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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 151 - Nr. 160 (3. Juli - 14. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44127#0324
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Tageszeitung für die Werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, (Lppmgen, Sberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxberg

Tauberbischofsheim und Wertheim.


Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn S.— Mk. Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile (36 mm breit) SV Pfg., Reklame-Anzeigen
(l'Z mm breit) 2.20 Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmittel-Anzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschäftsstunden: 8 - '/,tz uhr. Sprechstunden der Redaktion: 11 —12 llhr.
postscheckkontoKarlsruye Nr. 22Z77. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Freitag, 9. Juli -1929
Nr. 156 2. Jahrgang

Verantwort!.: Für innereu. äußerepolit!k,Dolkswirtschastu. Feuilleton: Or.
E.Kraus: für Kommunales u. soziale Rundschau: F. Kahn: für Lokales:
O. Geibel; für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämtlich in Heidelberg
Druck und Verlag der Unterbadischen Derlagsanstalt G.m.b.H., Heidelberg
Geschäftsstelle: Schröderstraße ZS.
Fernsprecher: Anzeigen-Annabme 2573, Redaktion 2S4S.



Lik Mm« iil N
Noch keine Einigung in der Entwaffnungs-
frage. — Weitere Vertagung.
Die heutige Sitzung der Konsevenz wurde nachmittags Uhr
m Schlöffe de la Preneuse eröffnet. Lloyd George teilte im
Namen der Alliierter» mit, daß, sofern Deutschland sofort
zur Entwaffnung der Einwohnerwehren und der
Sicherheitspolizei schreite, ihm für die Herabsetzung -er
Heeresstärke auf 100 000 Mann eine Frist von 6 Monaten zugebil-
ligt worden sei. Die Herabsetzung des Heeres habe in zwei Raten,
dis zum 1. Oktober 1920 aus 150 000 Mann und bis zum 1. Januar
1921 auf 100 000 Mann stattzufinden.
Minister Dr. Simons betonte, daß eine so bedingte Fristver-
längerung eine einseitige Auslage der Entente darstellen würde,
nicht Lin Abkommen unter den verhandelnden Parteien.
Lloyd George betonte, daß die Alliierten darauf bestän-
den, -atz »vir das Protokoll für diese Abmachungen annehmen.
Demgegenüber erklärte Minister Dr. Simons, das; wir das nicht
tun könnten, ohne vorhere eingehend über die Angelegenheit beraten
zu haben.
Die Konferenz wurde darauf um 5 Uhr nachuvittags auf F r e i-
lag mittag 11 Uhr vertagt. Die Mitglieder der deuffchen
Delegation sind fofort nach -er Rückkehr von der Konferenz zu einer
Besprechung zusammengetreten.
Spa, 8. 9uli. (W.B.) Der oberste interalliierte Rat ver-
sammeLe sich heute vormittag um 11 Uhr in der Villa de la Pro-
neuss zur Entgegennahme des Berichts der militärischen Experten
über die Entwaffnungsvorschläge, wie sie gestern von der deutschen
Delegation gema tchwurden. Um 12 Uhrm ittag trafen die deut-
schen Delegierten ihrerseits in der Villa ein, auf welchen Zeitpunkt
sic gestern eingeladen worden waren. Der Vorsitzende de la Croix
ließ sie wißen, daß die Sitzung der 'Konferenz auf 3 Uhr mittags
vertagt worden sei, um es 'den Alliierten zu ermöglichen, ihre Be-
ralungcn fortzusehsn. Die deutschen Delegierten zogen sich darauf
zurück.
Rach der Abfahrt der deutschen Delegierten wurden die Be-
ratungen unter den Alliierten fortgesetzt, um zu einer Verständigung
über die Schriften und die Bedingungen zu kommen, die Deutsch-
land für die Vernichtung des Materials und die Herabsetzung der
Truppendeftände gestellt werden sollen. Die Experten, unter denen
Frankreich durch General Rollet und Deutschland durch General
von Seeckt vertreten waren, berieten gestern lange zur Vergleichung
der vom deutschen Generalstab und den den beiden alliierten Dele-
gierten eingebrachten Zahlen über das zu vernichtende ober auszu-
liefernde Material. Es erfolgte eine Einigung in dem Sinne, daß
die Zerstörung von 14 000 Geschützen, 5000 Maschinengewehren
und 750 000 Handwaffen als erfolgt anerkannt wird. Dagegen
weigerten sich die Alliierten, den- deutschen Ziffern bezüglich des
noch zu- vernichtenden Materials zuzustimmen, 'da man fortwährend
noch weitere Vorräte aufdecke. Man weiß so, daß mindestens die
Hälfte des deutschen Materials noch nicht zerstört ist.
Das Entwaffnungsabkommen.
Spa, 8. Juli. Der Wortlaut der endgültigen Beschlüsse der Alliisr-
.en in der Entwassnunasfrage, den die deutsche Delegation bis Freitag
vormittag l-<11 unterzeichnen soll, lautet:
1. Deutschland schreitet unverzüglich zur Entwaffnung der Einwoh-
ner- und Sicherheitswehr.
2. Deutschland erläßt eine Bekanntmachung, in welcher sosortige Ab-
lieferung aller im Privatbesitz befindlichen Waffen unter Androhung
wirksamer Strafen verlangt wird. Für den Fall, daß die Regierung in
den gesetzlichen Bestimmungen nicht genügende Unterlagen hat, sollen ge-
setzgeberische Maßnahmen getroffen werden, welche Aus diesem Gebiete
die Vollmachten der Regierung erweitert.
8. Deutschland wird unverzüglich alle Maßnahmen ergreifen, die er-
forderlich sind, den obligatorischen Militärdienst abzufckaffen und die Ar-
mee aus der Grundlage der langfristigen Anwerbung, wie sie im Frie-
d rnsvertrage vorgesehen ist, zu organistenen.
l. Deutschland liefert den Alliierten zur Zerstörung aus und hilft
ihnen bei der Zerstörung: alle Waffen sowie sämtliches Heeres-
material, das sich in deutschem Besitz befindet und die in dem Friedens-
wrttagr vorgesehene Menge überschreitet.
Dagegen erklären sich die Alliierten damit einverstanden, daß die
Frist der Verminderung der Reichswehr verlängert werden soll, daß der
Bestand am 1. IN. 19SV 15V NNN und am 1. 1. 1921 INN NNO Mann be-
tragen wird.
Auch soll die deutsche Regierung in der neutralen Zone bis zum
1. 10. diejenigen Streitkräfte unterhalten dürsen, deren Zahl der inter-
alliierte militärische lleberwachungsausschuß bekannlgeden wirb.
Die Alliierten haben ferner zugesagt, Maßnahmen zur Unterbindung
des Waffenschmuggels aus dem besetzten ins unbesetzte Gebiet zu ergrei-
fen. Wenn die Bedingungen der Vereinbarung nicht loyal ausgeführt
werden, würden die Alliierten zur Besetzung neuer Teile Deutschlands
schreiten und erst an dein Tage wieder räumen, an dem alle Bedingungen
der Vereinbarung erfüllt sind.
Blätterstimmen zu der gestrigen Sitzung in Spa.
Dis Blätter sehen die Wendung, welche die Verhandlungen in-Spa
benommen haben, als sehr ernst an: Das „Berl. Tageöl." meint,
»das Diktat sei in einer unerhört scharfen Form erfolgt. Mit der Nicht-
unterzeichnung würde sich Deutschland in eine sehr schwere Gefahr be-
geben, denn es müßte alsdann mil dem Verlust des Ruhrgebiets gerech-
net-werden." Der „V o-r w ä rts betrachtet „als hem schwersten Teil
uer Forderung die Entwaffnung der Sicherheitspolizei. So schwer aber
auch diese Verpflichtungen feien, so dürsten doch die Konferenz an ihnen

nicht scheitern." — Die „Deutsche Tageszeitung" sagt: „daß
die feindlichen Vertreter große Eile hätten. -Ein« eisige Behandlung der,
deutschen Lebensfragen in Spa laufe aber den deutschen Interesten durch-
aus zuwider. — Der „Berl. Lok. - An z." erblickt in den vorgelegten
Forderungen im Zusammenhang mit den angedrohten -Strasmaßnahmen
eine Wiederholung der Diktatur von Versailles."
Die Frage der Wiedergutmachung.
Paris, 8. Juli. (Wolff.) Wie Portinax im „Echo de Paris"
mitteilt, wird die Hauptfrage, die der Wiedergutmachung, erst am Freitag
oder Samstag in S-pa zur Verhandlung gelangen. Einige Blätter glau-
ben, daß die Beratungen Ende dieser Woche zu Ende gehen -werden, daß
jedoch weitere Beratungen folgen werden. Man spreche von Beratungen
in Ostende und in London über Einzeffragen.
Stimmungsberichte.
Spa, 8. Juli. (W.B.) Das Wetter ist plötzlich schön
geworden, wenn auch der Himmel voller Wolken ist, so
besteht doch noch die Hoffnung, daß sich die Sonne siegreich
durchsetzen wird. Auch in politischer Hinsicht scheint es
ähnlich zu sein. Die ungeheure Spannung, die vor der
gestrigen Konferenz wie ein Alpdruck auf allen lag, ist,
nachdem der gestrige Tag vorüber, doch im großen und
ganzen gewichen. Die gestrige Konferenz hat sich schon in
viel freieren und verbindlicheren Formen abgespielt als die
erstere. Lloyd George, der etwas später als die deutschen
Delegierten kam, tauschte mit dem deutschen Reichskanzler
einen Gruß aus. Die Straße, in denen die wieder ge-
trockneten Flaggen aller Nationen luftig flattern, wird von
zahlreichen Fußgängern, Neugierigen und hier weilenden
Kurgästen belebt. Sie alle lenken ihre Schritte nach dem
herrlichen Park de la Preneuse, wo heute mittag um 12 Uhr
die Entscheidung der Alliierten über den deutschen Vorschlag
in der Entwaffnungsfrage und in der Frage der Herab-
setzung der deutschen Heeresstärke erteilt werden soll. In
den Delegationen fanden seit dem frü^u Morgen überall
Beratungen statt. Die deutschen Minister beraten beim
Reichskanzler. Die ministeriellen Sachverständigen sind
an der Arbeit, ihre Berichte fertigzustellen, die in einer
Sitzung der allierten Delegationen vorgelegt werden sollen,
die um 11 Uhr vormittags im Schlosse de la Preneuse
stattfinden wird.
Spa, 8. Juli. (W.B.) Der Vertagung der Konferenz
von heute mittag auf heute nachmittag erregte natürlich
zunächst eine gewisse Sensation, die sich aber bald löste, als
man aus den Kreisen der Delegierten erfuhr, daß die Fort-
setzung der Beratung lediglich um ein paar Stunden ver-
schoben worden sei, um eine fruchtbare Beendigung der
Vorbesprechungen zu ermöglichen. Die Zeit wurde mit
Erörterungen über die gestrige Sitzung ansgefüllt.
Auch die französische Presse scheint von ihren Lands-
leuten recht eindrucksvolle Mitteilungen darüber empfangen
zu haben. Die Herren mußten über jedes Bescheid, was
besprochen worden war und namentlich die Zwischen-
bemerkungen Lloyd Georges und die Antwort des Reichs-
ministers Simon gaben sie ziemlich übereinstimmend aus
dem Gedächtnis wieder. Der Zwischenfall soll auf alle
Zuhörer einen starken Eindruck gemacht haben, der sich in
der Genauigkeit widerspiegelt, mit der heute die Sätze
zitiert wurden. Die deutschen Delegierten sind heute stark
in Anspruch genommen. Jede Chance, an das Telephon
zu gelangen, muß wahrgenommen werden, da mit dem
Telegraphen so gut wie gar nichts anzufangen ist. Aber
auch das Telephon läßt fast alles zu wünschen übrig.
Die deutsche Entwaffnung vor der französischen
Kammer.
Paris, 8. Juli. (Wolff.) In der gestrigen Sitzung
des Kammerausschusses für auswärtige Angelegenheiten hat
Andre Tardieu einen Bericht über die Entwaffnung Deutsch-
lands erstattet. Er kommt zu dem Schluß, daß es notwendig
sei, die militärischen Klauseln des Friedensvertrages von
Versailles strikte durchführen zu lassen. Der Bericht wurde
von dem Ausschuß einstimmig gebilligt.
Die Niederlage Polen«.
Kopenhagen, 8. Juli. Nach einem Warschauer Tele-
gramm besagt der letzte polnische Heeresbericht: Gestern
begann der erste Teil der seit langem geplanten bolschewistischen
Offensive. Die bolschewistische Kavallerie unterbrach die
Eisenbahnlinie Kiew-Kowel. Südöstlich Dobrinsk griffen
die Bolschewisten bei Ostrog an. Werter südlich ist die
Lage unverändert. Wie der Warschauer Korrespondent der
Berlingske Tidende von gut unterrichteter Seite erfahren
haben will, kann jeden Augenblick das Eingreifen der
Westmächte zugunsten Polens erwartet werden.
Berlin, 8. Juli. (Privat-Telegr.) Wie die „Tägliche
Rundschau" aus Breslau meldet, berichten zahlreiche in
Oberschlesien eintreffende Flüchtlinge Einzelheiten über die
Auflösung des polnischen Heeres. Der dortigen polnischen
Kreise habe sich eine große Bestürzung bemächtigt. Es
finde ein Sturm auf die polnischen Banken statt, um die
dort niedergelegten Kavitalien möalichst schnell abzuhsben.

t

An dar badische Volk!
Karlsruhe, 8. Juli.
Dem unterzeichnete» Ausschuß war vom Landtag -er Auftrag er-
teilt, die Fragen des Abbaues der Zwangswirtschaft zu beraten. Die von
ihm kn dieser Richtung gefaßten Beschlüsse sind durch die Presse bereits
bekannt geworden. An dem gestrigen Tay hat der L chndtlatz dem
Ausschuß die neue Aufgabe überwiesen, Mittel und Wege zu suchen, um
die zurzeit aus eine unerträgliche Höhie gestiegenen Preise In Handel, In-
dustrie, Gewerbe und Landwirtschaft, sowie in der Folge auch die Löhne
und Gehälter auf ein vernünftiges Matz zurückzusühren. Der Stadtrat
in Karlsruhe hat bereits beschloßen, die Preise für die von ihm an den
Markt zu bringenden Lebensmittel um 39 Prozent zu ermäßigen. Einen
gleichen Preisabschlag haben in der Verhandlungen mit dem Stadtrat
die Vertreter des Karlsruher Einzelhandels zugesagt. Es darf angenommne
werden, daß ändere Stätdte diesem Beispiel folgen. Der Ausschuß em-
pfiehlt, sich überall durch sreie Vereinbarungen zwischen Erzeu-
gern, Handel und Verbrauchern zu verständigen.
Bei der Wichtigkeit der landwirtschaftlichen Erzeugnisse für die Er-
nährung der Bevölkerung wendet sich der Ausschuß insbesondere an die
badischen Landwirte mit dem Appell, auch ihrerseits an den Preisen
der von ihnen zu liefernden Lebensmittel eine angemessene Ermäßigung
cintrelen zu lassen. Um der Landwirtschaft dies zu ermöglichen, müßen
auch die Bedarfartikel der Landwirtschaft sofort eine Preissenkung erfah-
ren, insbesondere die von den Dreschmafchinenbesitzern geforderten über-
höhen Kosten für das Ausbreschen des Getreides auf das notwendige
Maß zu beschränken. Ebenso müssen die für die Landwirtschaft arbeiten-
den Handwerker und Gewerbctrekbeniden ein Verbilligung ihrer Leistungen
eintreten laßen. Bei der Regelung der Löhne für landwirtschaftliche
Dienstboten und Arbeiter sind die besonderen Verhältnisse der badischen
Landwirtschaft zu berücksichtigen.
Eine Heraösehu g der Löhne und Gehälter für Arbeiter, An-
gestellte und Beamte muß folgen, sobald die Ermäßigung der Preise für
die lebensnvtwendigcn Bedarfsartikel bies möglich macht und rechtfertigt.
Verehrte Landsleute! Die Gefahr des Bürgerkrieges schwebt stän-
dig über dem Haupte des deutschen Volkes. Not und Elend zehren an
seinem Mark. Der völlige Zusammenbruch unseres staatlichen und wirt-
schaftlichen Daseins droht. Die Stärkung des Willens zur Arbeit ist für
alle Volksschichten Gebot und heiligste Pflicht. Währt Rulhv und
Ordnung und laßt Euch nicht durch gewissenlose Hetzer zu Unbeson-
nenheiten reizen, die den Abbau der Preise nur stören und den gute»
Willen der Verkäufer gefäkrden und verscheuchen.
Karlsruhe, 8. Juli 192V.
Badischer Landtag:
Der Ausschuß für den Abbau der Zwangswirtschaft.
Dr. Zehnter, Vorsitzender. Frau Fischer. Hertle. Heurich. M üer-
Heidelberg. Martzloss. Neck. Schön. Wcishaupt.

Ausland.
Das Internationale Arbeitsbüro.
Basel, 7. Juli. Die Übersiedlung des internationalen
Arbeitsbüros nach Genf wird endgültig am 10. Juli
erfolgen. Wie die „Neue Züricher Zeitung" mitteilt, wird
das Büro zwei Abteilungen umfassen, von denen die
erste sich mit der diplomatischen Arbeit, d. h. mit den Be-
ziehungen zwischen den Regierungen der einzelnen Länder
befassen wird. Die zweite Abteilung wird wieder in mehrere
Unterabteilungen geteilt. Die eine Abteilung wird die
Arbeiterfragen in allen Ländern behandeln, eine andere
wird sich mit der Arbeitslosigkeit und der Abwanderung
befassen. Ferner wird es eine Abteilung für soziale Ver-
sicherung, eine für das Genossenschaftswesen und eine mari-
time Abteilung geben. Außerdem wird eine Abteilung alle
auf den Bolschewismus bezüglichen Fragen studieren. Sie
hat schon einen umfangreichen Bericht vorbereitet, der dem-
nächst gedruckt wird. Der Verwaltungsrat setzt sich aus den
Delegierten der Regierungen, der Arbeitgeber und der
Arbeitnehmer zusammen.
Die französischen Sozialisten gegen die Moskauer«
Basel, 7. Juli. In der Sitzung des Nationalrats der
französischen sozialistischen Partei kam es bei der Beratung
über die Teilnahme Cachins und Frossards am Kon-
greß der dritten Internationale in Moskau Hu einer leb-
haften Debatte zwischen den gemäßigten Sozialisten und den
Anhängern Longuets. Renaudel machte die Extremisten
für den Mißerfolg der letzten Streiks verantwortlich und
brachte eine Reihe Anklagen gegen sie vor. Er verlangte
schließlich, daß jetzt eine positivere Politik getrieben
werde. In der Abstimmung nahm der Rat nnt 2874
Stimmen gegen 1331 Stimmen die Erklärung der
gemäßigten Sozialisten gegenüber der bolschewistische«
Motion an.
Zusammenbruch der Türken.
Paris, 8. Juli. (Wolff.) Wie dem „Echo de Paris"
gemeldet wird, soll Veniselos gestern den Mitgliedern des
Obersten Rats in Spa initgeteilt haben, das Vorgehen der
griechischen Armee sei vollständig von Erfolg gekrönt. Die
Streitkräfte Mustapha Kemal Vaschas seien gebrochen.
 
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