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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (2) — 1920

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Nr. 151 - Nr. 160 (3. Juli - 14. Juli)
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Tageszeitung für die werttötige Bevölkerung -er Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Ginsheim, Eppingen, Sberbach, Mosbach, Buche«, Adelsheim, Boxberg
Tauberbifchofsheim und Wertheim.

Heidelberg, Montag, 12. Juli 1920
Br. ISS * 2. Jahrgang

> ln Heidelberg
>. H., Heidelberg

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E. Krau», für Kommunale» u. sozial« Rundschau: Z.Kabnr für Lokale»
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Stinnes und Hue vor den Alliierten.

Der6. TagderKonferenz.
Spa, 10. Juli. Di« heutige Sitzung der Konferenz wurde
«m halb 11 Uhr eröffnet. Minister Dr. Simons erklärte,
daß er den Alliierten nicht das Recht zu den beabsichtigten Maß-
nahmen zugesteh«» könne, da eine böswillige Unterlassung Deutsch-
lands bei der Nichteinhaltung der Kohlenlteferung nicht vvrliege.
Die deutsche Regierung habe beabsichtigt, in der mit der ganzen
Wiedergutmachiurgssrage in Zusammenhang sichenden Kohlenfrage
bestimmte Pläne vorzulegen, welche den berechtigten Ansprüchen und
insbesondere denen Frankreichs Rechnung tragen. Er hätte es für
zweckmäßig gchalten, wenn die ganze Frage von einer Sachverstän-
digenkommission geprüft würde, neben der Deutschland noch drei
andere Kommissionen Vorschlägen wollte, eine für die technische
Frage der industriellen Leistungen an die Alliierten, die zweite
für die Frage des Wieder ausbaues der zerstörten Gebiete
und die dritte für die Wirtschaftsträger und die Finan-
Licrungder deutschen Sach- und Arbeitsleistungen wie der inter-
nationalen Geldfrage überhaupt. Die Kohlensrage sei von allen
Fragen die wichtigste. Sie könne nur im EinverstäWnis mit den
Bergarbeitern und den Bergwerksbesitzern gelöst werden. Er bäte
daher darum, die anwesenden Vertreter dieser beiden Gruppen zu
Worte kommen zu lassen. Sie sprächen nicht im Namen der Regie-
rung, sondern das, was sie hier sagten, sei ihre persönliche Ansicht
und die Ansicht derer, di« sie vertreten.
Hugo Stinnes ergriff darauf das Wort und führte im
einzelnen äns, was bereits geschehen sek, um die Förderung der
Kohle» zu erhöhen und was zur weiteren Erhöhung der Förderung
noch in Aussicht genommen sei. Er wandte sich in scharfer und ein-
drucksvoller Weste gegen die Drohung, daß die Entente bei Nicht-
ersullung b«r von ihr gestellten BsdirrgmM» ins Ruhrgebiet ein-
marschieren würde. Sie würde dann keineswegs eine vermehrte
Förderung erhalten, sondern die Folge würde sofort ein wesentliches
Herabsinken der FörderungsMer sein. Die Bedingungen des Berg-
baues seien ohnehin durch die Bestimmungen des gestern abgeschlos-
senen militärischen Abkommens äußerst erschwert, da.es nur unter
erheblicher Unruhe möglich sein werde, die einzelnen Punkte Mr
Durchführung zu bringe».
Ms Vertreter der Bergarbeiter erklärte Hu e, daß die deutsche
Bergarbesterschaft, obwohl entkräftet durch die langjährige Hunger-
blockad«, lmd unter ungünstigen Morlalitätsverhältnissen leb«, sich
entschlossen habe, die Mehrheitsleistung von Kohlen, die in erster
Linie Frankreich zugute komme, durch Leistung von Urberschichten
M erfüllen. Die Arbeiterschaft stöbe aber, wie die Frankreichs, Eng-
lands und Amerikas, auf dem Standpunkt, baß das erstrebenswerte
Ziel dir Sechsstundenfchicht sei.' Die ganze Kohlenfrage fei eine
internationale Frage, die nur durch internationale Abma-
chungen gelöst werden könne. Die Vertreter der deutschen Arbeiter-
schaft seien gern nach Spa gekommen, um an dieser internationalen
Aufgabe mitzuarbeiten. Die Alliierten sollten aber nicht glauben,
baß die Diplomaten am grünen Tisch irgendetwas festhalten könn-
ten, wenn dl« Arbeiter nicht bereit wären, es auszuführen. Er hoffe,
baß die Alliierten ihnen Gelegenheit geben würden, in einer Sach-
berstättdigenkommifsion in nähere Besprechungen einzutreten.
Dir Sitzung wurde darauf aus halb 5 Uhr nachmittags vertagt.

Unter dem Eindruck der deutschen
Ausführungen.
Spa, 11. Iu-li. Die in der gestrigen Vormittagssthrmg ge-
-"«! renen. bereits Mannten Reden des Rsichsmin-ffters Simons,
wwie der Herren -S t i n n e s und H u e scheinen ihren E i n d r u ck
! cht verfehlt zu haben. Die Kvhlenfachleute nahmen .unter-
einander FWung. Ihre bisherigen Verhandlungen verlaufen an-
iweinenh zufriedenstellend. Die Erörterungen in der Kv-H-
x dauern fort: sie weiden in d«r heute nachmittag stattfinden-
den ltolffttzuug ein« besonders Rolle spielen.
gestrige Na chm i tt a g ssi tz u n g beschäftigte sich
zum ersten Male mit 'den Finanzfragen und mit der Frage des
- " > „ a uf!b ani s. Der Ton der Verhandlungen ließ nichts
zu wünschen übrig. Im Anschluß an die Vollsitzung sanden gestern
abend und beute Sonntag früh Verhandlungen der einzelnen Res-
sorts statt. Vormittags wurde sine Kabinettssitzung ab-
Schalten.

Der 6. Tag der Konferenz. — Die Nachmittagssitzung.
Entgegenkommen Miüerands. — Der deutsche
Wredergutmachungsplan.
Spa, 10. Iuft. Bei Eröffnung der Samslagsnachmittags-
^-tzung ergriff zunächst M i l l e r a n d das Wort. Er erklärte aus
Ausführungen der deutschen Sachverständigen in der Vormit-
ASchikung. mit Rücksicht daraus, daß sie nicht sie verantwortlichen
^pvecher Deustchlanos seien, nicht eingehen, sondern sich auf idie
-arfegung der amtlichen Vertreter ber Reicksrcgicrung be°
Münk» zu wollen. Deutschland Heide die Kohlcnlieferungen, zu
snen es verpflichtet sei, nicht erfüllt, sondern willkürlich vermindert.
Entente habe das Recht, von Artikel 18 Anhang 2 des Frie-
l-k^'^rags Gebrauch zu machen. Sie begnüge sich aber mit den
für die Zukunft. Millerattb gab darauf die Erklärmrg
bi« Tragweite in hem Beschluß des von den Alliierten
tzÄi tz en Prioritätsrechts Frankreichs, ln der ge-
mimen deutschen LGHlenförden'.ng, wobei er versicherte, daß Deutsch-
Eigener Bedarf gerecht bemessen und seine Bevölkerung cms-
ccynw mtt Ledrnsnüttetn versorgt werden solle.

Gleichzeitig erklärte er, baß dte Entente bereit sei, ihre Sach-
verständigen sofort mit den deutschen Sachverständigen zu-
sammentreten zu lassen, um den deutschen Kohlenförderungsplan zu
prüfen. Der fvanMische Minister schloß mit 'der Versicherung, dcch
Frankreich von keinerlei Racheaesühl gegen das deutsche
VoK beseelt sei, sondern den Wunsch heg«, daß Deutschlands
wirtschaftliche Kraft im Interesse ganz Europas fein« alte Höhe er-
reiche, sofern es nur seine ÄerpWchtungen einilvse, und daß die
beiderseitigen Beziehungen sich so friedlich wie mi-r möglich gestalten
möchten.
Darauf traten die beiderseitigen Sachverständigen so-
fort zur Prüfung des deutschen Kohlenfördernngsprogram-ms zu
sa mmen. ,
Dann ergriff Reichsminister Dr. Simons das Wort. Er
betonte nach einem Dank für di« freundlichen Worte Mille-
rands, daß die Entente, ehe sie im Falle von Verletzungen des
Fviedensoertrags zu 'den vorgesehenen Strafmaißnahmen greise,
bKligerweise die deutsche Regierung auffordern muffe, die Vertrags
Verletzungen ei nzu st el l e n. Dr. Simons erklärte alsdann, daß
der von der deutschen Regierung entworfen« K o hl en b e wi r t °
schaftungsplan mit Rücksicht auf die von den Alliierten ge-
faßten Beschlüsse abgeändert weiden müffr und deshalb erst
Montag früh, wenn möglich aber schon Sonntag abend, vovgelegt
werden würde.
Ferner kündigte Dr. Simon» für Montag die Vorlegung des
Planes ftir die Ausführung«« der Meberauttnachungen an und be-
merkte dazu, daß der Plan zunächst di« finanzielle Gesamtleistung
Deutschlands umfass«, sowohl die einzelne Jahresleistung wie die
Gesamtleistung und die technische Durchführung. Die im Friedens-
vertrag vorgesehenen auf di« Gesamtsumme anzurechnenden Sicher-
hoitslekstungen müßten garantiert werden. Daneben regte der Mi-
nister «ine international« Aktion zur Reubeswdelung der zerstörten
Gebiete an, die als geschäftliche Unternehmungen ausgöbaut, über-
mäßige Unternehmergewinne -ausfchlietzen und unter gemeinsame
Kontrolle gestellt werden müßte.
Darauf wursde die Konferenz auf Sonntag nachmittag
5 Uhr zur Kenntnisnahme des Berichts der Sachverständigen in
der Kohlenfrage vertagt. Die Minister und die Kohlenifachver-
ständigen traten abends zu Beratungen zusammen.
Der Außenminister Simons hatte am 'Samstag eine Be-
sprechung mit dem bayerischen Staatsrat Mei nöl.
Der 7. Tag der Konferenz.
Keirre Einigung in der Kohlenfrage.
Die Ueberreichung der deutschen Wiedergnt-
machnngsvorschläge.
Spa, 11. Juli. Bei Beginn der heutigen Sitzung teilte der
Vorsitzende Mim'sterprWdent de la Croix mit, daß der britische
Ministerpräsident Lloyd George unpäßlich sei und daß daher die
Entscheidung in der Kohlensrage, über die die beiderseitigen Sach-
verständigen seit geistern beraten hätten, bis zur morgigen Sitzung
verschoben werde. Er richtete daher an die deutschen Delegierten
die Frage, ob sie bereit seien, die von ihnen für heute nachmittag
zugefagtsn W i ed e r g u t ma ch u n g svo rs chl ä g e vorzulegen.
Reichsminister Dr. Simons entgegnete, die deutschen Wie-
dcrgutmvchMgsvorschläa« seien fr r ti g g est el I t und hätten der
Konferenz im Laufe dieses Nachmitags zugehen sollen; er habt in-
dessen unmittelbar vor der Sitzung erfahren, daß bei den Kommis-
siow-verhattdlungen -wisch« den beiderseitigen «Sachverständigem
für die Kohlenfrage keine Einigung erKelt worden
sei. Wegen der grundlegenden Bedeutung «der Kohlenindustrie für
das deutsche Wirtschaftsleben sei die deutsche Delegation nicht
imstande, Vorschläge für die Wisdergutylachung vorzul'egen, so
lang« die Kohlensrags un «rledigt sei.
MnWervrästdmt Millerand erklärte, daß ihn diese Mit-
teilung beunruhige. Er verlas den Bericht der alliierten
Sachverständigen, betonte indessen, daß die Entscheidung, der alli-
ierten Regierungen erst morgen erfolgen werde und ersuchte erneut
um die Ueberreichung der deutschen Wicidergutmachiungsvorschläge.
Nöfchsminister Dr. Simons führte darauf aus, daß nach
dein von Herrn Millerand verlesenen Bericht von Deutschland mo-
natlich das 2)-fache des nn deutschen Kohlenwirtschastsvoranschlag
angefetzten Kohlenguantums verlangt werde, wonach der deutschen
Industrie Zur ein Drittel ihres notwendigen Kohlenbedarfs ver-
bleiben werde.
«Auf sein Ersuchen wurde die Sitzung für den Zweck einer in-
ternen Besprechung der deutschen Delegierten auf kurze Zeit ver-
tagt.
Nach Wiederaufnahme der Sitzung erklärte Reichsm'mister
Dr. Simons, daß die deutschen Delegierten angesichts der Ver-
sicherung der Herren Millerand und de la Croix, daß die EnHchei-.
düng in der Kohlenfrage erst morgen gefaßt werde, beschlossen habe,
die deutschen Widdergutmachungsvorschläge z u ü b erreichen u.
händigte mehrereExemp l a r e derselben dem Generalsekretär
der Konferenz ein.
Er ersuchte dabei die Konferenz, die Gesamtheit der deut-
schen Verpflichtungen aus dem Friedensvertrag an der Hand dieser
alseinen unteilbaren P l a n aiMschenden Vorschläge z u -
sammen milder Kobl e n s r a g e zu prüfen und vorläufig
eine Entscheidung in letzterer avszufttzen. Weiter betonte der Mi-
nister, daß nach Auffassung der deuffchen Delegierten der Zweck
der Konferenz o S n Spa der sein sollte, an Stelle der «in-
seitigen Festsetzung der deutschen Leistungen aus dem Friedensver-
trag in Gemäßheit des Artikels 233 durch die Wiedergutmachungs-

kommWon eine Festsetzung auf Grund neuer g eg eni e i t i -
gerAussprache treten zu taffen. Ministerpräsident MÄlerand
entgegnete unter Verlesung des in San Remo gefaßten Beschlusses,
daß der Vertrag von Versailles einschließlich des Artikels 233 di«
Grundlage der Beziehungen zwischen Deutschland und den alliierten
Mächten bleibe. Die Sitzung wunde darauf auf Montag vormittag
11 ilhr vertagt.
D.e Rede Huer.
Starker Eindruck aus der Konferenz.
Spa„ 10. IuK. Das Ereignis 'des Tages war die Räde der
Genoffen Hue. Zuevst hatte Stinnes in seiner brutalen
A r t gesprochen und durch seine Schärfe wiederholt die lebhafteste
Unzufriedenheit der Konferenzteilnehmer erregt. Seine Ausfüh-
rungen gipfelten in der Versicherung, daß durch Zwang nichts «er-
reicht werde, sondern, daß dadurch die Kohlenfraae nur gefährdet
sein würde. Selbst wenn Stinnes die lautere Wahrheit ausgespro-
chen haben sollte, war doch der Ton nicht konferenzfähig. Er sprach
vom S'icgestamnei, von d«r Verwendung der schwarzen Truppen
und dergleichen und zog sich sogar einen Ordn-ungsrmf zu.
Der Eindruck dieser RA>e, der sehr ungünstig war, wird in den
Kreisen der anwesenden deutschen Delegation damit enffchuMgt, daß
ja Stinnes, was Dr. Simons ausdrücklich hervvrgehobon hatte, nicht
im Namen der Reichsregierung sprach, sondern auf eigene Verant-
wortung.
Sodann sprach Genosse Hue zugleich namens Kes Unabhän-
gigen Piper und des christlichen Gewerkschaftsvertreters Imbufch,
also im Namen der gesamten Bergarbesterschaft. Sein« Nedd
war die eigentliche Sensation der Konferenz. Zum er-
sten Mate sprach et» Proletarier im Namen von Millionen
von Proletariern zu den Herren der Welt, welche glauben, ohne die
Arbeiterschaft oder gar gegen ff« über di« Menschheit verfügen zu
können. Sein« Rede rvar ein Fehderuf des deutschen, oder man
kann auch sagen des iitternattonalen Proletariats an dir kapitalisti-
schen und imperialistischen Machthaber Europas. Dabes verstand
es Hu«, in der Form stets sachlich und höflich zu- bleiben.
Während er sprach, wurde die Stimmung der Konferenz immer
ernster. Bald zeigte sich ein« stark wachsende Nervosität.
Der Sinn der Hueschen Rede war: Wir sind die Produktion,
wir fidO die Arbeit, ohne uns könnt Ihr nickt leben, seid Ihr nicht
lebensfähig. Glaubt Ihr etwa, -durch Soldaten «Und Maschinen-
gewehre elne Arbeitsstunde mehr zu erhalten? Cure Vertreter
können am grünen Tisch beraten und beschließen; wir, die Arbeiter.
Hadem auch unfern grünen Tisch: unsere gewerkschaftliche Internatio-
nale -er deutschen, englischen und französischen Bergarbeiter, die
den Sechsstundentag verlangen. «Eure Beschlüsse richten sich nach
den unserigen, nich 1 umgekeh r t.
Die Nachmittaassitzung zeigte einen überraschenden und wesent-
lichen Umschwung m- 'der Stimmung der. Eittentek.eise und ihrer
Vertreter, der nicht uNwahrschei-n-licherweis« auf den Eindruck
der Hueschen Rede zurückz-Mihren ist. Cs trat «in fchr
freundlicher Redewechsel zwischen Millerand und Simons ein.
Während der Teepause ging Lloyd George auf Hue
zu und es entspann sich folgendes Gespräch:
Lo y d George: Sie haben eine gute Rede gehalten. Sie
haben auf »sich einen sehr guten Eindruck gemacht.
H u e: Ich danke Ihnen, hoffenEich wird sie auch gut wirken.
Im weiteren Gespräch fragte Lloyd George Hue, ob er den
englischen- Arbeiterführer Keir Hardy kenne und von seiner Er-
krankung gehört «habe, was Hue bejahte. Hue «Dmmrte Lloyd Ge-
orge auch daran, daß er 1911 mit ihm selber sowie Keir Hardy und
Macdon-ald im englischen Parlament züsammengetroffen fest worauf
Llyd George Hur wiedercrkannte. Darauf verabschiedet« er sich
mit einem kräftigen Händedruck.
Nach der Sitzung äußerte sich Staatsminifter Dr. Simons
sehr d ef r'ie d-i gt Wer den eingetretenen Umschwung, der in der
Rede Millerands deutlich zutage trat, als er dem deutschen Volke
langes Leben und glückliche Entwicklung wünschte. Die Rede MA-
lerands machte den Eindruck, daß Aussicht a u f eineVer-
st ä n d i g u n g bestünde.
Berliner Presseftimmen.
Berlin, 10. Äuli. (W.B.) Die Abendblätter lehnen
einhellig die Ententeforderungen in der Kohlenfrage ab.
Der „Berliner Lokalanzeiger" erklärt, daß keine deutsche
Regierung, die noch eine Spur von nationalem Ehrgefühl
ihr Eigen nenne, zu diesem mörderischen Spiel ihre Hand
bieten 'dürfe. Lieber das Ende dieses Schreckens, als ein
Schrecken ohne Ende. Das „Berliner Tageblatt" sagt, die
Mlllerand'schen Maßregeln konnten von deutscher Seite un-
möglich durch Unterschrift sanktioniert werden. Man werde
wieder zum Säbel des Herrn Foch greifen müssen, wenn
man sie verwirklichen wolle. Der „Vorwärts" weist darauf
hin, daß durch das weitere Anziehen der Schraube des
Friedensvertrages immer wieder ein Stück Arbeiterschutz
und Sozialpolitik in Deutschland zum Teufel gehe und
fragt, was denn eigentlich die Bestimmungen über den
internationalen Arbe'iterschutz im Friedensvertrage zu be-
deuten hätten und wozu das internationale Arbeitsamt
unter der Leitung Albert Thomas da sei. Die „Freiheit"
wendet sich um Hilfe an die Arbeiterklasse der Entente, be-
sonders Frankreichs und Englands, die ihre Machtmittel
einsetzen müsse, damit das Werk der Völkerversöhnung nicht
 
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