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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 191 - Nr. 200 (19. August - 30. August)
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LoHeszekiung für die werktätige Bevölkerung der Amtsrerirks Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppmgen, Eberbach, Mosbach, Buchen, Mtzelsheim, Borberg
Tauberbischofsheim und Wertheim.


»««iasprcis: Monailich einW. Trägcrlohn 5.— Mk. Anzeigenpreise
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Hei-elberg, Samstag, 28. Augusi ^920
Nr. ^99 * 2. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u. Süßere Politik, Volkswirtschaft und Feuilleton
Z. Ä.: I.Kahm für Kommunales u. soziale Rundschau: Z.Kahnrfiir
Lok :O. Ge i b elr für die Anzeigen: H. H offm an n, sämil. in Heidelberg
Druck und Verlag der Unterbadiichen Derlagsanstalt G. m.b.H., Heidelberg
Geschäftsstelle: Schröderstraße ZS.
Fernsprecher: An,eig«l-«»»<chmr 2673, Redaktion 2648.

Vor neuem Kriege?
Don H e i n r i ch St röb ei. *)
Die Hundstage des Icchres 1980 herben eine verzweifelte
Aehnkichkeit mit denen des UngWojechres 1914. Wie sich 'bam°als
der österreichisch-serbische Konflikt zu dem Welter zufammenballt«,
das ganz Europa vecheerte, s-o kraut sich setzt durch den russisch-
pviwschen Krieg ein unheilvolles Gewv« zusammen, das den HM
zersEr-en Kontingent von neuem in Brauch setzen kann. Und wie
vor sechs Jahren scheinen die Bokker blindlings ins Verdeiden hin-
eintauNeln zu wollen. Während genau wie dan-ais rückksichtslvf«
Konflkksschürer uni Werk sinh, -uin eine Verständigung zu hinter-
tr-eiben, Haden die Massen leine Ahnung von den Ungeheuerlich-
ketten, das die europäische Menschheit bedroht. Der Reichstag ist
vertagt, die Minister und Politiker sind in Ferien^ die Parteien
liegen in trägem Halbschlaf. EM das so weitergehen, dis der zün-
dende Wetterstrahl sie aus ihrer Lethargie schreckt?
Man wird mich der Uedertrestxmg bezichtigen. Der Reichstag
sei zwar vertagt, aber der Ausschutz siirs Auswärtige werde dem-
nächst zusammentreten. Und der Minister des Aeuheren weile zwar
in der Schweiz, verfolge aber gerade dort sorgfältig die Entwick-
lung der Dinge. Außerdem aber habe 'boch Deutschland feine
strikte Neutralität proklamiert, um sich nicht in neue Kriogshanidel
verstricken zu lassen. So fei alles getan, was in Meitschenikräften
liege, und wenn sich dennoch die Gegenkräfte ais stärker erwiesen
und Deutschland wider seinen Willen in den Malstrom der Ereig-
nisse hineingerissen werde, so sei das Schuld der anderen und die
Duck« eines übermächtigen Schicksals.
Leider liegen die Dinge nicht so. Denn leider sind — nicht
nur im Ausland, sondern bei uns selbst — vornehmlich die Kräfte
rastlos tätig, die neuen Weltkrieg, neuen Bürgerkrieg zu entfesseln
trachten, nicht aber auch die Kräfte, die Demokratie und Sozialis-
mus für die Sicherung des Weltfriedens, für die Verbreitung des
Gnnchßatzcs eniwickeln sollten, daß alle VMerstreitiFeiten nur noch
durch friedliche Mittel zu schlichten sind.
Die Bedeutung des internationalen proletarischen Llederein-
kommess, irirurle! arilittrifch; LnkiWtzung Polens und des Ge-
nerals Wrang«! zu duften, kann nicht hoch genug veranschlagt wer-
den, aber seine Durchführung allein schützt uns noch lange nicht
vor einer neuen Katastrophe. Denn es genügt nicht, sich der Poli-
tik militärischer, imperialistischer Abenteuer zu widersetzen» sondern
«an muß zugleich mit veVer Klarheit und mit äußerster Energic
eine positiv sozialistische Friedenspolitik verfechten, wenn man die
Anschläge der Machtpolitiker unschädlich machen will. Von einer
solchen Politik ist aber leider in Deutschland noch sehr wenig zu
verspür«».
Dafür entfalten die Anhänger der alten rücksichtslosen Macht-
politik um so leidenschaftlicheren Eifer. Unsere Militaristen uni
Nationalisten fiebern Taz und Nacht in Rrvanchegedanikn. Nicht
di« Erhaltung -der Neutralität, di« Sicherung des Friedens für
Deutschland ist ihr Ziel, sondern die machtpolmsche, militaristische
Fruktisizierung des russisch-polnischen Kriegs. Revidiert di« En-
tente schleunigst den Frisdensvertrag und schließt sie mit der deut-
schen Reakrion einen Pakt, so sind unsere Militaristen bereit, an
Pol«»» Stelle den Bolschewismus niederMverfen; überwiegt jedoch
Frankreichs und Englands Furcht vor dem deutschen Neumilitäris-
mus, so hegen unsere Offizier« und Stridenten auch kein Bedenken,
sich als Nationalbokschewisten zu markieren und zrmächst einmal
mit den Sowjettiuppen zeg-en Polen und die Entente zu schlagen
— mit Hilfe der siegreichen Truppen glauben dann die Ludendorff
und Brussilow auch einmal mit BvlschewiEi und Sozialdemokraten
fertig werden zu können! Vorläufig setzen die Nationaldoüschewi-
sten alles an die Entfachung des natioualWchen Furors. Je mchz
sich die Leidenschaften der Massen «Hitzen und sich, wie setzt in
Oberschlesien, in Akten der Empörung entladen, desto größer ist di«
Aussicht, daß auch der französische Militarismus vollends die
Herrschaft über die Nerven verliert und sich zu der Verzweiflungs-
aktion einer Besetzung des Ruhrreviers und SiWeukschlands hin-
reißen läßt. Das wäre aber der Augenblick, um die deutsch« VSlks-
seele zum Kochen zu bringen und das Waffenbündnis mit Sowjet-
rußland durchzusetzen!
Was dann soügen würde, hat Mar Cohen kürzlich schon aus-
«inaiKergefetzt. Deutschland wäre dann seines Kohlenreviers be-
raubt, für das die oberschlrsischr Kohle auch nicht entfernt einen Er-
satz zu dielen vermöchte. Aber auch Rußland könnte keinerlei Er-
satz liefern, da seine Gruben im D»nezg«biet sich in ähnlich verwü-
stetem Zustande befinden, wie das zerstörte französische 'Kohkn-
gebiet. Nicht einmal mit Holz würbe Rußland auchelfen können,
vermag es aus Mangel an 'Eifenbahnmaterial doch mcht einmal
seine eigenen Großstädte mit Brennholz zu veofchen. Welche Zu-
stästde aber müßten sich entwickeln, wenn unsere Industrie iahm-
geleqt würde, wenn die Zahl der Arbeiksivsen Millionen und Aber-
millionen betrüge, wenn durch die rapid gesteigerte Notenausgabe
das Geld vollends entwertet würbe und russisches Gelb auch über
DeuHchüand hereinbräche! Di« fozialrevoiurionären Erschütterun-
gen und Verzwciftungsc^sbrüche der encrmen Industrie- und
Stadtbevölkerung die nicht wie in Rußland auf dem platten Lande
Unterschlupf fände, waren gar nicht auszul enken. Entweder bekä-
men wir dann einen kannibaiifchcn Krieg Aller gegen Alle oder
eine Militärbiftatur, die mir unerhörter Brutalität jede innere
Zuckung nicberhie'lte und die BerMeistung der Massen/dadurch be-
täubte, daß sie sie zu Millionen zur Schtachtbaük eines neuen, noch
wahnwitzigeren Weltkriegs schleppte! Möglich, -daß dieser Aus-
bruch nationalistischen Raserei sich schließlich auch furchtbar an
Frankreich rächte, aber welchen Gewinn hätte davon das zehnfach
ruinierte deutsche Volk, das letzten Endes doch wieder unter d-em.
weißen Terror verblutende deutsche Proletariat?
Man sollte meinen, baß gerade die LinksWalisten die Gefahr

*) Diesen Aufsatz entnehmen wir dem „Vorwärts"^und ist seit lan-
gen I«bren wieder die erste Mitarbeit Heinrich Ströbels am „Vorwärts".


Breslau, 27. Aug. Nach eitler imposanten Kund-
gebung sämtlicher bürgerlicher Parteien in Breslau gegen
den polnischen Aufstand in Oberschlesien, die nach-
mittags 6 Uhr auf dem Schloßplatz stattfand, marschierte
dem Berl. Tagebl. zufolge eins tausendköpfige Mengs von
Nationalisten zur Neuen Gasse, erstürmte dort das pol-
nischeKonsulat, demolierte das Inventar und warf
Kästen und Druckschriften auf das Straßenpflaster. Das
gleiche geschah mit dem französischen Konsulat. Auch
hatte eine Volksmenge versucht, in das Hotel „Monopol"
einzudringen, in welchem man Franzosen vermutete. Dann
zog die Menge nach dem Hotel „Vier Jahreszeiten" und
dem Hotel „Fürstenhof". Beide Hotels, in denen Offi-
ziere der Interalliierten Kommission wohnen sollten, wurden
erstürmt und viel Mobilar und Schriftstücke auf die Straße
geworfen. Zum Schluß demonstrierte man gegen dis nach
Breslau geflüchteten Ostjuden. Viele der Demonstranten,
meist jugendliche Leute, waren mit Gummiknüppeln
bewaffnet. Die sozialdemokratische Partei hatte es abgelehnt,
sich an der Kundgebung auf dem Schloßplatz zu beteiligen.
Berlin, 27. Aug. Die Nationalzeitung teilt mit, daß
der Regierungspräsident von Breslau zur Interalliierten
mmission begab und sein Bedauern über die Vorgänge
ausgesprochen hat. Die Interalliierte Kommission hat eine
strenge Untersuchung der Vorfälle verlangt. Die antipolni-
fchen und antifranzösischen Kundgebungen haben sich bis
heute mittag nicht wiederholt. Für heute abend befürchtet
man jedoch neue Unruhen, da die Mehcheitssozialistsn, Un-
abhängigen und Kommunisten auf dem Schlossplatz eine
Versammlung abhalten werden. Die Sicherheitspolizei hat
ausreichende Vorsichtsmaßregeln getroffen. Da die Bres-
lauer Polizeitruppen zu schwach sind, sind von auswärts
Verstärkungen herangezogen worden. Das polnische und
französische Konsulat sind in weitestem Umfange abgesperrt.
Breslau, 27. Aug. Der kommissarische Oberprastdent
von Niederschlesien erließ folgenden Aufruf!
An die Einwohner Breslaus: Im Anschluß an die
gestrige Demonstrationsversammlung auf dem Schloßplatz
haben unverantwortliche Elemente das polnische und das
französische Konsulat gestürmt und beschädigt, und weiter in
verschiedenen Stadtteilen versucht, jüdische Geschäfte zu
plündern sowie fremdländische Offiziere zu belästigen. Diese
Vorgänge sind geeignet, der Reichsregierung außerordentliche
Schwierigkeiten zu bereiten. Ich bitte die Einwohner
Breslaus dringend, solche und ähnliche Ausschreitungen zu
verhindern. Es sind Vorkehrungen getroffen, um das Leben
und das. Eigentum zu schützen sowie Ausschreitungen nach-
drücklich zu unterdrücken
Unveränderte Lage.
Kütrowitz, 28. Aug. Die Lage in Oüsrschlssten ist
Mch den an amtlichen Stellen vorliegenden Nachrichten
ziemlich unverändert. Im Kreise Rybnik ist durch
das Eingreifen der Italiener eine Besserung eingetreten.
Dagegen hat sich der Aufstand auf die Kreise Groß-Strelitz,
Oppeln und Gleiwitz, ausgedehnt.

Der Krieg im Ostern
Bom russisch-polnischen Kriegsschauplatz?
Moskau, 27. Ang. (Durch Funkspruch.) Russischer
Hoeresbcnckt vom 26. Aug.:
Westfrvn t: Abschnitt: Brsst-Vitowsk: Unsre Truppen känr-
vfsn hartnäckig um ben Besitz bes Festungsgürtels von Bresi-
L:e»wSk. 'Abschnitt Lemberg: Hartnäckige Kämpfe mit wechfökfei-
üsem Erfolge.
Krimfrvnt: Abschnitt Cherson: Unsre Truppen 'drängten
r cn Gegner erneut zurück und machten Gefangene. AbfchM Ore-
chrw: Hartnäckige Kämpfe mit beträchtlichen feindlichen Kavallerie-
llreitkräften.
Posen, 27. Aug. (Durch Funkspruch.) Operationsbericht
des polnischen Generafftabes vom 26. August:
Nordfront: Im Abschnitt der 1. und 5. Armee ist die Lao«
Mseräudert. Bei der Säuberung bes Gebietes westlicher Lime
Mlawa-Chiechcmcw wurden wiederum 2000 Bolschewisten gefan-
gen genommen
v 3 ent rumsfront: Im Abschnitt der Stadt Leman be-
enden sich noch einige taufend Bolschewisten aller 'Waffengattun-
gen, welche unter unsrem Drucke sich hartnäckig verteidigend zur
ocutzchen Grenze zurückweichen mußten. Es wurde festgestellt, daß
>n einem Abschnitt unsre Abteilungen aus zwei Batterien und Ma-
chmengewchren beschossen wurden, 'die sich auf deutschem Boden
befanden (!?). Auf ber Chaussee Kolmon-Michinez stich unser 57.
^i'-kanterie-Regiment auf starke feindliche Abteilungen und erbeutete
"ach einem erbitterten Kampfe sechs Geschütze, zehn Mafchinenge-
wchre, eine Fahne und die Kanzlei ber 10. bokschowistischen Kaval-
imsdivision. Abteilungen der 3. 'Legionärdivisisn Überraschte nach

einem Ausfall aus Kobrin ben Feind, welcher verschiedene Einhei-
ten konzentrierte zersprengten ihn, machten 1100 Gefangene, bar-
unter den ganzen Mab ber 11. Sowjotbivision und erbeuteten vier
Geschütze und zwölf Maschinengewehre. Gestern haben unsere
Truppen Kcajeoo besetzt.
Südfrort: Oestlich von Lemberg im Abschnitt von Zado-
worze find hartnäckige Kämpfe im Gange.
Die belgische Regierung beabsichtigt die
Munitrons- und Truppentransporte für Polen
zu genehmigen.
Brüssel, 27. Aug. Ein Mitglied der Regierung er-
klärte einem Redakteur des Blattes „Libre Belgique", daß
angesichts der augenblicklichen Sachlage die Regierung binnen
kurzem die Munitions- und Truppentransporte für Polen
genehmigen werde.
Erleichterte Friedensmöglichkeiten.
London, 27. Aug. Der Aktionsrat drückte in einem
Telegramm an Llosyd George seine Befriedigung über
den Beschluß der Sowjetregierung aus, der nach Ansicht
des Aktionsrates alle Schwierigkeiten für einen russisch-
polnischen Frieden aus dem Wege räumt. Ferner wird
in dem Telegramm die englische Regierung aufgefordert,
die gesamten Bedingungen zu veröffentlichen, unter denen
sie bereit sei, mit Rußland Frieden zu schließen.
Amsterdam, 27. Aug. Dis englische Presse ist im
LllghmeRLn der Ansicht, daß die Note Tschitscherins über
die Rücknahme der Bedingung über die Ardeitermiliz ein
bezeichnendes Beispiel für die bolschewistische Propaganda
bilde. Es sei im übrigen schwierig zu sägen, wie eine ver-
nünftige Regelung der Dinge erreicht werden könne, ohne
eine allgemeine Konferenz über die osteuropäische Frage
emzuberufen, wie sie Lloyd George ursprünglich vorgeschlagen
habe. Trotzdem ist man der Meinung, daß die Friedens-
ausstchten infolge des russischen Rückzuges besser geworden
seien.
Line polnische Erklärung zur FrieibsnsdeMlschaft.
W a r s ch 2 u, 27. Aug. (Durch FuMpruch.) Die p 0 l Ni-
sche Regierung veröffentlicht eine Erklärung, in ber es heißt,
daß ber Sieg ber polnischen Armee an ber Haltung ber polnischen
Regierung in 'der Friedens frage nichts geändert habe. Der Ent-
schluß der polnischen Regierung, eine gerechte Lösung bes Zwistes
mit der bosschewkstifchen Regierung herbeizuführen, ist niemals er-
schüttert worden. Wir führen keinen Krieg gegen die russische Na-
tion. Wir haben es nie getan. Wir wünschen keineswegs uns
fremdes Land anzueignen; wir sinb im Gegenteil der Ansicht, baß
die freunbschöstlichen Beziehungen zur russischen Nation eine her
Grundlagen für einen dauerhaften Frieden in Osteuropa bilben.
Unsre Friedensbemühungen müssen aber vergeblich bleiben, wenn
di« Verbindung der polnischen Regierung mit ihrer Abordnung in
Minsk durch technische Schwierigkeiten des Funkenverkehrs und ber
Kuriewerbindung gestört wird. Die polnische Regierung muß ver-
langen, baß die Schwierigkeiten der Verständigung mit ihrer M-
ordnung in Minsk ohne Verzug behoben -werden. Denn nur eine
ungestörte und regelmäßige Verbindung mit unserer Abordnung
kann allein die Bedingungen schaffen, die zu einem befriedigenden
Ergebnis der Verhandlungen führen.
Ein amerikanischer Vorschlag an Polen.
Berlin, 27. Aug. Ein Telegramm aus Washington
besagt nach einer Pariser Meldung der B.Z.:
Das Staatsdepartement bestätigt, daß am 21. August
eine Note nach Polen abgegangen sei, in der ei,re offizielle
Erklärung der polnischen Regierung angeregt wird, wonach
Polen jeden Angriff auf die territoriale Unverletzbarkeit
Rußlands aufgebe und es sein Wunsch sei, innerhalb der
durch den Versailler Friedensvertrag festgesetzten
Grenzen zu bleiben.
Die polnische Regierung hat versichert, daß die ameri-
kanischen Wünsche respektiert werden sollen und daß die
polnischen Armsen es nicht versuchen werden, ihre Gegen-
offensive in einen Angriffskrieg zu verwandeln.
NerrtralitätsSruch in Danzig.
Berlin, 27. Aug. Wie die Danziger Zeitung meldet
ist ein Geschwader von vier kleinen englischen Panzettkreuzern
in Begleitung von einigen Hilfsschiffen in die Danziger
Bucht eingefahren und ankert gegenwärtig auf der Reede
unmittelbar vor Neufahrwasser. Einer der Panzer führt
die britische Admiralsflagge im Top. Im Hafen liegen
zwei weitere englische Kriegsschiffe, sowie zwei französische
Panzerkreuzer.
Paris, 27. Aug. Der Timeskorrespondent berichtet
ans Danzig, daß sich die Entladung'der Munition,
welche durch französische Matrosen vorgenommen wird, bis-
her ohne Zwischenfall vollzogen hat
 
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