktion der „Bad. Post" von Marxis-
mus und wissenschaftlichem Sozialismus, von Sozialisierung und
Planwirtschaft und all diesen Dingen keine blaffe Ahnung hat, tut
ja nichts zur Sach«; schämt man sich doch auch nicht, unsere „Volks-
zeitung" wiederholt als „unabhängiges" Organ anzusprechen —
damit es den liberalen Professoren und Profefforsgattinnen ja recht
gruselig vor uns werden soll —, trotzdem wir bei jeder Gelegenheit
den scharfen programmatischen Strich nach links ebenso ziehen wie
den nach recht». Aber was der Mensch eben braucht, muß er doch
haben. Wir wollen aber doch wenigstens einig« der hochtrabenden
liberalen Phrasen etwas niedriger hängen.
1. Deutschliberale und Deutschnationale.
Die „Bad. Post" nimmt es uns sehr übel, daß wir bei unserem
Kampf gegen rechts stets die deutschnativnale und liberale Volks-
partei in einem Atemzug nennen und sie ohne Unterschied einfach
als Reaktionsparteien bekämpfen; dabei bestehe doch ein nicht zu
übersehender wesentliche: Unterschied zwischen den Beiden. Nun
müssen wir allerdings zugestehen, daß selbst wenn wir mit dem Mi-
kroskop arbeiten, wir keinen Unterschied zwischen Helfferichianern
und Stresemannianern entdecken können; höchstens den, daß dort
noch etwas mehr adlige Großagrarier und hier mehr schwerindw
strielles Großkapital steht; aber hinsichtlich der republikanisch-demo-
kratisch-sozialen Eegenwartsbewsgung sind sie doch beide gleich re-
aktionär, und das ist sthließlich bas Entscheidende.
Nun geht es aber nicht nur uns so — daß wir nämlich keinen
bedeutsamen Unterschied erkennen können —, sondern sogar bedeu-
tenden Führern dieser Parteien selbst. Ein Beweis dafür sind
die Ausführungen, die darüber der deutschnationale Reichstagskan-
didat Dühringer am Donnerstag abend in der Stadthalle ge-
macht hat. Dühringer, der im großen ganzen sehr sachlich und
wenig demagogisch sprach — bezeichnete er sich doch als „milde
Nummer" — führte etwa folgendes aus:
Die Deutfchnationalen und die Deutschliberalen haben in der
Nationalversammlung Schulter an Schulter eng zusammengearbeitet.
Wiederholt sind Versuche zu.einer Einigung gemacht worden; fast
ausschließlich persönliche Gründe sind die Ursache dafür gewesen, daß
es zu keiner Einigung kam. Dis beiden Parteien sind doch in ihrem
Programm gar nicht so sehr geschieden, ja — man höre und staune!
— die Unterschiede sind nicht einmal so groß, als diejenigen zwischen
dem rechten und linken Flügel ein und derselben Fraktion! Es gibt
überhaupt keinen Unterschied mehr zwischen konservativ und liberal;
die Deutschnationalen sind die Sammelpartei für alles, was rechts
vom „Berliner Tageblatt" und der „Frankfurter Zeitung" steht,
d. h. eben für alle, deren Leibspeise die „Süddeutsche Zei-
t u n g" und die „Badische Po st" ist.
Nun, damit hat uns Herr Dühringer in dankenswerter Weise
den Beweis dafür geliefert, wie recht wir haben, wenn wir keinen
Unterschied machen zwischen Deutschliberal und Deutschnational,
wenn wir beide Parteien als aus gesprochen reaktionäre Opposi-
tionsparteien bekänrpfen. Nachdem das einmal hier in Heidewerg
von einem autorisierten Vertreter der Rechten in aller Deutlichkeit
ausgesprochen worden ist, wird sich niemand mehr von noch so
schönen Phrasen der „Bad. Post" Sand in di« Augen streuen lassen.
2. Die liberale Volkspartei — eine großangelegte Partei.
Andauernd faselt die „Badisch« Post" davon, daß ihre
liberale Völkspartei die Partei des schaffenden Bürgertums, des
Mittelstandes, des pflichttreuen Beamtentums, des soliden Teils
der Arbeiter und Angestellten sei. Und das wagt diese Partei zu
behaupten angesichts der Tatsache, daß Herr Stinnes auf der Reichs-
liste dieser Partei an — wie sie wohl hofft — aussichtsreicher Stelle
steht! Wer ist denn dieser Stinnes? Meist ist er nur
bekannt als „harmloser" Bergwerksbesitzer; in Wirklichkeit zahlt er
nicht nur einen großen Teil der Schwerindustrie zu seinem Besitz,
sondern auch eine beträchtliche Zahl von Kohlenhandelsverbänden,
mehrere Papierfabriken, eine Einfuhrgesellschaft, Reedereien, eines
der vornehmsten Berliner Hotels, neuerdings auch die Automobil-
fährst Loeb; Stinnes ist in einer großen Zahl von Aktiengesellschaf-
ten, auch Banken, persönlich oder durch seine Sachwalter, vertreten.
Heute noch können sich selbst Behörden dem Einfluß dieses Mannes
nicht ganz entziehen. Zeitung um Zeitung, Buchverlag um Buch-
verlag kauft Stinnes auf und er wird nicht eher ruhen, bis er nicht
nur die ganze großkapitalistisch« Industrie, sondern auch die ganze
öffentliche Meinung unter seinen Hut gebracht hat. D i es e r H e r r
Stinnes, Kapitalist in Reinkultur, der heute schon in seinem
Generaldirektor Vögel er von der Deutschen Volkspariei einön
eigenen Abgeordneten in der Nationalversammlung hat, repräsen-
tiert auf der Neichsliste den wahren Geist der Deutschliberalen
Volkspariei:
Es ist der Geist der großkapitalistischen Schwerindustrie, -er
Ausbeutung des arbeitenden Volkes, Ker Geist des Annexionis-
mus und des Alldeulschtums, der uns in das gegenwärtige Elen-
gebracht hat.

BMUllkl HM. PM
Einige nackte Tatsachen sollen -um Beweis her an gezogen wer-
ben. Die Schwerindustrie bewies, daß sie keine Minute davor
zurückschreckte, die Notlage des deutschen Volkes rücksichtslos für den
eigen«» Geldbeutel auNubeuien. Gleich zu Beginn des Krieges
setzte der Stahlwerk sverdand seins Preise auf der ganzen Linie um
5 Mk. pro Tonne hinauf, noch ehe die geringste Veranlassung dazu
vvrlag. Für Martin-Granatstahl wurden von der Reichsregierung
wohl in Unkenntnis der Selbstkosten 280 Mk. pro Tonne genehmigt,
während die Selbstkosten einschließlich eines angemessenen Gewin-
nes höchstens 180 Mk. gerechtfertigt hätten. Als ein Referent im
Kriegsministerium auf Grund seiner Kenntnis der Eisen- und Stahl-
erzeugung den schreienden Widerspruch erkannt« und abhelfen wollt»,
wurde von der Schwerindustrie ein« planmäßige Hetze gegen ihn in
Szene gesetzt, bis er „flog". Gleich nachher wurden neu« unerhörte
Preiserhöhungen bewilligt. An die Stelle jenes Dahongejagten trat
ins Krkegsminffterkum ein direkter Beauftragter der Schwerindustrie,
der Direktor der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft, Mit-
glied des Aufsschtsrats des Krefelder Stahlwerks.
Angesichte dieser Tatsachen loggt es heute »ine Partei, die
Vertreter dieser schwerindustriellen Kamarilla auf ihrer Liste hdk,
für die Korruption der Kriegsaefellschaften und den Zusammenbruch
der Kriegswirtschaft die Revolution, die Mchrheitsparteien verant-
wortsich zu machen! Pfui Teittel.
Aber die Sippschaft der Herren Stinnes, Thyssen und Kon-
sorten leistete sich noch ganz andere Schandtaten. Durch ihre Aus-
fuhrpolitik hat sie bas deutsche Volk an seine Feind» verraten. Be-
deutende Mengen an Eisen und Stahl gingen während des Krieges
in das neutrale Ausland; die Ausfuhr ging aus schudder Eigensucht
weit über das im Kriegsinteresse notwendige Maß hinaus; das
Ausland bezahlte eben bed e u t e nd h ö h e r e P r eise, als man
im Inland erhalten konnte. Riesengewinne wurden dabei erzielt.
Ja, man schämte sich nicht, dringend notwendige Schienenwalzungen
für dir Front e'nzustkklen und statt dessen Ausfuhrausträge, die
großen Gewinn brachten, abzuwalzen.
Das fluchwürdigste aber an dem Export des deusschen Stahls
ist die Tatsache, -aß während des Krieges deutsches Eise» »ick» deut-
scher Stahl Eingang in feindliche Länder fand und damit ihrer
Kriegführung zugute kam.
Die Profitgier der Schwerindustrie ^verhindert« während des
Krieges eine Steigerung der Produktion von Eisen und Stahl durch
Inbetriebsetzung der in Feindesland eroberten Werke. M« veran-
laßte die Zwangsdeportafton der belgischen Arbeiter, den Abbruch
der französischen und belgischen Werke, den wir jetzt so ftrrchtbar
teuer büßen müssen. Auch nach dem Kriege hat die Schwerindustrie
diese fluchwürdige Ausbeutung des eigenen Volkes fortgesetzt, so baß
heute selbst ein Großindustrieller wie W a l t e r R a t h e n a u von
der „Diktatur der Schwerindustrie" sprechen kann.
Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand aller Wäh-
ler und Wählerinnen und fragen sie:
Wie kann eine Partei, welche hervorragende Vertreter dieser
großkapitalistischen Ausbeutungskamarilla zu ihren Kandidaten
zählt, sich als Partei -es Mittelstandes, des Beamtentums und der
„soliden" Arbeiterschaft ausspielen? — Dabei ist solid natürlich -je
Arbeiterschaft, die nicht gegen den Stachel des Großkapitals löckt!
— Wie kann eine solche Parisi und ibr Organ, die „Back'. Post",
von Klassenversöhnung, Arbeitsgemeinschaft und Wirtschastssrieden
reden?
Alles ist Heuchelei uich eitle Lüge! So redet man vor der
Wahl, nachher beutet man das Volk weiter aus.
Hand- und Kopfarbeiter! Angestellte, Beamte und Bauern!
zeigt am 6. Juni, daß Ihr das Lügengewebe der Liberalen durch-
schaut habt. Der
Wahltag muß Zahltag jein.
Darum wählt sozialdemokratisch!
die Lifte, die beginnt mit dem Namen
Oskar Geck, Mannheim.
" s *
Als willkommene Ergänzung zu unseren obigen Ausführungen
lesen wir gestern im „H eidelberger L a ge blal t":
Eine ausfallende Erscheinung,
auf die im Interesse der 'politischen Reinlichkeit einmal hmgewwsen
werden muß, ist die g e w a l t i g e Z e i t u n g s r ekl a m e, die die
Deutsche (liberale) Volkspartei entfaltet. Keine poli-
tische Partei in Baden bringt Wahlinserate von solche: Fülle und
solcher Größe, wie die Deutsche Volkspartei, die ihren Liberalismus
verschämt in Klammern führt. Zu den Versammluugsinse^aten. tue
meist erheblich größer sind als diejenigen anderer Parteien, kommen
noch Wahlaufrufe und programmatische Erklärungen, die ähnliche
Kundgebungen anderer Parteien an Größe ganz erheblich über-
treffen. Angesichts dieser Feststellung ist wohl die bescheidene An-
frage gestattet: w o h e r st a m m t d a sv i e i e G e l d d e r D e u t-
schien (liberalen) Volkspartei? Aus Baden gewiß
nickt; denn hier hat die Partei bis jetzt kaum noch irgendwelche
nennenswerte Organisationen, die doch in erster Linie das Geld auf-
bringen müssen, besessen. Auch die frühere nationalliberale Partei
Badens, deren Erbe ja di« Volkspartei angeblich vertreten will. Hel
niemals so in Geld geschwommen, als jetzt die Herr«» Curtiutz
und seine Parteigenossen mit ihrer riesigen! Reklame-
trommel. Das Geld stammt also kaum a-us unserem Land«, sondern
strömt aus einer norddeutschen Quelle, zur politischen Aufklärung
unserer badischen Bevölkerung. Als der Deutschen (liberalen) Volks-
Partei vor kurzem von der demokratischen Parteipreffe unter Angabe
genauester Zahlen vorgerechnet wurde, baß sie lediglich ein von
wenigen großen Interessenverbänden gespeistes Parteigebilde sei
(der Name Stinnes, des Totengräbers der unabhängigen -«"ssA"
Presse, auf ihrer Reichsliste und der seines Schwiegersohnes Turnus
 
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